schreib' ich dir; denn sonst bei dieser Nähe mündlicher Worte wären schriftliche ein Telegraph in der Stube. -- Leider muß ich es mir meiner Verhältnisse wegen gefallen lassen, daß du nicht bei mir wohnest, da du deinen lieben Abraham mitbringst, was mich wieder auf die andere Art entschädigt. Steige ja in der Sonne ab, dem5 besten Gasthofe, worin ich immer in meiner jüngern Zeit so wie Siebenkaes logierte. -- Den Tag deiner Ankunft schreibe mir so bestimmt wie möglich. -- Außer Gegenden und außer den Meinigen hab' ich Euch wenig anzubieten. -- Über Heidelberg und meine Lebensbeschreibung hast du mich misverstanden; nur aufgeschoben10 hab' ich das Genießen beider, nicht aufgegeben. Und nun reise so glücklich als du in Rudolstadt sein wirst!
Jean Paul
514. An Abraham Voß in Rudolstadt.
Baireut d. 26ten März 181915
Auch Ihnen, vorausgeliebter Mann, schreib' ich wenig, da sich alles Ihrer Gegenwart aufspart und ein langer Brief hier ein Telegraph in einer Stube wäre. Aus demselben Grunde geb' ich auch die Briefe Ihres Heinrichs nicht zum zweitenmale dem Fell- eisen, sondern lieber unmittelbar Ihrer Hand.20
Herzlich freu' ich mich auf Ihr Sehen; ein neuer Sohn von Voß ist ja noch mehr als ein neues Buch von ihm, auf welches man so freudig hofft.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
25
515. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.
[Kopie]
Euer Exzellenz
verzeihen das Blättchen. Wollte der Himmel, Sie bekämen über- haupt bei Ihrer Welt von Geschäften statt der Foliobogen nur Duodezblättchen. Ich will die Bitte, die mein Bruder, hiesiger30 Unteraufschläger, heute der K. Regierung in Duplobogen einreicht, Ihnen hier in Duodezsätzchen vortragen.
Er ist 22 Jahre lang Unteraufschläger und hat 7 unerzogne Kinder.
17*
ſchreib’ ich dir; denn ſonſt bei dieſer Nähe mündlicher Worte wären ſchriftliche ein Telegraph in der Stube. — Leider muß ich es mir meiner Verhältniſſe wegen gefallen laſſen, daß du nicht bei mir wohneſt, da du deinen lieben Abraham mitbringſt, was mich wieder auf die andere Art entſchädigt. Steige ja in der Sonne ab, dem5 beſten Gaſthofe, worin ich immer in meiner jüngern Zeit ſo wie Siebenkaes logierte. — Den Tag deiner Ankunft ſchreibe mir ſo beſtimmt wie möglich. — Außer Gegenden und außer den Meinigen hab’ ich Euch wenig anzubieten. — Über Heidelberg und meine Lebensbeſchreibung haſt du mich misverſtanden; nur aufgeſchoben10 hab’ ich das Genießen beider, nicht aufgegeben. Und nun reiſe ſo glücklich als du in Rudolſtadt ſein wirſt!
Jean Paul
514. An Abraham Voß in Rudolſtadt.
Baireut d. 26ten März 181915
Auch Ihnen, vorausgeliebter Mann, ſchreib’ ich wenig, da ſich alles Ihrer Gegenwart aufſpart und ein langer Brief hier ein Telegraph in einer Stube wäre. Aus demſelben Grunde geb’ ich auch die Briefe Ihres Heinrichs nicht zum zweitenmale dem Fell- eiſen, ſondern lieber unmittelbar Ihrer Hand.20
Herzlich freu’ ich mich auf Ihr Sehen; ein neuer Sohn von Voß iſt ja noch mehr als ein neues Buch von ihm, auf welches man ſo freudig hofft.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
25
515. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.
[Kopie]
Euer Exzellenz
verzeihen das Blättchen. Wollte der Himmel, Sie bekämen über- haupt bei Ihrer Welt von Geſchäften ſtatt der Foliobogen nur Duodezblättchen. Ich will die Bitte, die mein Bruder, hieſiger30 Unteraufſchläger, heute der K. Regierung in Duplobogen einreicht, Ihnen hier in Duodezſätzchen vortragen.
Er iſt 22 Jahre lang Unteraufſchläger und hat 7 unerzogne Kinder.
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ſchreib’ ich dir; denn ſonſt bei dieſer Nähe mündlicher Worte wären
ſchriftliche ein Telegraph in der Stube. — Leider muß ich es mir
meiner Verhältniſſe wegen gefallen laſſen, daß du nicht bei mir
wohneſt, da du deinen lieben Abraham mitbringſt, was mich wieder
auf die andere Art entſchädigt. Steige ja in der Sonne ab, dem 5
beſten Gaſthofe, worin ich immer in meiner jüngern Zeit ſo wie
Siebenkaes logierte. — Den Tag deiner Ankunft ſchreibe mir ſo
beſtimmt wie möglich. — Außer Gegenden und außer den Meinigen
hab’ ich Euch wenig anzubieten. — Über Heidelberg und meine
Lebensbeſchreibung haſt du mich misverſtanden; nur aufgeſchoben 10
hab’ ich das Genießen beider, nicht aufgegeben. Und nun reiſe ſo
glücklich als du in Rudolſtadt ſein wirſt!
Jean Paul
514. An Abraham Voß in Rudolſtadt.
Baireut d. 26ten März 1819 15
Auch Ihnen, vorausgeliebter Mann, ſchreib’ ich wenig, da ſich
alles Ihrer Gegenwart aufſpart und ein langer Brief hier ein
Telegraph in einer Stube wäre. Aus demſelben Grunde geb’ ich
auch die Briefe Ihres Heinrichs nicht zum zweitenmale dem Fell-
eiſen, ſondern lieber unmittelbar Ihrer Hand. 20
Herzlich freu’ ich mich auf Ihr Sehen; ein neuer Sohn von Voß
iſt ja noch mehr als ein neues Buch von ihm, auf welches man ſo
freudig hofft.
Ihr
Jean Paul Fr. Richter 25
515. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.
Euer Exzellenz
verzeihen das Blättchen. Wollte der Himmel, Sie bekämen über-
haupt bei Ihrer Welt von Geſchäften ſtatt der Foliobogen nur
Duodezblättchen. Ich will die Bitte, die mein Bruder, hieſiger 30
Unteraufſchläger, heute der K. Regierung in Duplobogen einreicht,
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Er iſt 22 Jahre lang Unteraufſchläger und hat 7 unerzogne
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/267>, abgerufen am 16.02.2025.
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