Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

schnittene Feder? Nimm sie und stumpfe sie ab in einem baldigsten
Briefe an mich.

256. An Georg Reimer in Berlin.

Endlich kann ich auf Ihre fast jahralte Frage über eine neue5
Ausgabe des Siebenkäs antworten; denn ich habe an ihr schon zu
arbeiten angefangen.

1. Er soll in vier Bändchen, zwei zur Michaelis Messe 1817, zwei
zur Ostermesse 1818 herauskommen; denn außer den kleinen Ver-
besserungen auf allen Seiten werden schon zu den beiden ersten10
Bändchen an 6 bis 8 neue Druckbogen eingeschaltet. Auch die
Frucht- und Blumenstücke werden anders durch die 4 Bändchen
vertheilt. Sogar neue Briefe und Züge von meinem geliebten
Leibgeber geb' ich dazu.
2. Druck und Format sind wie die Vorrede in Dobenecks Werk15
über den Aberglauben; doch können Sie mir andere, aber ähnliche
Druck-Proben Ihres Verlags vorschlagen.
3. Das Honorar ist bei einer Auflage von 1500 Exemplaren
Drei Louisd'or für Bogen; nach Absatz von 1000 Exemplare[n]
wird ein 4ter nachbezahlt. Leider gab ich bei meiner gänzlichen20
Unkenntnis des Buchhandels und bei der einem Unverheira-
theten natürlichen Gleichgültigkeit gegen Geld dem Buchhändler
Matzdorf den Bogen der 1ten Auflage für 10 rtl. pr. cour. und
stellte ihm noch dazu die Stärke der Auflage frei wie bei allen meinen
Werken seines Verlags. Daher er schon nach seinem eignen Ge-25
ständnis 3000 Exemplare von Titan auflegte. Damit vergleich' ich
nun jetzo die öffentlichen Berechnungen des redlichen Perthes, z. B.
daß eine Auflage Winkelmanns zu 850 Ex., welche mit Honorar
zu 3 L. d. an 4000 rtl. zu verlegen kostet, schon durch einen Absatz
von 550 Ex. gedeckt ist und das Übrige reiner Profit. (S. Geogra-30
phische Ephemeriden August 1816.)
4. Es versteht sich, daß ich auch diesen neuen Siebenkäs in meine
opera omnia aufnehme, obwol ohne Nachtheil seines Absatzes.
Denn erstlich brauch ich noch Jahre zu neuen Arbeiten; zweitens
mehre Jahre zur Vorbereitung der großen Ausgabe; drittens mehre35

ſchnittene Feder? Nimm ſie und ſtumpfe ſie ab in einem baldigſten
Briefe an mich.

256. An Georg Reimer in Berlin.

Endlich kann ich auf Ihre faſt jahralte Frage über eine neue5
Ausgabe des Siebenkäs antworten; denn ich habe an ihr ſchon zu
arbeiten angefangen.

