Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

schrift doch leserlich lassen? Und warum beginnst du mit der Un-
leserlichkeit, womit andere kaum endigen? -- Die Freitags Post
geht in 2 Tagen nach München. Lasse dir die gleiche Rück-Post
sagen. -- Streifen anders politische Neuigkeiten dein Ohr vorbei:
so halte einige für mich fest und bereit. -- Grüße meine geliebte5
Auguste und ihren Gatten und Thiersch. -- Die Mutter wird schon
an deine Weihnachtzeit denken. -- Meinen Leib hetzt eine Winter-
plage nach der andern. -- Bleibe gut und gesund!

Dein Vater
Richter
10
609. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Theuerster! Hier der Sonnabends Brief
von meiner herrlichen Karoline; und der gestrige, so lange mit
furchtsamen Schmerzen erwartete, von meinem Voß. -- Otto möge15
beide mir bald wiedergeben. -- Auch in mir tönt Ihr letzter Besuch
wie ein Sommer-Abend nach. -- Mit Fuß und Bein geht sichs
jetzt besser.

610. An Cotta.
20

Hier bringt -- dem Worthalter -- wieder ein Worthalter den
Neujahraufsatz sammt dem 3ten B[and] der Herbstblumine. Gerade
indem man sich des Politischen recht entschlagen will, denkt man
natürlich daran und dann kommt das Denken auch mit auf das
Papier. Versetzt Sie die Nürnberger Zeitung mit Wahrheit in den25
Wiener Kongreß, der in jedem Falle den Karlsbader an Ruhe und
Licht übertreffen und eben darum mehr verbessern als verstärken
versteinern wird? --

Bei der 3ten Herbstblumine sind die alten Bedingungen: drei
Ld'or für Druckbogen -- 12 Freiexemplare auf Schreibpapier u.s.w.30
Auf Ostern 1820 haben Sie mir den Druck versprochen. Die leeren
Papierseiten der Abschreiber sollen ja nicht für Zeichen des Leer-
lassens für den Setzer gelten. Das Büchelchen hat sich ohnehin zu
meinem Erstaunen unter den Händen in ein Buch verwandelt; --

21*

ſchrift doch leſerlich laſſen? Und warum beginnſt du mit der Un-
leſerlichkeit, womit andere kaum endigen? — Die Freitags Poſt
geht in 2 Tagen nach München. Laſſe dir die gleiche Rück-Poſt
ſagen. — Streifen anders politiſche Neuigkeiten dein Ohr vorbei:
ſo halte einige für mich feſt und bereit. — Grüße meine geliebte5
Auguſte und ihren Gatten und Thiersch. — Die Mutter wird ſchon
an deine Weihnachtzeit denken. — Meinen Leib hetzt eine Winter-
plage nach der andern. — Bleibe gut und geſund!

Dein Vater
Richter
10
609. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Theuerſter! Hier der Sonnabends Brief
von meiner herrlichen Karoline; und der geſtrige, ſo lange mit
furchtſamen Schmerzen erwartete, von meinem Voß. — Otto möge15
beide mir bald wiedergeben. — Auch in mir tönt Ihr letzter Beſuch
wie ein Sommer-Abend nach. — Mit Fuß und Bein geht ſichs
jetzt beſſer.

610. An Cotta.
20

Hier bringt — dem Worthalter — wieder ein Worthalter den
Neujahraufſatz ſammt dem 3ten B[and] der Herbſtblumine. Gerade
indem man ſich des Politiſchen recht entſchlagen will, denkt man
natürlich daran und dann kommt das Denken auch mit auf das
Papier. Verſetzt Sie die Nürnberger Zeitung mit Wahrheit in den25
Wiener Kongreß, der in jedem Falle den Karlsbader an Ruhe und
Licht übertreffen und eben darum mehr verbeſſern als verſtärken
〈verſteinern〉 wird? —

Bei der 3ten Herbſtblumine ſind die alten Bedingungen: drei
Ld’or für Druckbogen — 12 Freiexemplare auf Schreibpapier u.ſ.w.30
Auf Oſtern 1820 haben Sie mir den Druck verſprochen. Die leeren
Papierſeiten der Abſchreiber ſollen ja nicht für Zeichen des Leer-
laſſens für den Setzer gelten. Das Büchelchen hat ſich ohnehin zu
meinem Erſtaunen unter den Händen in ein Buch verwandelt; —

