die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläser zu einer Mittagsonne machen werden.
*178. In Bursys Exemplar von "Jean Pauls Museum".
[Bayreuth, 15. Mai 1816]5
Dem Napoleons Museum nahm man die Werke und ließ ihm die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie sein Volk ist doch nur lauter Rahme.
Zum Andenken unserer gestrigen Stunden, lieber Bursy, schriebs Jean Paul
10
179. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1816]
Mein Alter, dem ich seit einigen Tagen noch eine längere Lobrede schreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirschhölzerne Tischchen von 4 fl. nehm' ich, wenn es in Ihren Augen geschmackvoll ist. --15 Aber wie könnt' ich Ihnen über die alte mir so unbekannte, ungesehene Jungfer auch nur den kleinsten Vor- oder Nachwink geben? --
180. An Emanuel.
[Bayreuth, Mai 1816?]
Willst du mich kleines Tischchen mit sechzehn Gulden begießen,20
Werd' ich als ein großer Theetisch entsprießen. Willst du das runde Gewächs gar mit Thee beregnen, Werd' ich dich mit lauter Blüten von schönen Seelen segnen.
181. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Mai 1816. Donnerstag]25
Guten Morgen, mein Emanuel! Alles recht und fast zu gut geschrieben bei so vielem Schreiben. Noch besser ists, daß Sie Ihre Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben so oft wieder- holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeschichte. Kanne's Brief hatten Sie mir schon geschickt. Hätten Sie lieber30 das ganze Billet eingerückt. -- Sonntags reise ich. Sie wissen also das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.
5*
die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläſer zu einer Mittagſonne machen werden.
*178. In Burſys Exemplar von „Jean Pauls Muſeum“.
[Bayreuth, 15. Mai 1816]5
Dem Napoleons Muſeum nahm man die Werke und ließ ihm die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie ſein Volk iſt doch nur lauter Rahme.
Zum Andenken unſerer geſtrigen Stunden, lieber Burſy, ſchriebs Jean Paul
10
179. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1816]
Mein Alter, dem ich ſeit einigen Tagen noch eine längere Lobrede ſchreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirſchhölzerne Tiſchchen von 4 fl. nehm’ ich, wenn es in Ihren Augen geſchmackvoll iſt. —15 Aber wie könnt’ ich Ihnen über die alte mir ſo unbekannte, ungeſehene Jungfer auch nur den kleinſten Vor- oder Nachwink geben? —
180. An Emanuel.
[Bayreuth, Mai 1816?]
Willſt du mich kleines Tiſchchen mit ſechzehn Gulden begießen,20
Werd’ ich als ein großer Theetiſch entſprießen. Willſt du das runde Gewächs gar mit Thée beregnen, Werd’ ich dich mit lauter Blüten von ſchönen Seelen ſegnen.
181. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Mai 1816. Donnerstag]25
Guten Morgen, mein Emanuel! Alles recht und faſt zu gut geſchrieben bei ſo vielem Schreiben. Noch beſſer iſts, daß Sie Ihre Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben ſo oft wieder- holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeſchichte. Kanne’s Brief hatten Sie mir ſchon geſchickt. Hätten Sie lieber30 das ganze Billet eingerückt. — Sonntags reiſe ich. Sie wiſſen alſo das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.
