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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Schwanenheim; unter den Weibern -- (ich wohne auf dem
Weibermarkt) die beiden Schwestern Reichenbach als sehr aus-
gezeichnet. Während der Abendgesellschaft zogen die Schüler des
Gymnasiums mit Fackeln und Vivat vor das Haus.



575. An Otto.5

Guten Morgen, mein lieber Alter! Endlich hab' ich meine Reise
unter ordentlicher Chrestomathie von günstigen Zufällen zurück-
gelegt. -- Leider hör' ich, daß es deinem Körper nicht so gegangen.
-- Wir wollen uns bald sehen.10

576. An Emanuel.

Mein theuerster Emanuel! Da halt' ich nun meine lieben Mei-
nigen in den Händen. Man sollte ordentlich verreisen, blos um
anzukommen. Einige Reiseberichte werden Sie im zweiten Briefe15
an C[aroline] finden, den Otto schicken wird mit andern; aber einen
Quartband heb' ich auf für den Mundbericht ... Eben störte mich
im Blättchen Oken aus Jena 2 Stunden lang ... -- Tiedge und
Fr. v. Ende grüßen Sie herzlich. -- Gute Nacht der liebenden und
geliebten Vier.20

R.
577. An Max Richter in München.

Mein lieber Max! Gestern (Sonntags) kam ich hier an und hörte
mit Freuden von deinen Gymnasial-Tropäen und las deine Briefe25
mit Freuden über deine Besuche bei allen Merkwürdigkeiten. Aber
gegen meinen Willen war dein Besuch Augsburgs, so wie ich dir
den Besuch von Salzburg nicht erlauben kann. Deine Jahre lassen
dir noch Spielraum genug für die ganze Erde offen; und du mußt
nicht eine große Freude auf die andere große häufen wollen. In30
meinem dreißigsten Jahre hätte mich schon eine ganz gesättigt und
beglückt. Kehre also unmittelbar um und frage Fräul. v.

Schwanenheim; unter den Weibern — (ich wohne auf dem
Weibermarkt) die beiden Schweſtern Reichenbach als ſehr aus-
gezeichnet. Während der Abendgeſellſchaft zogen die Schüler des
Gymnaſiums mit Fackeln und Vivat vor das Haus.



575. An Otto.5

Guten Morgen, mein lieber Alter! Endlich hab’ ich meine Reiſe
unter ordentlicher Chreſtomathie von günſtigen Zufällen zurück-
gelegt. — Leider hör’ ich, daß es deinem Körper nicht ſo gegangen.
— Wir wollen uns bald ſehen.10

576. An Emanuel.

Mein theuerſter Emanuel! Da halt’ ich nun meine lieben Mei-
nigen in den Händen. Man ſollte ordentlich verreiſen, blos um
anzukommen. Einige Reiſeberichte werden Sie im zweiten Briefe15
an C[aroline] finden, den Otto ſchicken wird mit andern; aber einen
Quartband heb’ ich auf für den Mundbericht ... Eben ſtörte mich
im Blättchen Oken aus Jena 2 Stunden lang ... — Tiedge und
Fr. v. Ende grüßen Sie herzlich. — Gute Nacht der liebenden und
geliebten Vier.20

R.
577. An Max Richter in München.

Mein lieber Max! Geſtern (Sonntags) kam ich hier an und hörte
mit Freuden von deinen Gymnaſial-Tropäen und las deine Briefe25
mit Freuden über deine Beſuche bei allen Merkwürdigkeiten. Aber
gegen meinen Willen war dein Beſuch Augsburgs, ſo wie ich dir
den Beſuch von Salzburg nicht erlauben kann. Deine Jahre laſſen
dir noch Spielraum genug für die ganze Erde offen; und du mußt
nicht eine große Freude auf die andere große häufen wollen. In30
meinem dreißigſten Jahre hätte mich ſchon eine ganz geſättigt und
beglückt. Kehre alſo unmittelbar um und frage Fräul. v.

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[302/0312] Schwanenheim; unter den Weibern — (ich wohne auf dem Weibermarkt) die beiden Schweſtern Reichenbach als ſehr aus- gezeichnet. Während der Abendgeſellſchaft zogen die Schüler des Gymnaſiums mit Fackeln und Vivat vor das Haus. 575. An Otto. 5 [Bayreuth, 20. Sept. 1819?] Guten Morgen, mein lieber Alter! Endlich hab’ ich meine Reiſe unter ordentlicher Chreſtomathie von günſtigen Zufällen zurück- gelegt. — Leider hör’ ich, daß es deinem Körper nicht ſo gegangen. — Wir wollen uns bald ſehen. 10 576. An Emanuel. [Bayreuth, 20. Sept. 1819] Mein theuerſter Emanuel! Da halt’ ich nun meine lieben Mei- nigen in den Händen. Man ſollte ordentlich verreiſen, blos um anzukommen. Einige Reiſeberichte werden Sie im zweiten Briefe 15 an C[aroline] finden, den Otto ſchicken wird mit andern; aber einen Quartband heb’ ich auf für den Mundbericht ... Eben ſtörte mich im Blättchen Oken aus Jena 2 Stunden lang ... — Tiedge und Fr. v. Ende grüßen Sie herzlich. — Gute Nacht der liebenden und geliebten Vier. 20 R. 577. An Max Richter in München. Baireut d. 20. Sept. 1819 Mein lieber Max! Geſtern (Sonntags) kam ich hier an und hörte mit Freuden von deinen Gymnaſial-Tropäen und las deine Briefe 25 mit Freuden über deine Beſuche bei allen Merkwürdigkeiten. Aber gegen meinen Willen war dein Beſuch Augsburgs, ſo wie ich dir den Beſuch von Salzburg nicht erlauben kann. Deine Jahre laſſen dir noch Spielraum genug für die ganze Erde offen; und du mußt nicht eine große Freude auf die andere große häufen wollen. In 30 meinem dreißigſten Jahre hätte mich ſchon eine ganz geſättigt und beglückt. Kehre alſo unmittelbar um und frage Fräul. v.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/312>, abgerufen am 17.05.2024.