Mein Alter! Eben komm' ich von deinem Alten. Er allein gab mir die einzigen schönen Stunden in Hof, gestern abends an seinem Tische. Ich blieb im Gasthofe immer allein. Dank ihm und seiner5 so lieblich freundlichen Frau und köstlichen Brühen-Meisterin noch einmal. -- Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten Back-Meisters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken, weil er viel gelesen und auch mich -- wahrscheinlich in der Fremde. Gute Nacht!10
468. An Cotta.
Baireut d. 19ten Okt. 1818
Hier send' ich Ihnen, mein werthester Herr Hofrath, lauter Fremdes, blos um ein schon lange gegebnes Wort zu halten, obwol ohne besondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die15 Menschen, ich bringe ihre Mspte an, und zwar -- was noch mehr ist -- bei Ihnen, so oft Sie auch diesen Irrthum schon widerlegt haben. Alles ist vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine Aufsatz "Treue des Glaubens, Treue der Liebe etc.etc." kam zwar schon vor einigen Jahren im Schreiberschen Almanach zur Welt, aber20 nur mit halbem Leibe, weil politische Feigheit ihm die andere Hälfte abgeschnitten.
Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurücksendung nicht an mich, sondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung selber zu übermachen durch sichere Buchhändlergelegenheit oder Post.25
Das ist seit vielen Jahren mein erster Brief in bloßen fremden Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne sind. Leben Sie wol!
J. P. F. Richter
469. An Emanuel.30
[Bayreuth, 28. Okt. 1818]
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu- fälliger Weise fand ich 27 Ld'or gesammelt, zu welchen ich blos noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.
467. An Otto.
[Bayreuth 17. Okt. 1818]
Mein Alter! Eben komm’ ich von deinem Alten. Er allein gab mir die einzigen ſchönen Stunden in Hof, geſtern abends an ſeinem Tiſche. Ich blieb im Gaſthofe immer allein. Dank ihm und ſeiner5 ſo lieblich freundlichen Frau und köſtlichen Brühen-Meiſterin noch einmal. — Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten Back-Meiſters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken, weil er viel geleſen und auch mich — wahrſcheinlich in der Fremde. Gute Nacht!10
468. An Cotta.
Baireut d. 19ten Okt. 1818
Hier ſend’ ich Ihnen, mein wertheſter Herr Hofrath, lauter Fremdes, blos um ein ſchon lange gegebnes Wort zu halten, obwol ohne beſondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die15 Menſchen, ich bringe ihre Mſpte an, und zwar — was noch mehr iſt — bei Ihnen, ſo oft Sie auch dieſen Irrthum ſchon widerlegt haben. Alles iſt vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine Aufſatz „Treue des Glaubens, Treue der Liebe ꝛc.ꝛc.“ kam zwar ſchon vor einigen Jahren im Schreiberſchen Almanach zur Welt, aber20 nur mit halbem Leibe, weil politiſche Feigheit ihm die andere Hälfte abgeſchnitten.
Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurückſendung nicht an mich, ſondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung ſelber zu übermachen durch ſichere Buchhändlergelegenheit oder Poſt.25
Das iſt ſeit vielen Jahren mein erſter Brief in bloßen fremden Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne ſind. Leben Sie wol!
J. P. F. Richter
469. An Emanuel.30
[Bayreuth, 28. Okt. 1818]
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu- fälliger Weiſe fand ich 27 Ld’or geſammelt, zu welchen ich blos noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.
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[234/0241]
467. An Otto.
[Bayreuth 17. Okt. 1818]
Mein Alter! Eben komm’ ich von deinem Alten. Er allein gab
mir die einzigen ſchönen Stunden in Hof, geſtern abends an ſeinem
Tiſche. Ich blieb im Gaſthofe immer allein. Dank ihm und ſeiner 5
ſo lieblich freundlichen Frau und köſtlichen Brühen-Meiſterin noch
einmal. — Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten
Back-Meiſters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken,
weil er viel geleſen und auch mich — wahrſcheinlich in der Fremde.
Gute Nacht! 10
468. An Cotta.
Baireut d. 19ten Okt. 1818
Hier ſend’ ich Ihnen, mein wertheſter Herr Hofrath, lauter
Fremdes, blos um ein ſchon lange gegebnes Wort zu halten, obwol
ohne beſondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die 15
Menſchen, ich bringe ihre Mſpte an, und zwar — was noch mehr
iſt — bei Ihnen, ſo oft Sie auch dieſen Irrthum ſchon widerlegt
haben. Alles iſt vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine
Aufſatz „Treue des Glaubens, Treue der Liebe ꝛc.ꝛc.“ kam zwar ſchon
vor einigen Jahren im Schreiberſchen Almanach zur Welt, aber 20
nur mit halbem Leibe, weil politiſche Feigheit ihm die andere Hälfte
abgeſchnitten.
Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurückſendung nicht an mich,
ſondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung ſelber zu übermachen
durch ſichere Buchhändlergelegenheit oder Poſt. 25
Das iſt ſeit vielen Jahren mein erſter Brief in bloßen fremden
Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne ſind.
Leben Sie wol!
J. P. F. Richter
469. An Emanuel. 30
[Bayreuth, 28. Okt. 1818]
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu-
fälliger Weiſe fand ich 27 Ld’or geſammelt, zu welchen ich blos
noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/241>, abgerufen am 16.07.2024.
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