5*
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0072"n="67"/>
die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläſer zu einer Mittagſonne<lb/>
machen werden.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>*178. In <hirendition="#g">Burſys Exemplar von „Jean Pauls Muſeum“.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 15. Mai 1816]</hi></dateline><lbn="5"/><p>Dem Napoleons Muſeum nahm man die Werke und ließ ihm<lb/>
die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie ſein Volk iſt doch<lb/>
nur lauter Rahme.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Zum Andenken unſerer geſtrigen Stunden,<lb/>
lieber Burſy, ſchriebs<lb/>
Jean Paul</hi></salute><lbn="10"/></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>179. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 22. Mai 1816]</hi></dateline><lb/><p>Mein Alter, dem ich ſeit einigen Tagen noch eine längere Lobrede<lb/>ſchreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirſchhölzerne Tiſchchen<lb/>
von 4 fl. nehm’ ich, wenn es in <hirendition="#g">Ihren</hi> Augen geſchmackvoll iſt. —<lbn="15"/>
Aber wie könnt’ ich Ihnen über die alte mir ſo unbekannte, ungeſehene<lb/>
Jungfer auch nur den kleinſten Vor- oder Nachwink geben? —</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>180. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Mai 1816?]</hi></dateline><lb/><lgtype="poem"><l>Willſt du mich kleines Tiſchchen mit ſechzehn Gulden begießen,<lbn="20"/></l><lb/><l>Werd’ ich als ein großer Theetiſch entſprießen.</l><lb/><l>Willſt du das runde Gewächs gar mit Thée beregnen,</l><lb/><l>Werd’ ich dich mit lauter Blüten von ſchönen Seelen ſegnen.</l></lg></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>181. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 23. Mai 1816. Donnerstag]</hi></dateline><lbn="25"/><p>Guten Morgen, mein <hirendition="#aq">Emanuel!</hi> Alles recht und faſt zu gut<lb/>
geſchrieben bei ſo vielem Schreiben. Noch beſſer iſts, daß Sie Ihre<lb/>
Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben ſo oft wieder-<lb/>
holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeſchichte.<lb/><hirendition="#aq">Kanne’s</hi> Brief hatten Sie mir ſchon geſchickt. Hätten Sie lieber<lbn="30"/>
das <hirendition="#g">ganze</hi> Billet eingerückt. — Sonntags reiſe ich. Sie wiſſen alſo<lb/>
das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">5*</fw><lb/></body></text></TEI>
[67/0072]
die Sie ohnehin durch Ihre Brenngläſer zu einer Mittagſonne
machen werden.
*178. In Burſys Exemplar von „Jean Pauls Muſeum“.
[Bayreuth, 15. Mai 1816] 5
Dem Napoleons Muſeum nahm man die Werke und ließ ihm
die Rahmen, und das mit Recht; denn er wie ſein Volk iſt doch
nur lauter Rahme.
Zum Andenken unſerer geſtrigen Stunden,
lieber Burſy, ſchriebs
Jean Paul 10
179. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1816]
Mein Alter, dem ich ſeit einigen Tagen noch eine längere Lobrede
ſchreibe obwol eine ungehörte! Gut! Das kirſchhölzerne Tiſchchen
von 4 fl. nehm’ ich, wenn es in Ihren Augen geſchmackvoll iſt. — 15
Aber wie könnt’ ich Ihnen über die alte mir ſo unbekannte, ungeſehene
Jungfer auch nur den kleinſten Vor- oder Nachwink geben? —
180. An Emanuel.
[Bayreuth, Mai 1816?]
Willſt du mich kleines Tiſchchen mit ſechzehn Gulden begießen, 20
Werd’ ich als ein großer Theetiſch entſprießen.
Willſt du das runde Gewächs gar mit Thée beregnen,
Werd’ ich dich mit lauter Blüten von ſchönen Seelen ſegnen.
181. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Mai 1816. Donnerstag] 25
Guten Morgen, mein Emanuel! Alles recht und faſt zu gut
geſchrieben bei ſo vielem Schreiben. Noch beſſer iſts, daß Sie Ihre
Briefe kopieren. So können Sie künftig Ihr Leben ſo oft wieder-
holen als Sie wollen. Ich weiß keine genauere Lebengeſchichte.
Kanne’s Brief hatten Sie mir ſchon geſchickt. Hätten Sie lieber 30
das ganze Billet eingerückt. — Sonntags reiſe ich. Sie wiſſen alſo
das Wetter; aber ich noch nicht den Fuhrmann.
5*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/72>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.