Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.Leser schwer zu finden, hinzuwünschte, nämlich Kürze. Durch steil- *511. An Heinrich Voß in Heidelberg. Baireut d. 10ten März 1819Mein Heinrich! Unter 20 Briefen beantwort' ich gewöhnlich Für die niedersächsischen und altdeutschen Kernwörter sollte man *) Ich lasse aber künftig alles in einem besonderen Band auf einmal aus-
rücken.35 Leſer ſchwer zu finden, hinzuwünſchte, nämlich Kürze. Durch ſteil- *511. An Heinrich Voß in Heidelberg. Baireut d. 10ten März 1819Mein Heinrich! Unter 20 Briefen beantwort’ ich gewöhnlich Für die niederſächſiſchen und altdeutſchen Kernwörter ſollte man *) Ich laſſe aber künftig alles in einem beſonderen Band auf einmal aus-
rücken.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0263" n="256"/> Leſer ſchwer zu finden, hinzuwünſchte, nämlich Kürze. Durch ſteil-<lb/> rechte Striche hab’ ich am Rande die ſchönſten Stellen bezeichnet;<lb/> durch wagrechte im Text, kurz durch eine Verkürzung über die<lb/> Hälfte, die aber keine <hi rendition="#aq">laesio u[ltra] d[imidium]</hi> ſein würde, könnten<lb/> Sie viel nachhelfen ... Ferner ſollten die Begebenheiten ſich mehr<lb n="5"/> <hi rendition="#g">aus</hi> als <hi rendition="#g">neben</hi> einander entwickeln. Wie eine Quelle wird die<lb/> Satire immer mächtiger, je länger ſie gefloſſen. — Einölen meines<lb/> körperlichen Räderwerks mit Wein. — Ich wollte, ich könnte mir<lb/> einen Wein <hi rendition="#aq">Champion 〈Campio〉</hi> halten — der Wein iſt nur<lb/> meine 2<hi rendition="#sup">te</hi> Dinte zum Eintunken.<lb n="10"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*511. An <hi rendition="#g">Heinrich Voß in Heidelberg.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 10<hi rendition="#sup">ten</hi> März 1819</hi> </dateline><lb/> <p>Mein Heinrich! Unter 20 Briefen beantwort’ ich gewöhnlich<lb/> 10 nicht; dann kommen die andern 10, auf die ich noch die Antwort<lb/> ſchuldig bin, eine an Jakobi, an Thierſch, an Yelin für 2 phyſikaliſche<lb n="15"/> Werkchen, an die deutſche Geſellſchaft in Berlin wegen meines S-<lb/> Krieges, von deſſen Rechtmäßigkeit und Siegausgange mich gerade<lb/> die Feinde am erſten überzeugen<note place="foot" n="*)">Ich laſſe aber künftig alles in einem beſonderen Band auf einmal aus-<lb/> rücken.<lb n="35"/> </note>, an Wangenheim, an den Dichter<lb/> Wetzel, an Franz Horn, an den Satiriker Friedrich ... Aber beim<lb/> Henker, an dich ſoll geſchrieben werden und wär’s auch noch ſo eilig<lb n="20"/> und ſchlecht. Zuerſt den größten Dank für euren <hi rendition="#aq">Shakespeare.</hi><lb/> Eure Tadler, die ihn im Deutſchen fließend haben wollen, vergeſſen,<lb/> daß er ja ſelber im Engliſchen für die Britten ein Strom voll drän-<lb/> gendes Treibholz iſt, beſonders in den Verſen, für welche die Kürze<lb/> deines Vaters eben recht paßt, wenn gleich zuweilen weniger für<lb n="25"/> den flüchtigen Dialog.</p><lb/> <p>Für die niederſächſiſchen und altdeutſchen Kernwörter ſollte man<lb/> euch danken, ſo wie jetzo S. 84 wieder Prahl-, S. 70 Zagwicht (Sinn-<lb/> reim), S. 80 ein Trübauge, S. 224 Abbefehl ꝛc.ꝛc.ꝛc. In Wortſpielen<lb/> gewinnſt du gegen jeden Überſetzer das Spiel, wie z. B. S. 409 Eid<lb n="30"/> ablegen, 431 gefaßt und los und gar in dem Teufels Hirſchlein<lb/> S. 468; ſo auch dein Vater S. 87. — Mehre Nachſtellungen der<lb/> Subſtantive wollen meinem Ohre nicht ein, z. B. S. 18 ehe ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0263]
Leſer ſchwer zu finden, hinzuwünſchte, nämlich Kürze. Durch ſteil-
rechte Striche hab’ ich am Rande die ſchönſten Stellen bezeichnet;
durch wagrechte im Text, kurz durch eine Verkürzung über die
Hälfte, die aber keine laesio u[ltra] d[imidium] ſein würde, könnten
Sie viel nachhelfen ... Ferner ſollten die Begebenheiten ſich mehr 5
aus als neben einander entwickeln. Wie eine Quelle wird die
Satire immer mächtiger, je länger ſie gefloſſen. — Einölen meines
körperlichen Räderwerks mit Wein. — Ich wollte, ich könnte mir
einen Wein Champion 〈Campio〉 halten — der Wein iſt nur
meine 2te Dinte zum Eintunken. 10
*511. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 10ten März 1819
Mein Heinrich! Unter 20 Briefen beantwort’ ich gewöhnlich
10 nicht; dann kommen die andern 10, auf die ich noch die Antwort
ſchuldig bin, eine an Jakobi, an Thierſch, an Yelin für 2 phyſikaliſche 15
Werkchen, an die deutſche Geſellſchaft in Berlin wegen meines S-
Krieges, von deſſen Rechtmäßigkeit und Siegausgange mich gerade
die Feinde am erſten überzeugen *), an Wangenheim, an den Dichter
Wetzel, an Franz Horn, an den Satiriker Friedrich ... Aber beim
Henker, an dich ſoll geſchrieben werden und wär’s auch noch ſo eilig 20
und ſchlecht. Zuerſt den größten Dank für euren Shakespeare.
Eure Tadler, die ihn im Deutſchen fließend haben wollen, vergeſſen,
daß er ja ſelber im Engliſchen für die Britten ein Strom voll drän-
gendes Treibholz iſt, beſonders in den Verſen, für welche die Kürze
deines Vaters eben recht paßt, wenn gleich zuweilen weniger für 25
den flüchtigen Dialog.
Für die niederſächſiſchen und altdeutſchen Kernwörter ſollte man
euch danken, ſo wie jetzo S. 84 wieder Prahl-, S. 70 Zagwicht (Sinn-
reim), S. 80 ein Trübauge, S. 224 Abbefehl ꝛc.ꝛc.ꝛc. In Wortſpielen
gewinnſt du gegen jeden Überſetzer das Spiel, wie z. B. S. 409 Eid 30
ablegen, 431 gefaßt und los und gar in dem Teufels Hirſchlein
S. 468; ſo auch dein Vater S. 87. — Mehre Nachſtellungen der
Subſtantive wollen meinem Ohre nicht ein, z. B. S. 18 ehe ich
*) Ich laſſe aber künftig alles in einem beſonderen Band auf einmal aus-
rücken. 35
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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