Meine gute Sophie! Sie und Ihre herrliche Mutter haben mir innig wolgethan mit Ihren Blättchen. Unser ganzer Schauplatz, unsere Berge und unsere Thäler und unser Neckar, alles hat sich5 nun in dürftiges Postpapier verwandelt und es gibt keine Stimme und kein Auge mehr. --
Am Son[n]tage vor 8 Tagen ging eben die Sonne unter, als ich in Würzburg einfuhr, und ich blickte lange in sie; aber sie ging allein unter, und unsere Tage nicht. So bleib' es! Außer uns ist ohnehin10 ewiges Vergehen: desto fester sei in uns das Bestehen der Stunden, die sich von Außen ins Innere geflüchtet!
Meine Tochter Emma dankt Ihnen in ihrem eigenthümlichen Stile. -- Ihrer so innig von mir geliebten Mutter dankt meine Frau -- eine Caroline der andern -- für die schöne Wahl des15 Dimitty.
Herzlich grüß' ich Ihren Vater, dem ich doch noch einen Morgen- abschied während Ihrer Träume zum Fenster hinauf schicken konnte.
Und so lebe denn wol, unvergeßliche Sophie und schreibe mir vor allen Dingen jeden Schmerz, den du hast; denn deine Freuden20 kenn' ich.
Jean Paul
Uns scheidet nichts; kein körperlicher Abschied, auch das höchste Glück nicht, das ich dir so innig wünsche.25
322. An Kirchenrat Schwarz in Heidelberg.
Eilig
Baireut d. 5. Sept. 1817
Mein recht von Herzen geliebter und geehrter Kirchenrath!
Die Handschrift der Ausgabe des Siebenkäs nimmt dieses Blätt- chen eilig mit.
Endlich wird mein Kopf aus Gips bei Ihnen angekommen sein;30 ich bitte Sie aber, dem Nachschöpfer des Kopfes nicht zu antworten, sondern mir die Freude zu lassen, daß ich selber ein todtes Drittel von mir auf immer in das Haus einquartiere, in welchem die drei lebendigen Drittel so frohe Monate genossen.
10 Jean Paul Briefe. VII.
321. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Baireut d. 5. Sept. 1817 [Freitag]
Meine gute Sophie! Sie und Ihre herrliche Mutter haben mir innig wolgethan mit Ihren Blättchen. Unſer ganzer Schauplatz, unſere Berge und unſere Thäler und unſer Neckar, alles hat ſich5 nun in dürftiges Poſtpapier verwandelt und es gibt keine Stimme und kein Auge mehr. —
Am Son[n]tage vor 8 Tagen ging eben die Sonne unter, als ich in Würzburg einfuhr, und ich blickte lange in ſie; aber ſie ging allein unter, und unſere Tage nicht. So bleib’ es! Außer uns iſt ohnehin10 ewiges Vergehen: deſto feſter ſei in uns das Beſtehen der Stunden, die ſich von Außen ins Innere geflüchtet!
Meine Tochter Emma dankt Ihnen in ihrem eigenthümlichen Stile. — Ihrer ſo innig von mir geliebten Mutter dankt meine Frau — eine Caroline der andern — für die ſchöne Wahl des15 Dimitty.
Herzlich grüß’ ich Ihren Vater, dem ich doch noch einen Morgen- abſchied während Ihrer Träume zum Fenſter hinauf ſchicken konnte.
Und ſo lebe denn wol, unvergeßliche Sophie und ſchreibe mir vor allen Dingen jeden Schmerz, den du haſt; denn deine Freuden20 kenn’ ich.
Jean Paul
Uns ſcheidet nichts; kein körperlicher Abſchied, auch das höchſte Glück nicht, das ich dir ſo innig wünſche.25
322. An Kirchenrat Schwarz in Heidelberg.
Eilig
Baireut d. 5. Sept. 1817
Mein recht von Herzen geliebter und geehrter Kirchenrath!
Die Handſchrift der Ausgabe des Siebenkäs nimmt dieſes Blätt- chen eilig mit.
Endlich wird mein Kopf aus Gips bei Ihnen angekommen ſein;30 ich bitte Sie aber, dem Nachſchöpfer des Kopfes nicht zu antworten, ſondern mir die Freude zu laſſen, daß ich ſelber ein todtes Drittel von mir auf immer in das Haus einquartiere, in welchem die drei lebendigen Drittel ſo frohe Monate genoſſen.
10 Jean Paul Briefe. VII.
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321. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Baireut d. 5. Sept. 1817 [Freitag]
Meine gute Sophie! Sie und Ihre herrliche Mutter haben mir
innig wolgethan mit Ihren Blättchen. Unſer ganzer Schauplatz,
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nun in dürftiges Poſtpapier verwandelt und es gibt keine Stimme
und kein Auge mehr. —
Am Son[n]tage vor 8 Tagen ging eben die Sonne unter, als ich
in Würzburg einfuhr, und ich blickte lange in ſie; aber ſie ging allein
unter, und unſere Tage nicht. So bleib’ es! Außer uns iſt ohnehin 10
ewiges Vergehen: deſto feſter ſei in uns das Beſtehen der Stunden,
die ſich von Außen ins Innere geflüchtet!
Meine Tochter Emma dankt Ihnen in ihrem eigenthümlichen
Stile. — Ihrer ſo innig von mir geliebten Mutter dankt meine
Frau — eine Caroline der andern — für die ſchöne Wahl des 15
Dimitty.
Herzlich grüß’ ich Ihren Vater, dem ich doch noch einen Morgen-
abſchied während Ihrer Träume zum Fenſter hinauf ſchicken konnte.
Und ſo lebe denn wol, unvergeßliche Sophie und ſchreibe mir vor
allen Dingen jeden Schmerz, den du haſt; denn deine Freuden 20
kenn’ ich.
Jean Paul
Uns ſcheidet nichts; kein körperlicher Abſchied, auch das höchſte
Glück nicht, das ich dir ſo innig wünſche. 25
322. An Kirchenrat Schwarz in Heidelberg.
EiligBaireut d. 5. Sept. 1817
Mein recht von Herzen geliebter und geehrter Kirchenrath!
Die Handſchrift der Ausgabe des Siebenkäs nimmt dieſes Blätt-
chen eilig mit.
Endlich wird mein Kopf aus Gips bei Ihnen angekommen ſein; 30
ich bitte Sie aber, dem Nachſchöpfer des Kopfes nicht zu antworten,
ſondern mir die Freude zu laſſen, daß ich ſelber ein todtes Drittel
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lebendigen Drittel ſo frohe Monate genoſſen.
10 Jean Paul Briefe. VII.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/152>, abgerufen am 20.07.2024.
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