Guten Morgen, Lieber! Es traf sich recht schön, daß ich durch die Gefälligkeit Hagens der deinigen begegnen konnte. Dieser dra- matische Roman wird der Welt, besonders der weiblichen, mehr5 gefallen als der epische höhere Meister. Kunst und Menschen- kenntnis etc. etc. ist viel darin; nur interess[iert] blos Ein Charakter, Ottilie. Seite 207 unten und 208 ist empörend und so fast un- möglich. Meine C[aroline] wollte von da aufhören zu lesen; ihr gefallen die Charaktere, deren "matte Verdorbenheit" und das10 Meiste wenig. -- Wär' er vollkommner: so hätt' ich vielleicht eine Rezension gewagt; so aber hätte ich nichts davon als ein- mal in Weimar den Anblick des aufgespreizten Gefieders an diesem Jupiters Adler. Kannst du mir den 2ten Theil ohne deine oder A[möne]'s Unbequemlichkeit auf den Nachmittag schicken: so wär'15 es mir lieb. Doch thuts nicht so noth; gestern abends schickte Krause mir den 1. Theil, heute abends will ers mit dem 2ten.
176. An Fr. Frommann in Jena.
[Kopie][Bayreuth, 7. Nov. 1809]
-- Preßfreiheit in andern Ländern, d. h. Freiheit zu pressen. --20 An Knebel ist jedes Buch ein Brief und jeder Almanachsaufsatz ein Briefchen; er soll antworten.
177. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Nov. 1809]
Guten Morgen, guter Emanuel! -- Aber den guten Morgen,25 den Sie uns gemacht, und vor [dem] wir ein Paar mal vorüber gegangen waren, hätten Sie sehen sollen -- es rührte uns zu sehr. Ihren Dank geb' Ihnen Ihr Herz. --
Ich bitte Sie abends auf einen Tropfen Thee und halben Bi- schoff; ich habe mich lange genug gesehnt. -- Otto kommt wahr-30 scheinlich auch.
5 Jean Paul Briefe. VI.
175. An Otto.
[Bayreuth, 7. Nov. 1809]
Guten Morgen, Lieber! Es traf ſich recht ſchön, daß ich durch die Gefälligkeit Hagens der deinigen begegnen konnte. Dieſer dra- matiſche Roman wird der Welt, beſonders der weiblichen, mehr5 gefallen als der epiſche höhere Meiſter. Kunſt und Menſchen- kenntnis ꝛc. ꝛc. iſt viel darin; nur intereſſ[iert] blos Ein Charakter, Ottilie. Seite 207 unten und 208 iſt empörend und ſo faſt un- möglich. Meine C[aroline] wollte von da aufhören zu leſen; ihr gefallen die Charaktere, deren „matte Verdorbenheit“ und das10 Meiſte wenig. — Wär’ er vollkommner: ſo hätt’ ich vielleicht eine Rezenſion gewagt; ſo aber hätte ich nichts davon als ein- mal in Weimar den Anblick des aufgeſpreizten Gefieders an dieſem Jupiters Adler. Kannſt du mir den 2ten Theil ohne deine oder A[möne]’s Unbequemlichkeit auf den Nachmittag ſchicken: ſo wär’15 es mir lieb. Doch thuts nicht ſo noth; geſtern abends ſchickte Krause mir den 1. Theil, heute abends will ers mit dem 2ten.
176. An Fr. Frommann in Jena.
[Kopie][Bayreuth, 7. Nov. 1809]
— Preßfreiheit in andern Ländern, d. h. Freiheit zu preſſen. —20 An Knebel iſt jedes Buch ein Brief und jeder Almanachsaufſatz ein Briefchen; er ſoll antworten.
177. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Nov. 1809]
Guten Morgen, guter Emanuel! — Aber den guten Morgen,25 den Sie uns gemacht, und vor [dem] wir ein Paar mal vorüber gegangen waren, hätten Sie ſehen ſollen — es rührte uns zu ſehr. Ihren Dank geb’ Ihnen Ihr Herz. —
Ich bitte Sie abends auf einen Tropfen Thée und halben Bi- ſchoff; ich habe mich lange genug geſehnt. — Otto kommt wahr-30 ſcheinlich auch.
5 Jean Paul Briefe. VI.
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[65/0074]
175. An Otto.
[Bayreuth, 7. Nov. 1809]
Guten Morgen, Lieber! Es traf ſich recht ſchön, daß ich durch
die Gefälligkeit Hagens der deinigen begegnen konnte. Dieſer dra-
matiſche Roman wird der Welt, beſonders der weiblichen, mehr 5
gefallen als der epiſche höhere Meiſter. Kunſt und Menſchen-
kenntnis ꝛc. ꝛc. iſt viel darin; nur intereſſ[iert] blos Ein Charakter,
Ottilie. Seite 207 unten und 208 iſt empörend und ſo faſt un-
möglich. Meine C[aroline] wollte von da aufhören zu leſen; ihr
gefallen die Charaktere, deren „matte Verdorbenheit“ und das 10
Meiſte wenig. — Wär’ er vollkommner: ſo hätt’ ich vielleicht
eine Rezenſion gewagt; ſo aber hätte ich nichts davon als ein-
mal in Weimar den Anblick des aufgeſpreizten Gefieders an dieſem
Jupiters Adler. Kannſt du mir den 2ten Theil ohne deine oder
A[möne]’s Unbequemlichkeit auf den Nachmittag ſchicken: ſo wär’ 15
es mir lieb. Doch thuts nicht ſo noth; geſtern abends ſchickte Krause
mir den 1. Theil, heute abends will ers mit dem 2ten.
176. An Fr. Frommann in Jena.
[Bayreuth, 7. Nov. 1809]
— Preßfreiheit in andern Ländern, d. h. Freiheit zu preſſen. — 20
An Knebel iſt jedes Buch ein Brief und jeder Almanachsaufſatz
ein Briefchen; er ſoll antworten.
177. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Nov. 1809]
Guten Morgen, guter Emanuel! — Aber den guten Morgen, 25
den Sie uns gemacht, und vor [dem] wir ein Paar mal vorüber
gegangen waren, hätten Sie ſehen ſollen — es rührte uns zu ſehr.
Ihren Dank geb’ Ihnen Ihr Herz. —
Ich bitte Sie abends auf einen Tropfen Thée und halben Bi-
ſchoff; ich habe mich lange genug geſehnt. — Otto kommt wahr- 30
ſcheinlich auch.
5 Jean Paul Briefe. VI.
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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