Guten Morgen, Alter! Magst du dieses Schriftchen, im anstän- digsten Tone geschrieben, bis morgen durchlesen? Der preußischt Generaladjutant Bursky -- ganz mit Orden bedeckt, sogar dem5 Annaorden -- brachte mirs gestern. -- Müllers Geschichte hat Wagner nicht von dir, denn sie ist in der Kanzleibibliothek; ich auch nicht mehr; vielleicht aber Krause.
33. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Febr. 1815]10
Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schicksal, daß Sie auf keine Art zweimal da sein sollen, da es bei andern Leuten, wo einmal zu viel ist, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die Unähnlichkeit. Max: der Mund ist gar nicht da. -- Caroline: alles Liebende fehlt -- und ich: alles Kräftige. -- Mich und Sie nahm15 er sehr bei der Nase, doch Sie am meisten. -- Die Saale wird vor dem 1. März flüßig; aber kann das Schrön wissen? Gibt es so viele Wetterpropheten? In ganz Hof nur einen, als ich da war. -- Und dieses Abderitendekret müssen Sie doch bezahlen? -- Ein preu- ßischer Generaladjutant v. Bursky -- mit Orden, eisernen und edel-20 steinernen besetzt -- gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens Recht gegen den sächsischen Hof, vom Staatsrath Niebuhr. Ich kenne nichts Schöneres über Preußen. Es ist nur 100 Seiten stark. Leider ists mit ihm abgereiset.25
34. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Febr. 1815]
Guten Morgen, mein Emanuel!
Das Zerrbild -- -- "wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte siehts aus" sagt die Magd. Das ganze Haushalten ist über die Ungleichheit eins. Schreiben Sie -- der Folgen in der Zukunft30 wegen -- irgend einen falschen Namen auf den Rücken. Ich bedau- ere nur Sie. -- Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge- gebne Freude zu einer wiedergegebnen -- Wär' es nur überall so leicht, froh zu machen und zu sein als bei Ihnen. -- Gestern war unser Otto einmal bei mir und sehr vergnügt.35
32. An Otto.
[Bayreuth, 16. Febr. 1815]
Guten Morgen, Alter! Magſt du dieſes Schriftchen, im anſtän- digſten Tone geſchrieben, bis morgen durchleſen? Der preußiſcht Generaladjutant Bursky — ganz mit Orden bedeckt, ſogar dem5 Annaorden — brachte mirs geſtern. — Müllers Geſchichte hat Wagner nicht von dir, denn ſie iſt in der Kanzleibibliothek; ich auch nicht mehr; vielleicht aber Krause.
33. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Febr. 1815]10
Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schickſal, daß Sie auf keine Art zweimal da ſein ſollen, da es bei andern Leuten, wo einmal zu viel iſt, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die Unähnlichkeit. Max: der Mund iſt gar nicht da. — Caroline: alles Liebende fehlt — und ich: alles Kräftige. — Mich und Sie nahm15 er ſehr bei der Naſe, doch Sie am meiſten. — Die Saale wird vor dem 1. März flüßig; aber kann das Schrön wiſſen? Gibt es ſo viele Wetterpropheten? In ganz Hof nur einen, als ich da war. — Und dieſes Abderitendekret müſſen Sie doch bezahlen? — Ein preu- ßiſcher Generaladjutant v. Bursky — mit Orden, eiſernen und edel-20 ſteinernen beſetzt — gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens Recht gegen den ſächſiſchen Hof, vom Staatsrath Niebuhr. Ich kenne nichts Schöneres über Preußen. Es iſt nur 100 Seiten ſtark. Leider iſts mit ihm abgereiſet.25
34. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Febr. 1815]
Guten Morgen, mein Emanuel!
Das Zerrbild — — „wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte ſiehts aus“ ſagt die Magd. Das ganze Haushalten iſt über die Ungleichheit eins. Schreiben Sie — der Folgen in der Zukunft30 wegen — irgend einen falſchen Namen auf den Rücken. Ich bedau- ere nur Sie. — Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge- gebne Freude zu einer wiedergegebnen — Wär’ es nur überall ſo leicht, froh zu machen und zu ſein als bei Ihnen. — Geſtern war unſer Otto einmal bei mir und ſehr vergnügt.35
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32. An Otto.
[Bayreuth, 16. Febr. 1815]
Guten Morgen, Alter! Magſt du dieſes Schriftchen, im anſtän-
digſten Tone geſchrieben, bis morgen durchleſen? Der preußiſcht
Generaladjutant Bursky — ganz mit Orden bedeckt, ſogar dem 5
Annaorden — brachte mirs geſtern. — Müllers Geſchichte hat
Wagner nicht von dir, denn ſie iſt in der Kanzleibibliothek; ich auch
nicht mehr; vielleicht aber Krause.
33. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Febr. 1815] 10
Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schickſal, daß Sie
auf keine Art zweimal da ſein ſollen, da es bei andern Leuten, wo
einmal zu viel iſt, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die
Unähnlichkeit. Max: der Mund iſt gar nicht da. — Caroline: alles
Liebende fehlt — und ich: alles Kräftige. — Mich und Sie nahm 15
er ſehr bei der Naſe, doch Sie am meiſten. — Die Saale wird vor
dem 1. März flüßig; aber kann das Schrön wiſſen? Gibt es ſo
viele Wetterpropheten? In ganz Hof nur einen, als ich da war. —
Und dieſes Abderitendekret müſſen Sie doch bezahlen? — Ein preu-
ßiſcher Generaladjutant v. Bursky — mit Orden, eiſernen und edel- 20
ſteinernen beſetzt — gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens
Recht gegen den ſächſiſchen Hof, vom Staatsrath Niebuhr. Ich
kenne nichts Schöneres über Preußen. Es iſt nur 100 Seiten ſtark.
Leider iſts mit ihm abgereiſet. 25
34. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Febr. 1815]
Guten Morgen, mein Emanuel!
Das Zerrbild — — „wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte
ſiehts aus“ ſagt die Magd. Das ganze Haushalten iſt über die
Ungleichheit eins. Schreiben Sie — der Folgen in der Zukunft 30
wegen — irgend einen falſchen Namen auf den Rücken. Ich bedau-
ere nur Sie. — Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge-
gebne Freude zu einer wiedergegebnen — Wär’ es nur überall ſo
leicht, froh zu machen und zu ſein als bei Ihnen. — Geſtern war
unſer Otto einmal bei mir und ſehr vergnügt. 35
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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