Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

seit Jahren sinn' ich für Sie auf zwei Taschenbücher von mir
allein, eines: Taschenbuch für Männer; das andere: Taschenbuch
für Weiber; -- und welche beide zugleich herauskämen. Nur ist
das letztere schwerer zu schreiben.

Leben Sie wol, verdienstvoller Deutscher!5

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
222. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich zweifle, daß du in den Wunsch der10
Berlepsch*) eingehst; wiewol er wahrscheinlich nicht ganz gegen
die Wünsche Amoenens sein wird. Jene ersetzte dieser ein wenig
das getödtete Journalistikum. Wenn ich mit dir spreche, wirst du
mir überhaupt Rath geben.

NB Gott gebe nur, daß sie so fortgeht wie sie herkommt.15

N. S. Sei so gut und sage Emanuel, daß C[aroline] aus Ver-
sehen, weil ich ihr dessen Billet an sie zugleich mit seinem fremden
Briefe im Couvert hinüber schickte, ihm auch alles und also sein
Billet mit, hingesandt -- damit er nicht ungerechte Absicht darin
suche.20

223. An Emilie Harmes (v. Berlepsch) in Füllbach.
[Kopie]

-- Nur versprechen Sie sich -- zwar von meiner Frau und meinen
Kindern vielerlei, ja viel -- aber von dem wenig, der, harten Sinnes,
nur dem Publikum gibt und wenig andere Freuden mehr hat als die,25
bis zum Sterben zu schreiben und nicht blos von der Feder sondern
auch für die Feder zu leben, müßt' er sie sogar in eignes Blut ein-
tunken. Einige treffliche Menschen werd' ich durch Sie beglücken
können und Sie durch jene -- Aber mich, Ihr Menschen, lasset
bei Seite, ich bitt' euch sehr.30

N. S. Ich bin jetzt im Umgang scherzhafter als je. Sonst der
Alte, nur dicker und wilder.

*) bei dir einige Wochen oder Monate zu wohnen.

ſeit Jahren ſinn’ ich für Sie auf zwei Taſchenbücher von mir
allein, eines: Taſchenbuch für Männer; das andere: Taſchenbuch
für Weiber; — und welche beide zugleich herauskämen. Nur iſt
das letztere ſchwerer zu ſchreiben.

Leben Sie wol, verdienſtvoller Deutſcher!5

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
222. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich zweifle, daß du in den Wunſch der10
Berlepsch*) eingehſt; wiewol er wahrſcheinlich nicht ganz gegen
die Wünſche Amoenens ſein wird. Jene erſetzte dieſer ein wenig
das getödtete Journaliſtikum. Wenn ich mit dir ſpreche, wirſt du
mir überhaupt Rath geben.

NB Gott gebe nur, daß ſie ſo fortgeht wie ſie herkommt.15

N. S. Sei ſo gut und ſage Emanuel, daß C[aroline] aus Ver-
ſehen, weil ich ihr deſſen Billet an ſie zugleich mit ſeinem fremden
Briefe im Couvert hinüber ſchickte, ihm auch alles und alſo ſein
Billet mit, hingeſandt — damit er nicht ungerechte Abſicht darin
ſuche.20

223. An Emilie Harmes (v. Berlepſch) in Füllbach.
[Kopie]

— Nur verſprechen Sie ſich — zwar von meiner Frau und meinen
Kindern vielerlei, ja viel — aber von dem wenig, der, harten Sinnes,
nur dem Publikum gibt und wenig andere Freuden mehr hat als die,25
bis zum Sterben zu ſchreiben und nicht blos von der Feder ſondern
auch für die Feder zu leben, müßt’ er ſie ſogar in eignes Blut ein-
tunken. Einige treffliche Menſchen werd’ ich durch Sie beglücken
können und Sie durch jene — Aber mich, Ihr Menſchen, laſſet
bei Seite, ich bitt’ euch ſehr.30

