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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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höchstens Form. Ein Stückchen seines Herzens ist mir lieber als
sein ganzes Gehirn. Nur polemisch erfreuet und belehrt er mich in
der Philosophie wahrhaft.

Du siehst, ich gehe deinem Briefe zeilenweise nach.

Leider wurde eine der wichtigsten Äußerungen von dir gegen mich5
-- über Persönlichkeit und Erinnerung hinter dem Tode -- durch die
Eßglocke unterbrochen und todtgeläutet. --

Mein Innerstes und Bestes hat jetzt nur Hoffnung und Sehnsucht
des Lichts, aber keines; und ich bin an[n]o 1812 darüber noch
trauriger geworden.*)10

Es gehe dir wol! Grüße deine mir recht lieben Schwestern!

Richter

N. S. Meine unbedeutenden Anmerkungen zu deinem Hume
will ich nächstens in reingeschriebene Worte fassen. Gib doch jedem
deiner philosophischen Werke einen Anhang als Fruchtlese (ohne15
systematischen Bindfaden) aus deinen trefflichen Bruchstücken, wovon
du mir einige im Wirthshaus in Erlangen lesen lassen.

667. An Cotta.

Wir sind endlich, seit Ihrem letzten vom 8. August, ins Reine20
und Feste; wiewol im Reinen waren wir beide immer, nur nicht
im Festen. So bleib' es!

In der Mitte Septemb. bekommen Sie unfehlbar die beiden
ersten Bände der Vorschule, welche gerade so viele Zusätze erhielten,
daß sie sogar ein vorlesender Professor gebrauchen könnte. Der25
dritte Band, woran ich arbeite, bedarf weniger Mühe, da ich nichts
ihm zuzufügen habe als neueste Satiren auf neueste Zeit.

Die Levana ist von mir ganz vollendet, und nur das Abschreiben
ist nachzubessern.

Kein Eil-Setzer kann mich einholen; und Sie können nicht zu früh30
anfangen lassen zu drucken.

Ich bitte Sie, wenn Sie in den Meßkatalog die Anzeige der

*) Indeß kann man, sobald man das Licht nur recht will, ja warten; die
Völker müssen auf dasselbe Jahrtausende warten, das Individuum aber nur bis
an seinen Tod.35
19 Jean Paul Briefe. VI.

höchſtens Form. Ein Stückchen ſeines Herzens iſt mir lieber als
ſein ganzes Gehirn. Nur polemiſch erfreuet und belehrt er mich in
der Philoſophie wahrhaft.

Du ſiehſt, ich gehe deinem Briefe zeilenweiſe nach.

Leider wurde eine der wichtigſten Äußerungen von dir gegen mich5
— über Perſönlichkeit und Erinnerung hinter dem Tode — durch die
Eßglocke unterbrochen und todtgeläutet. —

Mein Innerſtes und Beſtes hat jetzt nur Hoffnung und Sehnſucht
des Lichts, aber keines; und ich bin an[n]o 1812 darüber noch
trauriger geworden.*)10

Es gehe dir wol! Grüße deine mir recht lieben Schweſtern!

Richter

N. S. Meine unbedeutenden Anmerkungen zu deinem Hume
will ich nächſtens in reingeſchriebene Worte faſſen. Gib doch jedem
deiner philoſophiſchen Werke einen Anhang als Fruchtleſe (ohne15
ſyſtematiſchen Bindfaden) aus deinen trefflichen Bruchſtücken, wovon
du mir einige im Wirthshaus in Erlangen leſen laſſen.

667. An Cotta.

Wir ſind endlich, ſeit Ihrem letzten vom 8. Auguſt, ins Reine20
und Feſte; wiewol im Reinen waren wir beide immer, nur nicht
im Feſten. So bleib’ es!

In der Mitte Septemb. bekommen Sie unfehlbar die beiden
erſten Bände der Vorschule, welche gerade ſo viele Zuſätze erhielten,
daß ſie ſogar ein vorleſender Profeſſor gebrauchen könnte. Der25
dritte Band, woran ich arbeite, bedarf weniger Mühe, da ich nichts
ihm zuzufügen habe als neueſte Satiren auf neueſte Zeit.

Die Levana iſt von mir ganz vollendet, und nur das Abſchreiben
iſt nachzubeſſern.

Kein Eil-Setzer kann mich einholen; und Sie können nicht zu früh30
anfangen laſſen zu drucken.

Ich bitte Sie, wenn Sie in den Meßkatalog die Anzeige der

*) Indeß kann man, ſobald man das Licht nur recht will, ja warten; die
Völker müſſen auf daſſelbe Jahrtauſende warten, das Individuum aber nur bis
an ſeinen Tod.35
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[289/0303] höchſtens Form. Ein Stückchen ſeines Herzens iſt mir lieber als ſein ganzes Gehirn. Nur polemiſch erfreuet und belehrt er mich in der Philoſophie wahrhaft. Du ſiehſt, ich gehe deinem Briefe zeilenweiſe nach. Leider wurde eine der wichtigſten Äußerungen von dir gegen mich 5 — über Perſönlichkeit und Erinnerung hinter dem Tode — durch die Eßglocke unterbrochen und todtgeläutet. — Mein Innerſtes und Beſtes hat jetzt nur Hoffnung und Sehnſucht des Lichts, aber keines; und ich bin an[n]o 1812 darüber noch trauriger geworden. *) 10 Es gehe dir wol! Grüße deine mir recht lieben Schweſtern! Richter N. S. Meine unbedeutenden Anmerkungen zu deinem Hume will ich nächſtens in reingeſchriebene Worte faſſen. Gib doch jedem deiner philoſophiſchen Werke einen Anhang als Fruchtleſe (ohne 15 ſyſtematiſchen Bindfaden) aus deinen trefflichen Bruchſtücken, wovon du mir einige im Wirthshaus in Erlangen leſen laſſen. 667. An Cotta. Baireuth d. 24 Aug. 1812 Wir ſind endlich, ſeit Ihrem letzten vom 8. Auguſt, ins Reine 20 und Feſte; wiewol im Reinen waren wir beide immer, nur nicht im Feſten. So bleib’ es! In der Mitte Septemb. bekommen Sie unfehlbar die beiden erſten Bände der Vorschule, welche gerade ſo viele Zuſätze erhielten, daß ſie ſogar ein vorleſender Profeſſor gebrauchen könnte. Der 25 dritte Band, woran ich arbeite, bedarf weniger Mühe, da ich nichts ihm zuzufügen habe als neueſte Satiren auf neueſte Zeit. Die Levana iſt von mir ganz vollendet, und nur das Abſchreiben iſt nachzubeſſern. Kein Eil-Setzer kann mich einholen; und Sie können nicht zu früh 30 anfangen laſſen zu drucken. Ich bitte Sie, wenn Sie in den Meßkatalog die Anzeige der *) Indeß kann man, ſobald man das Licht nur recht will, ja warten; die Völker müſſen auf daſſelbe Jahrtauſende warten, das Individuum aber nur bis an ſeinen Tod. 35 19 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/303>, abgerufen am 22.11.2024.