C[aroline] und drei Kleinen [!] -- Sie in Ihren Haarschlingen fangen und legen sie Ihnen ohne Lockspeise, damit Sie hinein gehen.
Unsere Liebe hängt weder an einem Haare noch an mehreren, sondern an Banden, die wol ein Leben tragen. Ich wollte, mein Emanuel, Sie feierten lieber den nächsten Geburtstag und die ge-5 heimnisvolle Lücke wäre schon ausgefüllt. Nun, -- segnet der Himmel nicht, so heilet er doch; und so wollen wir hoffen. Es gehe Ihrem Herzen wol! Und in dieses rückt zum Glücke kein Krieg ein.
Wenn und wie werden wir uns wieder sehen? -- Caroline grüßt Sie. Leben Sie wol!10
Ihr Richter
107. An Otto.
[Bayreuth, 21. Juni 1809]
Lieber Otto! Da ich jetzt wegen meiner Kränklichkeit immer15 jeden dritten Tag in Einem fort lesen muß wie ein Minister -- und da mich die Bücher im Repositorium (meistens wissenschaftliche) fast anekeln: so bitt' ich dich um einige mich wiegende: 1) Roußeaus Brief an d'Alembert über die Schauspiele -- 2) Müllers 1 Band der Schweizergeschichte (dir wird gewis seine Todes Anzeige den20 giftigen Stich gegeben haben wie mir, da uns der Sarg eine einzige Universalgeschichte einsargt) -- 3) Buch über die Ehe, oder hast du es nicht, bürgerliche Verbesserung der Weiber. Ich werde sie nicht so lange behalten als den längst gelesenen aber noch nicht exzerpierten Montesquieu. -- Morgen Vormittag will ich meine25 zwei Zwerg-Packträger schicken.
108. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Juni 1809]
Guter Emanuel! Vielen Dank für so viele Öfnungen und Ein- sichten in schöne Herzen. -- Wang[enheims] Urtheil über Stockar30 haben leider 2 unparteiische Literaturzeitungen wiederholt. -- Otto hat einige von diesen Briefen noch nicht gelesen. -- Gesund bin ich noch nicht ganz; die dritte Nacht ist immer eine Teufels Nacht für mich.
Max hat eine Stunde Urlaub, wenn Sie ihn erlauben.35
C[aroline] und drei Kleinen [!] — Sie in Ihren Haarſchlingen fangen und legen ſie Ihnen ohne Lockſpeiſe, damit Sie hinein gehen.
Unſere Liebe hängt weder an einem Haare noch an mehreren, ſondern an Banden, die wol ein Leben tragen. Ich wollte, mein Emanuel, Sie feierten lieber den nächſten Geburtstag und die ge-5 heimnisvolle Lücke wäre ſchon ausgefüllt. Nun, — ſegnet der Himmel nicht, ſo heilet er doch; und ſo wollen wir hoffen. Es gehe Ihrem Herzen wol! Und in dieſes rückt zum Glücke kein Krieg ein.
Wenn und wie werden wir uns wieder ſehen? — Caroline grüßt Sie. Leben Sie wol!10
Ihr Richter
107. An Otto.
[Bayreuth, 21. Juni 1809]
Lieber Otto! Da ich jetzt wegen meiner Kränklichkeit immer15 jeden dritten Tag in Einem fort leſen muß wie ein Miniſter — und da mich die Bücher im Repoſitorium (meiſtens wiſſenſchaftliche) faſt anekeln: ſo bitt’ ich dich um einige mich wiegende: 1) Roußeaus Brief an d’Alembert über die Schauſpiele — 2) Müllers 1 Band der Schweizergeſchichte (dir wird gewis ſeine Todes Anzeige den20 giftigen Stich gegeben haben wie mir, da uns der Sarg eine einzige Univerſalgeſchichte einſargt) — 3) Buch über die Ehe, oder haſt du es nicht, bürgerliche Verbeſſerung der Weiber. Ich werde ſie nicht ſo lange behalten als den längſt geleſenen aber noch nicht exzerpierten Montesquieu. — Morgen Vormittag will ich meine25 zwei Zwerg-Packträger ſchicken.
108. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Juni 1809]
Guter Emanuel! Vielen Dank für ſo viele Öfnungen und Ein- ſichten in ſchöne Herzen. — Wang[enheims] Urtheil über Stockar30 haben leider 2 unparteiiſche Literaturzeitungen wiederholt. — Otto hat einige von dieſen Briefen noch nicht geleſen. — Geſund bin ich noch nicht ganz; die dritte Nacht iſt immer eine Teufels Nacht für mich.
Max hat eine Stunde Urlaub, wenn Sie ihn erlauben.35
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C[aroline] und drei Kleinen [!] — Sie in Ihren Haarſchlingen
fangen und legen ſie Ihnen ohne Lockſpeiſe, damit Sie hinein gehen.
Unſere Liebe hängt weder an einem Haare noch an mehreren,
ſondern an Banden, die wol ein Leben tragen. Ich wollte, mein
Emanuel, Sie feierten lieber den nächſten Geburtstag und die ge- 5
heimnisvolle Lücke wäre ſchon ausgefüllt. Nun, — ſegnet der
Himmel nicht, ſo heilet er doch; und ſo wollen wir hoffen. Es gehe
Ihrem Herzen wol! Und in dieſes rückt zum Glücke kein Krieg ein.
Wenn und wie werden wir uns wieder ſehen? — Caroline grüßt
Sie. Leben Sie wol! 10
Ihr
Richter
107. An Otto.
[Bayreuth, 21. Juni 1809]
Lieber Otto! Da ich jetzt wegen meiner Kränklichkeit immer 15
jeden dritten Tag in Einem fort leſen muß wie ein Miniſter —
und da mich die Bücher im Repoſitorium (meiſtens wiſſenſchaftliche)
faſt anekeln: ſo bitt’ ich dich um einige mich wiegende: 1) Roußeaus
Brief an d’Alembert über die Schauſpiele — 2) Müllers 1 Band
der Schweizergeſchichte (dir wird gewis ſeine Todes Anzeige den 20
giftigen Stich gegeben haben wie mir, da uns der Sarg eine einzige
Univerſalgeſchichte einſargt) — 3) Buch über die Ehe, oder haſt
du es nicht, bürgerliche Verbeſſerung der Weiber. Ich werde ſie
nicht ſo lange behalten als den längſt geleſenen aber noch nicht
exzerpierten Montesquieu. — Morgen Vormittag will ich meine 25
zwei Zwerg-Packträger ſchicken.
108. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Juni 1809]
Guter Emanuel! Vielen Dank für ſo viele Öfnungen und Ein-
ſichten in ſchöne Herzen. — Wang[enheims] Urtheil über Stockar 30
haben leider 2 unparteiiſche Literaturzeitungen wiederholt. — Otto
hat einige von dieſen Briefen noch nicht geleſen. — Geſund bin ich
noch nicht ganz; die dritte Nacht iſt immer eine Teufels Nacht
für mich.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/46>, abgerufen am 03.12.2024.
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