1. Er ſoll in vier Bändchen, zwei zur Michaelis Meſſe 1817, zwei
zur Oſtermeſſe 1818 herauskommen; denn außer den kleinen Ver-
beſſerungen auf allen Seiten werden ſchon zu den beiden erſten10
Bändchen an 6 bis 8 neue Druckbogen eingeſchaltet. Auch die
Frucht- und Blumenſtücke werden anders durch die 4 Bändchen
vertheilt. Sogar neue Briefe und Züge von meinem geliebten
Leibgeber geb’ ich dazu.
2. Druck und Format ſind wie die Vorrede in Dobenecks Werk15
über den Aberglauben; doch können Sie mir andere, aber ähnliche
Druck-Proben Ihres Verlags vorſchlagen.
3. Das Honorar iſt bei einer Auflage von 1500 Exemplaren
Drei Louisd’or für Bogen; nach Abſatz von 1000 Exemplare[n]
wird ein 4ter nachbezahlt. Leider gab ich bei meiner gänzlichen20
Unkenntnis des Buchhandels und bei der einem Unverheira-
theten natürlichen Gleichgültigkeit gegen Geld dem Buchhändler
Matzdorf den Bogen der 1ten Auflage für 10 rtl. pr. cour. und
ſtellte ihm noch dazu die Stärke der Auflage frei wie bei allen meinen
Werken ſeines Verlags. Daher er ſchon nach ſeinem eignen Ge-25
ſtändnis 3000 Exemplare von Titan auflegte. Damit vergleich’ ich
nun jetzo die öffentlichen Berechnungen des redlichen Perthes, z. B.
daß eine Auflage Winkelmanns zu 850 Ex., welche mit Honorar
zu 3 L. d. an 4000 rtl. zu verlegen koſtet, ſchon durch einen Abſatz
von 550 Ex. gedeckt iſt und das Übrige reiner Profit. (S. Geogra-30
phiſche Ephemeriden Auguſt 1816.)
4. Es verſteht ſich, daß ich auch dieſen neuen Siebenkäs in meine
opera omnia aufnehme, obwol ohne Nachtheil ſeines Abſatzes.
Denn erſtlich brauch ich noch Jahre zu neuen Arbeiten; zweitens
mehre Jahre zur Vorbereitung der großen Ausgabe; drittens mehre35
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0105" n="100"/>
&#x017F;chnittene Feder? Nimm &#x017F;ie und &#x017F;tumpfe &#x017F;ie ab in einem baldig&#x017F;ten<lb/>
Briefe an mich.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>256. An <hi rendition="#g">Georg Reimer in Berlin.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth d. 7. Febr.</hi> 1817</hi> </dateline><lb/>
        <p>Endlich kann ich auf Ihre fa&#x017F;t jahralte Frage über eine neue<lb n="5"/>
Ausgabe des <hi rendition="#aq">Siebenkäs</hi> antworten; denn ich habe an ihr &#x017F;chon zu<lb/>
arbeiten angefangen.</p><lb/>
        <list>
          <item>1. Er &#x017F;oll in vier Bändchen, zwei zur Michaelis Me&#x017F;&#x017F;e 1817, zwei<lb/>
zur O&#x017F;terme&#x017F;&#x017F;e 1818 herauskommen; denn außer den kleinen Ver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erungen auf allen Seiten werden &#x017F;chon zu den beiden er&#x017F;ten<lb n="10"/>
Bändchen an 6 bis 8 neue Druckbogen einge&#x017F;chaltet. Auch die<lb/>
Frucht- und Blumen&#x017F;tücke werden anders durch die 4 Bändchen<lb/>
vertheilt. Sogar neue Briefe und Züge von meinem geliebten<lb/>
Leibgeber geb&#x2019; ich dazu.</item><lb/>
          <item>2. Druck und Format &#x017F;ind wie die <hi rendition="#g">Vorrede</hi> in Dobenecks Werk<lb n="15"/>
über den Aberglauben; doch können Sie mir andere, aber ähnliche<lb/>
Druck-Proben Ihres Verlags vor&#x017F;chlagen.</item><lb/>
          <item>3. Das Honorar i&#x017F;t bei einer Auflage von 1500 Exemplaren<lb/><hi rendition="#g">Drei</hi> <hi rendition="#aq">Louisd&#x2019;or</hi> für Bogen; nach Ab&#x017F;atz von 1000 Exemplare[n]<lb/>
wird ein 4<hi rendition="#sup">ter</hi> nachbezahlt. Leider gab ich bei meiner gänzlichen<lb n="20"/>
