Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläser zu einer Mittagsonne
machen werden.

*178. In Bursys Exemplar von "Jean Pauls Museum".
5

Dem Napoleons Museum nahm man die Werke und ließ ihm
die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie sein Volk ist doch
nur lauter Rahme.

Zum Andenken unserer gestrigen Stunden,
lieber Bursy, schriebs
Jean Paul
10
179. An Emanuel.

Mein Alter, dem ich seit einigen Tagen noch eine längere Lobrede
schreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirschhölzerne Tischchen
von 4 fl. nehm' ich, wenn es in Ihren Augen geschmackvoll ist. --15
Aber wie könnt' ich Ihnen über die alte mir so unbekannte, ungesehene
Jungfer auch nur den kleinsten Vor- oder Nachwink geben? --

180. An Emanuel.

Willst du mich kleines Tischchen mit sechzehn Gulden begießen,20

Werd' ich als ein großer Theetisch entsprießen.
Willst du das runde Gewächs gar mit Thee beregnen,
Werd' ich dich mit lauter Blüten von schönen Seelen segnen.
181. An Emanuel.
25

Guten Morgen, mein Emanuel! Alles recht und fast zu gut
geschrieben bei so vielem Schreiben. Noch besser ists, daß Sie Ihre
Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben so oft wieder-
holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeschichte.
Kanne's Brief hatten Sie mir schon geschickt. Hätten Sie lieber30
das ganze Billet eingerückt. -- Sonntags reise ich. Sie wissen also
das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.

5*

die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläſer zu einer Mittagſonne
machen werden.

*178. In Burſys Exemplar von „Jean Pauls Muſeum“.
5

Dem Napoleons Muſeum nahm man die Werke und ließ ihm
die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie ſein Volk iſt doch
nur lauter Rahme.

Zum Andenken unſerer geſtrigen Stunden,
lieber Burſy, ſchriebs
Jean Paul
10
179. An Emanuel.

Mein Alter, dem ich ſeit einigen Tagen noch eine längere Lobrede
ſchreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirſchhölzerne Tiſchchen
von 4 fl. nehm’ ich, wenn es in Ihren Augen geſchmackvoll iſt. —15
Aber wie könnt’ ich Ihnen über die alte mir ſo unbekannte, ungeſehene
Jungfer auch nur den kleinſten Vor- oder Nachwink geben? —

180. An Emanuel.

Willſt du mich kleines Tiſchchen mit ſechzehn Gulden begießen,20

Werd’ ich als ein großer Theetiſch entſprießen.
Willſt du das runde Gewächs gar mit Thée beregnen,
Werd’ ich dich mit lauter Blüten von ſchönen Seelen ſegnen.
181. An Emanuel.
25

Guten Morgen, mein Emanuel! Alles recht und faſt zu gut
geſchrieben bei ſo vielem Schreiben. Noch beſſer iſts, daß Sie Ihre
Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben ſo oft wieder-
holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeſchichte.
Kanne’s Brief hatten Sie mir ſchon geſchickt. Hätten Sie lieber30
das ganze Billet eingerückt. — Sonntags reiſe ich. Sie wiſſen alſo
das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.