21*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0335" n="323"/>
&#x017F;chrift doch le&#x017F;erlich la&#x017F;&#x017F;en? Und warum beginn&#x017F;t du mit der Un-<lb/>
le&#x017F;erlichkeit, womit andere kaum endigen? &#x2014; Die Freitags Po&#x017F;t<lb/>
geht in 2 Tagen nach <hi rendition="#aq">München.</hi> La&#x017F;&#x017F;e dir die gleiche Rück-Po&#x017F;t<lb/>
&#x017F;agen. &#x2014; Streifen anders politi&#x017F;che Neuigkeiten dein Ohr vorbei:<lb/>
&#x017F;o halte einige für mich fe&#x017F;t und bereit. &#x2014; Grüße meine geliebte<lb n="5"/>
Augu&#x017F;te und ihren Gatten und <hi rendition="#aq">Thiersch.</hi> &#x2014; Die Mutter wird &#x017F;chon<lb/>
an deine Weihnachtzeit denken. &#x2014; Meinen Leib hetzt eine Winter-<lb/>
plage nach der andern. &#x2014; Bleibe gut und ge&#x017F;und!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Dein Vater<lb/>
Richter</hi> </salute>
          <lb n="10"/>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>609. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. Dez. 1819. Montag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein Theuer&#x017F;ter! Hier der Sonnabends Brief<lb/>
von meiner herrlichen Karoline; und der ge&#x017F;trige, &#x017F;o lange mit<lb/>
furcht&#x017F;amen Schmerzen erwartete, von meinem <hi rendition="#aq">Voß. &#x2014; Otto</hi> möge<lb n="15"/>
beide mir bald wiedergeben. &#x2014; Auch in mir tönt Ihr letzter Be&#x017F;uch<lb/>
wie ein Sommer-Abend nach. &#x2014; Mit Fuß und Bein geht &#x017F;ichs<lb/>
jetzt be&#x017F;&#x017F;er.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>610. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 20. Dez. 1819</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Hier bringt &#x2014; dem Worthalter &#x2014; wieder ein Worthalter den<lb/>
Neujahrauf&#x017F;atz &#x017F;ammt dem 3<hi rendition="#sup">ten</hi> B[and] der Herb&#x017F;tblumine. Gerade<lb/>
indem man &#x017F;ich des Politi&#x017F;chen recht ent&#x017F;chlagen will, denkt man<lb/>
natürlich daran und dann kommt das Denken auch mit auf das<lb/>
Papier. Ver&#x017F;etzt Sie die Nürnberger Zeitung mit Wahrheit in den<lb n="25"/>
Wiener Kongreß, der in jedem Falle den Karlsbader an Ruhe und<lb/>
Licht übertreffen und eben darum mehr verbe&#x017F;&#x017F;ern als ver&#x017F;tärken<lb/>
&#x2329;ver&#x017F;teinern&#x232A; wird? &#x2014;</p><lb/>
        <p>Bei der 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Herb&#x017F;tblumine &#x017F;ind die alten Bedingungen: drei<lb/><hi rendition="#aq">Ld&#x2019;or</hi> für Druckbogen &#x2014; 12 Freiexemplare auf Schreibpapier u.&#x017F;.w.<lb n="30"/>
Auf O&#x017F;tern 1820 haben Sie mir den Druck ver&#x017F;prochen. Die leeren<lb/>
Papier&#x017F;eiten der Ab&#x017F;chreiber &#x017F;ollen ja nicht für Zeichen des Leer-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ens für den Setzer gelten. Das Büchelchen hat &#x017F;ich ohnehin zu<lb/>
meinem Er&#x017F;taunen unter den Händen in ein Buch verwandelt; &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">21*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0335] ſchrift doch leſerlich laſſen? Und warum beginnſt du mit der Un- leſerlichkeit, womit andere kaum endigen? — Die Freitags Poſt geht in 2 Tagen nach München. Laſſe dir die gleiche Rück-Poſt ſagen. — Streifen anders politiſche Neuigkeiten dein Ohr vorbei: ſo halte einige für mich feſt und bereit. — Grüße meine geliebte 5 Auguſte und ihren Gatten und Thiersch. — Die Mutter wird ſchon an deine Weihnachtzeit denken. — Meinen Leib hetzt eine Winter- plage nach der andern. — Bleibe gut und geſund! Dein Vater Richter 10 609. An Emanuel. [Bayreuth, 20. Dez. 1819. Montag] Guten Morgen, mein Theuerſter! Hier der Sonnabends Brief von meiner herrlichen Karoline; und der geſtrige, ſo lange mit furchtſamen Schmerzen erwartete, von meinem Voß. — Otto möge 15 beide mir bald wiedergeben. — Auch in mir tönt Ihr letzter Beſuch wie ein Sommer-Abend nach. — Mit Fuß und Bein geht ſichs jetzt beſſer. 610. An Cotta. Baireut d. 20. Dez. 1819 20 Hier bringt — dem Worthalter — wieder ein Worthalter den Neujahraufſatz ſammt dem 3ten B[and] der Herbſtblumine. Gerade indem man ſich des Politiſchen recht entſchlagen will, denkt man natürlich daran und dann kommt das Denken auch mit auf das Papier. Verſetzt Sie die Nürnberger Zeitung mit Wahrheit in den 25 Wiener Kongreß, der in jedem Falle den Karlsbader an Ruhe und Licht übertreffen und eben darum mehr verbeſſern als verſtärken 〈verſteinern〉 wird? — Bei der 3ten Herbſtblumine ſind die alten Bedingungen: drei Ld’or für Druckbogen — 12 Freiexemplare auf Schreibpapier u.ſ.w. 30 Auf Oſtern 1820 haben Sie mir den Druck verſprochen. Die leeren Papierſeiten der Abſchreiber ſollen ja nicht für Zeichen des Leer- laſſens für den Setzer gelten. Das Büchelchen hat ſich ohnehin zu meinem Erſtaunen unter den Händen in ein Buch verwandelt; — 21*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/335
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/335>, abgerufen am 17.05.2024.