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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Akademie und nicht nur vaterländischer, auch ausländischer Gelehrten
die schönsten einem Schriftsteller einflößen müssen, der eben so viele
Bücher geschrieben als Jahre gelebt, nämlich 53, und welcher arm-
geboren nicht mehr als Eine Feder zu Flug und Decke hat, nämlich
die Schreibfeder. Möge die Güte Ew. [Exzellenz] es verzeihen, daß5
ich ein Auge, das auf der großen Länderkarte eines Königreichs
messend und ordnend ruht, auf das kaum sichtbare Pünktchen einer
Einsiedelei zu leiten gewagt, um die Entscheidung zu erfahren, mit
welchen Hoffnungen sich mein Jahr beschließen soll, mit unerfüllten
oder mit erfüllten.10

Mit schuldigstem Respekt
125. An Emanuel.

Guten Morgen!

Wie wird sich mein Emanuel freuen!15

126. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Gestern bekam ich Jacobis Schriften
und die Minerva; heute gar die Pension. Könntest du mir auch eine
solche Freude machen als ich dir hier mache! --20

Dießmal muß ich dich noch einmal plagen, nämlich um Machen
der Quittungen und überall um nähere Bestimmungen, zu wem ich
zu gehen habe etc. etc.; es hat aber mehre Tage noch Zeit.

Diese Bouteille von meinem besten ungarischen Probe-Wein
sollst du auf das Wol deines frühern Glaubens trinken.25

Muß ich Dankschreiben an König und Montgelas machen?

Leider gingen gerade vorgestern die Doppelbitten nach München
ab.

Ich werde wol bei Hardenberg und Schuckmann die Erwähnung
der Nicht-bezahlten Pension widerrufen müssen.30

127. An Stadtgerichtsdirektor Schweitzer in Bayreuth.
[Kopie]

-- Quittungen, worunter Sie setzen sollen, daß ich weder seelig
noch verdammt bin sondern noch lebe und sündige.

Akademie und nicht nur vaterländiſcher, auch ausländiſcher Gelehrten
die ſchönſten einem Schriftſteller einflößen müſſen, der eben ſo viele
Bücher geſchrieben als Jahre gelebt, nämlich 53, und welcher arm-
geboren nicht mehr als Eine Feder zu Flug und Decke hat, nämlich
die Schreibfeder. Möge die Güte Ew. [Exzellenz] es verzeihen, daß5
ich ein Auge, das auf der großen Länderkarte eines Königreichs
meſſend und ordnend ruht, auf das kaum ſichtbare Pünktchen einer
Einſiedelei zu leiten gewagt, um die Entſcheidung zu erfahren, mit
welchen Hoffnungen ſich mein Jahr beſchließen ſoll, mit unerfüllten
oder mit erfüllten.10

Mit ſchuldigſtem Reſpekt
125. An Emanuel.

Guten Morgen!

Wie wird ſich mein Emanuel freuen!15

126. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Geſtern bekam ich Jacobis Schriften
und die Minerva; heute gar die Penſion. Könnteſt du mir auch eine
ſolche Freude machen als ich dir hier mache! —20

Dießmal muß ich dich noch einmal plagen, nämlich um Machen
der Quittungen und überall um nähere Beſtimmungen, zu wem ich
zu gehen habe ꝛc. ꝛc.; es hat aber mehre Tage noch Zeit.

Dieſe Bouteille von meinem beſten ungariſchen Probe-Wein
ſollſt du auf das Wol deines frühern Glaubens trinken.25

Muß ich Dankſchreiben an König und Montgelas machen?

Leider gingen gerade vorgeſtern die Doppelbitten nach München
ab.

Ich werde wol bei Hardenberg und Schuckmann die Erwähnung
der Nicht-bezahlten Penſion widerrufen müſſen.30

127. An Stadtgerichtsdirektor Schweitzer in Bayreuth.
[Kopie]

— Quittungen, worunter Sie ſetzen ſollen, daß ich weder ſeelig
noch verdammt bin ſondern noch lebe und ſündige.

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[46/0051] Akademie und nicht nur vaterländiſcher, auch ausländiſcher Gelehrten die ſchönſten einem Schriftſteller einflößen müſſen, der eben ſo viele Bücher geſchrieben als Jahre gelebt, nämlich 53, und welcher arm- geboren nicht mehr als Eine Feder zu Flug und Decke hat, nämlich die Schreibfeder. Möge die Güte Ew. [Exzellenz] es verzeihen, daß 5 ich ein Auge, das auf der großen Länderkarte eines Königreichs meſſend und ordnend ruht, auf das kaum ſichtbare Pünktchen einer Einſiedelei zu leiten gewagt, um die Entſcheidung zu erfahren, mit welchen Hoffnungen ſich mein Jahr beſchließen ſoll, mit unerfüllten oder mit erfüllten. 10 Mit ſchuldigſtem Reſpekt 125. An Emanuel. [Bayreuth, 10. Dez. 1815] Guten Morgen! Wie wird ſich mein Emanuel freuen! 15 126. An Otto. [Bayreuth, 10. Dez. 1815] Guten Morgen, Alter! Geſtern bekam ich Jacobis Schriften und die Minerva; heute gar die Penſion. Könnteſt du mir auch eine ſolche Freude machen als ich dir hier mache! — 20 Dießmal muß ich dich noch einmal plagen, nämlich um Machen der Quittungen und überall um nähere Beſtimmungen, zu wem ich zu gehen habe ꝛc. ꝛc.; es hat aber mehre Tage noch Zeit. Dieſe Bouteille von meinem beſten ungariſchen Probe-Wein ſollſt du auf das Wol deines frühern Glaubens trinken. 25 Muß ich Dankſchreiben an König und Montgelas machen? Leider gingen gerade vorgeſtern die Doppelbitten nach München ab. Ich werde wol bei Hardenberg und Schuckmann die Erwähnung der Nicht-bezahlten Penſion widerrufen müſſen. 30 127. An Stadtgerichtsdirektor Schweitzer in Bayreuth. [Bayreuth, 11. (?) Dez. 1815] — Quittungen, worunter Sie ſetzen ſollen, daß ich weder ſeelig noch verdammt bin ſondern noch lebe und ſündige.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/51>, abgerufen am 28.04.2024.