N. S. Ich bin jetzt im Umgang ſcherzhafter als je. Sonſt der
Alte, nur dicker und wilder.

*) bei dir einige Wochen oder Monate zu wohnen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0098" n="85"/>
&#x017F;eit Jahren &#x017F;inn&#x2019; ich für Sie auf zwei Ta&#x017F;chenbücher von mir<lb/>
allein, eines: Ta&#x017F;chenbuch für Männer; das andere: Ta&#x017F;chenbuch<lb/>
für Weiber; &#x2014; und welche beide zugleich herauskämen. Nur i&#x017F;t<lb/>
das letztere &#x017F;chwerer zu &#x017F;chreiben.</p><lb/>
        <p>Leben Sie wol, verdien&#x017F;tvoller Deut&#x017F;cher!<lb n="5"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>222. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 12. Jan. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Ich zweifle, daß du in den Wun&#x017F;ch der<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Berlepsch</hi><note place="foot" n="*)">bei dir einige Wochen oder Monate zu wohnen.</note> eingeh&#x017F;t; wiewol er wahr&#x017F;cheinlich nicht ganz gegen<lb/>
die Wün&#x017F;che <hi rendition="#aq">Amoenens</hi> &#x017F;ein wird. Jene er&#x017F;etzte die&#x017F;er ein wenig<lb/>
das getödtete Journali&#x017F;tikum. Wenn ich mit dir &#x017F;preche, wir&#x017F;t du<lb/>
mir überhaupt Rath geben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">NB</hi> Gott gebe nur, daß &#x017F;ie <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> fortgeht wie &#x017F;ie herkommt.<lb n="15"/>
</p>
        <p>N. S. Sei &#x017F;o gut und &#x017F;age <hi rendition="#aq">Emanuel</hi>, daß <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> aus Ver-<lb/>
&#x017F;ehen, weil ich ihr de&#x017F;&#x017F;en Billet an &#x017F;ie zugleich mit &#x017F;einem fremden<lb/>
Briefe im Couvert hinüber &#x017F;chickte, ihm auch alles und al&#x017F;o &#x017F;ein<lb/>
Billet mit, hinge&#x017F;andt &#x2014; damit er nicht ungerechte Ab&#x017F;icht darin<lb/>
&#x017F;uche.<lb n="20"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>223. An <hi rendition="#g">Emilie Harmes (v. Berlep&#x017F;ch) in Füllbach.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. Jan. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>&#x2014; Nur ver&#x017F;prechen Sie &#x017F;ich &#x2014; zwar von meiner Frau und meinen<lb/>
Kindern vielerlei, ja viel &#x2014; aber von dem wenig, der, harten Sinnes,<lb/>
nur dem Publikum gibt und wenig andere Freuden mehr hat als die,<lb n="25"/>
bis zum Sterben zu &#x017F;chreiben und nicht blos von der Feder &#x017F;ondern<lb/>
auch für die Feder zu leben, müßt&#x2019; er &#x017F;ie &#x017F;ogar in eignes Blut ein-<lb/>
tunken. Einige treffliche Men&#x017F;chen werd&#x2019; ich durch Sie beglücken<lb/>
können und Sie durch jene &#x2014; Aber mich, Ihr Men&#x017F;chen, la&#x017F;&#x017F;et<lb/>
bei Seite, ich bitt&#x2019; euch &#x017F;ehr.<lb n="30"/>
</p>
        <p>N. S. Ich bin jetzt im Umgang &#x017F;cherzhafter als je. Son&#x017F;t der<lb/>
Alte, nur dicker und wilder.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0098] ſeit Jahren ſinn’ ich für Sie auf zwei Taſchenbücher von mir allein, eines: Taſchenbuch für Männer; das andere: Taſchenbuch für Weiber; — und welche beide zugleich herauskämen. Nur iſt das letztere ſchwerer zu ſchreiben. Leben Sie wol, verdienſtvoller Deutſcher! 5 Ihr Jean Paul Fr. Richter 222. An Otto. [Bayreuth, 12. Jan. 1810] Guten Morgen, Alter! Ich zweifle, daß du in den Wunſch der 10 Berlepsch *) eingehſt; wiewol er wahrſcheinlich nicht ganz gegen die Wünſche Amoenens ſein wird. Jene erſetzte dieſer ein wenig das getödtete Journaliſtikum. Wenn ich mit dir ſpreche, wirſt du mir überhaupt Rath geben. NB Gott gebe nur, daß ſie ſo fortgeht wie ſie herkommt. 15 N. S. Sei ſo gut und ſage Emanuel, daß C[aroline] aus Ver- ſehen, weil ich ihr deſſen Billet an ſie zugleich mit ſeinem fremden Briefe im Couvert hinüber ſchickte, ihm auch alles und alſo ſein Billet mit, hingeſandt — damit er nicht ungerechte Abſicht darin ſuche. 20 223. An Emilie Harmes (v. Berlepſch) in Füllbach. [Bayreuth, 22. Jan. 1810] — Nur verſprechen Sie ſich — zwar von meiner Frau und meinen Kindern vielerlei, ja viel — aber von dem wenig, der, harten Sinnes, nur dem Publikum gibt und wenig andere Freuden mehr hat als die, 25 bis zum Sterben zu ſchreiben und nicht blos von der Feder ſondern auch für die Feder zu leben, müßt’ er ſie ſogar in eignes Blut ein- tunken. Einige treffliche Menſchen werd’ ich durch Sie beglücken können und Sie durch jene — Aber mich, Ihr Menſchen, laſſet bei Seite, ich bitt’ euch ſehr. 30 N. S. Ich bin jetzt im Umgang ſcherzhafter als je. Sonſt der Alte, nur dicker und wilder. *) bei dir einige Wochen oder Monate zu wohnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/98
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/98>, abgerufen am 24.11.2024.