Unkenntnis des Buchhandels und bei der einem Unverheira-<lb/>
theten natürlichen Gleichgültigkeit gegen Geld dem Buchhändler<lb/>
Matzdorf den Bogen der 1<hi rendition="#sup">ten</hi> Auflage für 10 rtl. pr. <hi rendition="#aq">cour.</hi> und<lb/>
&#x017F;tellte ihm noch dazu die Stärke der Auflage frei wie bei allen meinen<lb/>
Werken &#x017F;eines Verlags. Daher er &#x017F;chon nach &#x017F;einem eignen Ge-<lb n="25"/>
&#x017F;tändnis 3000 Exemplare von <hi rendition="#aq">Titan</hi> auflegte. Damit vergleich&#x2019; ich<lb/>
nun jetzo die öffentlichen Berechnungen des redlichen <hi rendition="#aq">Perthes,</hi> z. B.<lb/>
daß eine Auflage Winkelmanns zu 850 Ex., welche mit Honorar<lb/>
zu 3 <hi rendition="#aq">L. d.</hi> an 4000 rtl. zu verlegen ko&#x017F;tet, &#x017F;chon durch einen Ab&#x017F;atz<lb/>
von 550 Ex. gedeckt i&#x017F;t und das Übrige reiner Profit. (S. Geogra-<lb n="30"/>
phi&#x017F;che Ephemeriden Augu&#x017F;t 1816.)</item><lb/>
          <item>4. Es ver&#x017F;teht &#x017F;ich, daß ich auch die&#x017F;en neuen Siebenkäs in meine<lb/><hi rendition="#aq">opera omnia</hi> aufnehme, obwol ohne Nachtheil &#x017F;eines Ab&#x017F;atzes.<lb/>
Denn er&#x017F;tlich brauch ich noch Jahre zu neuen Arbeiten; zweitens<lb/>
mehre Jahre zur Vorbereitung der großen Ausgabe; drittens mehre<lb n="35"/>
</item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0105] ſchnittene Feder? Nimm ſie und ſtumpfe ſie ab in einem baldigſten Briefe an mich. 256. An Georg Reimer in Berlin. Baireuth d. 7. Febr. 1817 Endlich kann ich auf Ihre faſt jahralte Frage über eine neue 5 Ausgabe des Siebenkäs antworten; denn ich habe an ihr ſchon zu arbeiten angefangen. 1. Er ſoll in vier Bändchen, zwei zur Michaelis Meſſe 1817, zwei zur Oſtermeſſe 1818 herauskommen; denn außer den kleinen Ver- beſſerungen auf allen Seiten werden ſchon zu den beiden erſten 10 Bändchen an 6 bis 8 neue Druckbogen eingeſchaltet. Auch die Frucht- und Blumenſtücke werden anders durch die 4 Bändchen vertheilt. Sogar neue Briefe und Züge von meinem geliebten Leibgeber geb’ ich dazu. 2. Druck und Format ſind wie die Vorrede in Dobenecks Werk 15 über den Aberglauben; doch können Sie mir andere, aber ähnliche Druck-Proben Ihres Verlags vorſchlagen. 3. Das Honorar iſt bei einer Auflage von 1500 Exemplaren Drei Louisd’or für Bogen; nach Abſatz von 1000 Exemplare[n] wird ein 4ter nachbezahlt. Leider gab ich bei meiner gänzlichen 20 Unkenntnis des Buchhandels und bei der einem Unverheira- theten natürlichen Gleichgültigkeit gegen Geld dem Buchhändler Matzdorf den Bogen der 1ten Auflage für 10 rtl. pr. cour. und ſtellte ihm noch dazu die Stärke der Auflage frei wie bei allen meinen Werken ſeines Verlags. Daher er ſchon nach ſeinem eignen Ge- 25 ſtändnis 3000 Exemplare von Titan auflegte. Damit vergleich’ ich nun jetzo die öffentlichen Berechnungen des redlichen Perthes, z. B. daß eine Auflage Winkelmanns zu 850 Ex., welche mit Honorar zu 3 L. d. an 4000 rtl. zu verlegen koſtet, ſchon durch einen Abſatz von 550 Ex. gedeckt iſt und das Übrige reiner Profit. (S. Geogra- 30 phiſche Ephemeriden Auguſt 1816.) 4. Es verſteht ſich, daß ich auch dieſen neuen Siebenkäs in meine opera omnia aufnehme, obwol ohne Nachtheil ſeines Abſatzes. Denn erſtlich brauch ich noch Jahre zu neuen Arbeiten; zweitens mehre Jahre zur Vorbereitung der großen Ausgabe; drittens mehre 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/105
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/105>, abgerufen am 02.05.2024.