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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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[kleine Lücke] 4 Wochen lang magnetisierte ich z. B. eine Frau,
die seit Jahrzehnden gräßliche Kopfschmerzen litt, und vermochte
nur wenig und nur augenblicklich ein Weniges -- seit meiner aus-
setzenden Abreise keimte doch die Besserung heraus.

Wenn ich dich wieder spräche, mein Geliebter: würd' ich dir5
besser und artiger erscheinen als in Nürnberg. Auch Trost würd'
ich bei dir gegen das marternde Gefühl, wogegen das Gefühl der
Sterblichkeit nichts ist, abholen, daß alles Dasein nur in Terzien
erscheint und so immer vertröpfelt und so alles hinter mir nur ein
Punkt wird und daß so meine ganze Endlichkeit aus einem solchen10
Punkt-Leben bestehen soll, was durchaus nicht sein kann, denn der
Teufel muß künftig die Zeit holen. Jetzo aber steh' ich nicht auf
dem Leben, sondern schwebe nur auf ihm und verschwebe -- ich rede
vom Ich der Freude, nicht vom Ich des Herzens und der Ver-
nunft.*) --15

Deine Deinigen seien innig von mir gegrüßt! Aber schreibe mir,
Geliebter!

318. An Henriette von Ende in Heidelberg.
[Unter einem Brief Karolinens v. 4. Sept. 1817]20

N. S. Mit Freuden fügt hier der Mann Gruß und Dank für die
Treffliche hinzu. Ihrer reichen Hand werden die Blumen unter dem
Vertheilen wachsen und sie wird immer einen üppigen Schmuck für
das Herz behalten, wenn sie auch noch so viele weggegeben. J. P.

319. An Buchhändler Engelmann in Heidelberg.
25

Hier folgt das erste Bändchen des Siebenkaes, vor dessen Ab-
druck das zweite nachkommen wird. Der Setzer schaltet die mit
Zahlen bezeichneten Schreibstellen statt der ausgestrichnen Druck-
stellen ein. Bei Zweifeln wird ihm der Professor Voß gern zurecht
helfen.30

*) Auch hier wandelt die ganze absolute Ewigkeit durch eine erbärmliche
endvolle Zeitlichkeit.

[kleine Lücke] 4 Wochen lang magnetiſierte ich z. B. eine Frau,
die ſeit Jahrzehnden gräßliche Kopfſchmerzen litt, und vermochte
nur wenig und nur augenblicklich ein Weniges — ſeit meiner aus-
ſetzenden Abreiſe keimte doch die Beſſerung heraus.

Wenn ich dich wieder ſpräche, mein Geliebter: würd’ ich dir5
beſſer und artiger erſcheinen als in Nürnberg. Auch Troſt würd’
ich bei dir gegen das marternde Gefühl, wogegen das Gefühl der
Sterblichkeit nichts iſt, abholen, daß alles Daſein nur in Terzien
erſcheint und ſo immer vertröpfelt und ſo alles hinter mir nur ein
Punkt wird und daß ſo meine ganze Endlichkeit aus einem ſolchen10
Punkt-Leben beſtehen ſoll, was durchaus nicht ſein kann, denn der
Teufel muß künftig die Zeit holen. Jetzo aber ſteh’ ich nicht auf
dem Leben, ſondern ſchwebe nur auf ihm und verſchwebe — ich rede
vom Ich der Freude, nicht vom Ich des Herzens und der Ver-
nunft.*)15

Deine Deinigen ſeien innig von mir gegrüßt! Aber ſchreibe mir,
Geliebter!

318. An Henriette von Ende in Heidelberg.
[Unter einem Brief Karolinens v. 4. Sept. 1817]20

N. S. Mit Freuden fügt hier der Mann Gruß und Dank für die
Treffliche hinzu. Ihrer reichen Hand werden die Blumen unter dem
Vertheilen wachſen und ſie wird immer einen üppigen Schmuck für
das Herz behalten, wenn ſie auch noch ſo viele weggegeben. J. P.

319. An Buchhändler Engelmann in Heidelberg.
25

Hier folgt das erſte Bändchen des Siebenkaes, vor deſſen Ab-
druck das zweite nachkommen wird. Der Setzer ſchaltet die mit
Zahlen bezeichneten Schreibſtellen ſtatt der ausgeſtrichnen Druck-
ſtellen ein. Bei Zweifeln wird ihm der Profeſſor Voß gern zurecht
helfen.30

*) Auch hier wandelt die ganze abſolute Ewigkeit durch eine erbärmliche
endvolle Zeitlichkeit.
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[143/0150] [kleine Lücke] 4 Wochen lang magnetiſierte ich z. B. eine Frau, die ſeit Jahrzehnden gräßliche Kopfſchmerzen litt, und vermochte nur wenig und nur augenblicklich ein Weniges — ſeit meiner aus- ſetzenden Abreiſe keimte doch die Beſſerung heraus. Wenn ich dich wieder ſpräche, mein Geliebter: würd’ ich dir 5 beſſer und artiger erſcheinen als in Nürnberg. Auch Troſt würd’ ich bei dir gegen das marternde Gefühl, wogegen das Gefühl der Sterblichkeit nichts iſt, abholen, daß alles Daſein nur in Terzien erſcheint und ſo immer vertröpfelt und ſo alles hinter mir nur ein Punkt wird und daß ſo meine ganze Endlichkeit aus einem ſolchen 10 Punkt-Leben beſtehen ſoll, was durchaus nicht ſein kann, denn der Teufel muß künftig die Zeit holen. Jetzo aber ſteh’ ich nicht auf dem Leben, ſondern ſchwebe nur auf ihm und verſchwebe — ich rede vom Ich der Freude, nicht vom Ich des Herzens und der Ver- nunft. *) — 15 Deine Deinigen ſeien innig von mir gegrüßt! Aber ſchreibe mir, Geliebter! 318. An Henriette von Ende in Heidelberg. 20 N. S. Mit Freuden fügt hier der Mann Gruß und Dank für die Treffliche hinzu. Ihrer reichen Hand werden die Blumen unter dem Vertheilen wachſen und ſie wird immer einen üppigen Schmuck für das Herz behalten, wenn ſie auch noch ſo viele weggegeben. J. P. 319. An Buchhändler Engelmann in Heidelberg. Baireut d. 5. Sept. 1817 25 Hier folgt das erſte Bändchen des Siebenkaes, vor deſſen Ab- druck das zweite nachkommen wird. Der Setzer ſchaltet die mit Zahlen bezeichneten Schreibſtellen ſtatt der ausgeſtrichnen Druck- ſtellen ein. Bei Zweifeln wird ihm der Profeſſor Voß gern zurecht helfen. 30 *) Auch hier wandelt die ganze abſolute Ewigkeit durch eine erbärmliche endvolle Zeitlichkeit.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/150>, abgerufen am 02.05.2024.