5*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="67"/>
die Sie ohnehin durch Ihre Brennglä&#x017F;er zu einer Mittag&#x017F;onne<lb/>
machen werden.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*178. In <hi rendition="#g">Bur&#x017F;ys Exemplar von &#x201E;Jean Pauls Mu&#x017F;eum&#x201C;.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Mai 1816]</hi> </dateline>
        <lb n="5"/>
        <p>Dem Napoleons Mu&#x017F;eum nahm man die Werke und ließ ihm<lb/>
die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie &#x017F;ein Volk i&#x017F;t doch<lb/>
nur lauter Rahme.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Zum Andenken un&#x017F;erer ge&#x017F;trigen Stunden,<lb/>
lieber Bur&#x017F;y, &#x017F;chriebs<lb/>
Jean Paul</hi> </salute>
          <lb n="10"/>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>179. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. Mai 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein Alter, dem ich &#x017F;eit einigen Tagen noch eine längere Lobrede<lb/>
&#x017F;chreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kir&#x017F;chhölzerne Ti&#x017F;chchen<lb/>
von 4 fl. nehm&#x2019; ich, wenn es in <hi rendition="#g">Ihren</hi> Augen ge&#x017F;chmackvoll i&#x017F;t. &#x2014;<lb n="15"/>
Aber wie könnt&#x2019; ich Ihnen über die alte mir &#x017F;o unbekannte, unge&#x017F;ehene<lb/>
Jungfer auch nur den klein&#x017F;ten Vor- oder Nachwink geben? &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>180. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mai 1816?]</hi> </dateline><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Will&#x017F;t du mich kleines Ti&#x017F;chchen mit &#x017F;echzehn Gulden begießen,<lb n="20"/>
</l><lb/>
          <l>Werd&#x2019; ich als ein großer Theeti&#x017F;ch ent&#x017F;prießen.</l><lb/>
          <l>Will&#x017F;t du das runde Gewächs gar mit Thée beregnen,</l><lb/>
          <l>Werd&#x2019; ich dich mit lauter Blüten von &#x017F;chönen Seelen &#x017F;egnen.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>181. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 23. Mai 1816. Donnerstag]</hi> </dateline>
        <lb n="25"/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Alles recht und fa&#x017F;t zu gut<lb/>
ge&#x017F;chrieben bei &#x017F;o vielem Schreiben. Noch be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;ts, daß Sie Ihre<lb/>
Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben &#x017F;o oft wieder-<lb/>
holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebenge&#x017F;chichte.<lb/><hi rendition="#aq">Kanne&#x2019;s</hi> Brief hatten Sie mir &#x017F;chon ge&#x017F;chickt. Hätten Sie lieber<lb n="30"/>
das <hi rendition="#g">ganze</hi> Billet eingerückt. &#x2014; Sonntags rei&#x017F;e ich. Sie wi&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o<lb/>
das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0072] die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläſer zu einer Mittagſonne machen werden. *178. In Burſys Exemplar von „Jean Pauls Muſeum“. [Bayreuth, 15. Mai 1816] 5 Dem Napoleons Muſeum nahm man die Werke und ließ ihm die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie ſein Volk iſt doch nur lauter Rahme. Zum Andenken unſerer geſtrigen Stunden, lieber Burſy, ſchriebs Jean Paul 10 179. An Emanuel. [Bayreuth, 22. Mai 1816] Mein Alter, dem ich ſeit einigen Tagen noch eine längere Lobrede ſchreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirſchhölzerne Tiſchchen von 4 fl. nehm’ ich, wenn es in Ihren Augen geſchmackvoll iſt. — 15 Aber wie könnt’ ich Ihnen über die alte mir ſo unbekannte, ungeſehene Jungfer auch nur den kleinſten Vor- oder Nachwink geben? — 180. An Emanuel. [Bayreuth, Mai 1816?] Willſt du mich kleines Tiſchchen mit ſechzehn Gulden begießen, 20 Werd’ ich als ein großer Theetiſch entſprießen. Willſt du das runde Gewächs gar mit Thée beregnen, Werd’ ich dich mit lauter Blüten von ſchönen Seelen ſegnen. 181. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Mai 1816. Donnerstag] 25 Guten Morgen, mein Emanuel! Alles recht und faſt zu gut geſchrieben bei ſo vielem Schreiben. Noch beſſer iſts, daß Sie Ihre Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben ſo oft wieder- holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeſchichte. Kanne’s Brief hatten Sie mir ſchon geſchickt. Hätten Sie lieber 30 das ganze Billet eingerückt. — Sonntags reiſe ich. Sie wiſſen alſo das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann. 5*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/72
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/72>, abgerufen am 28.04.2024.