noch etwas darüber, da ich manche Besuche schuldig bin. Schreibe ja bald, liebes Herz. Schreib' ich doch sogar Vormittags vor dem Arbeiten, weil mir die Nachmittage selten sicher bleiben. -- Da ich fast nichts zu bezahlen brauche als Bier und Wein: so leb ich fast wolfeiler als in Baireut. -- Sei so gut und tausche mein Rouleaux-5 Grün in Weiß um. -- Gestern war ich mit den Brentanos und Serviere's auf ihrem Landhaus. Der Frankfurter Reichthum und Zierde bewohnen diese Landhäuser. Die Spaziergänge um die Stadt sind schöner als die irgend einer andern; in der Ferne Bergreihen, in der Nähe den Main, gerade neben dir lange Gänge blos von10 Akazien, dann wieder blos von Rosen, dann blos von Jasmin; und hinter dir die Prachtstadt, welche dir überall nur Palläste zukehrt. Ganz glücklich wär' ich, wenn mich mein dummes Sehnen nicht immer befiele und wenn ich euch hier hätte.
-- Ich will jetzo schließen, sollte auch nach einer Stunde dein15 Brief ankommen. Grüße die Ottos, die Emanuels, meinen Bruder und meine innigst geliebten guten Kleinen. Und es gehe dir wol, geliebteste Seele!
R.
419. An Frau Antonie Brentano in Frankfurt a. M.20
Frankfurt d. 10tenJun. 1818
Für die Musikanten und für die Flaschen -- jene voll jugendlichen, diese voll alten Geist -- dank' ich Ihnen recht herzlich. Es ist Güte und Schmeichelei für mich, daß Sie meine Wünsche nicht überhörten und vergaßen. Hätten Sie nur auch Wünsche! Vergessen würd' ich25 sie wenigstens nicht, wenn ich sie auch nicht erfüllen könnte!
Ihr ergebenster Dr. Jean Paul Fr. Richter
*420 An Otto.30
Frankfurt d. 10. Jun. 1818
Mein guter Alter!
Ich will jetzo aus meiner Morgenstube in deine herrliche Dämmer- stube des letzten Abends hineinschreiben. Meine Fata zu Wasser
noch etwas darüber, da ich manche Beſuche ſchuldig bin. Schreibe ja bald, liebes Herz. Schreib’ ich doch ſogar Vormittags vor dem Arbeiten, weil mir die Nachmittage ſelten ſicher bleiben. — Da ich faſt nichts zu bezahlen brauche als Bier und Wein: ſo leb ich faſt wolfeiler als in Baireut. — Sei ſo gut und tauſche mein Rouleaux-5 Grün in Weiß um. — Geſtern war ich mit den Brentanos und Servière’s auf ihrem Landhaus. Der Frankfurter Reichthum und Zierde bewohnen dieſe Landhäuſer. Die Spaziergänge um die Stadt ſind ſchöner als die irgend einer andern; in der Ferne Bergreihen, in der Nähe den Main, gerade neben dir lange Gänge blos von10 Akazien, dann wieder blos von Roſen, dann blos von Jasmin; und hinter dir die Prachtſtadt, welche dir überall nur Palläſte zukehrt. Ganz glücklich wär’ ich, wenn mich mein dummes Sehnen nicht immer befiele und wenn ich euch hier hätte.
— Ich will jetzo ſchließen, ſollte auch nach einer Stunde dein15 Brief ankommen. Grüße die Ottos, die Emanuels, meinen Bruder und meine innigſt geliebten guten Kleinen. Und es gehe dir wol, geliebteſte Seele!
R.
419. An Frau Antonie Brentano in Frankfurt a. M.20
Frankfurt d. 10tenJun. 1818
Für die Muſikanten und für die Flaſchen — jene voll jugendlichen, dieſe voll alten Geiſt — dank’ ich Ihnen recht herzlich. Es iſt Güte und Schmeichelei für mich, daß Sie meine Wünſche nicht überhörten und vergaßen. Hätten Sie nur auch Wünſche! Vergeſſen würd’ ich25 ſie wenigſtens nicht, wenn ich ſie auch nicht erfüllen könnte!
Ihr ergebenſter Dr. Jean Paul Fr. Richter
*420 An Otto.30
Frankfurt d. 10. Jun. 1818
Mein guter Alter!
Ich will jetzo aus meiner Morgenſtube in deine herrliche Dämmer- ſtube des letzten Abends hineinſchreiben. Meine Fata zu Waſſer
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noch etwas darüber, da ich manche Beſuche ſchuldig bin. Schreibe
ja bald, liebes Herz. Schreib’ ich doch ſogar Vormittags vor dem
Arbeiten, weil mir die Nachmittage ſelten ſicher bleiben. — Da ich
faſt nichts zu bezahlen brauche als Bier und Wein: ſo leb ich faſt
wolfeiler als in Baireut. — Sei ſo gut und tauſche mein Rouleaux- 5
Grün in Weiß um. — Geſtern war ich mit den Brentanos und
Servière’s auf ihrem Landhaus. Der Frankfurter Reichthum und
Zierde bewohnen dieſe Landhäuſer. Die Spaziergänge um die Stadt
ſind ſchöner als die irgend einer andern; in der Ferne Bergreihen,
in der Nähe den Main, gerade neben dir lange Gänge blos von 10
Akazien, dann wieder blos von Roſen, dann blos von Jasmin;
und hinter dir die Prachtſtadt, welche dir überall nur Palläſte
zukehrt. Ganz glücklich wär’ ich, wenn mich mein dummes Sehnen
nicht immer befiele und wenn ich euch hier hätte.
— Ich will jetzo ſchließen, ſollte auch nach einer Stunde dein 15
Brief ankommen. Grüße die Ottos, die Emanuels, meinen Bruder
und meine innigſt geliebten guten Kleinen. Und es gehe dir wol,
geliebteſte Seele!
R.
419. An Frau Antonie Brentano in Frankfurt a. M. 20
Frankfurt d. 10ten Jun. 1818
Für die Muſikanten und für die Flaſchen — jene voll jugendlichen,
dieſe voll alten Geiſt — dank’ ich Ihnen recht herzlich. Es iſt Güte
und Schmeichelei für mich, daß Sie meine Wünſche nicht überhörten
und vergaßen. Hätten Sie nur auch Wünſche! Vergeſſen würd’ ich 25
ſie wenigſtens nicht, wenn ich ſie auch nicht erfüllen könnte!
Ihr
ergebenſter
Dr. Jean Paul Fr. Richter
*420 An Otto. 30
Frankfurt d. 10. Jun. 1818
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/206>, abgerufen am 16.02.2025.
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