vieler Nebenarbeiten etwas liefern. Wäre denn nicht für ihn irgend eine Hogarthische Bilderreihe zu erfinden, die ich dann er- klärte? --
Leben Sie wol, Guter! Ihr5 Jean Paul Fr. Richter
602. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Jan. 1812. Sonntag]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Damit ich nicht ohne Sonntag bin, der sonst bei mir in nichts besteht als in ein Paar andern10 Hosen: möcht' ich wol heute abends zu Ihnen kommen. Otto will es auch. Aber wollen Sie?
603. An Emanuel.
[Bayreuth, 4. Febr. 1812]
Guten Morgen, Alter! Da man den übrigen Theil des Charak-15 ters der Kleinen nicht kennt: so kann die Einwirkung der Neuheit eben so gut von Schwäche, Reizbarkeit als von Eitelkeit herkommen. Ich fürchte letztere, weil sie -- was ein viel bedenklicherer Zug ist -- ihre[r] Mutter nicht viel Liebe zeigt, Kindern sonst fast unmöglich. Sollte diese zu männlich-kaltphilosophisch mit ihr umgehen? Ich20 glaube, Kinder, wie wir, lieben eben so wenig eine zu männliche Mutter als einen zu weiblichen Vater.
604. An Frau Dr. Seebeck in Bayreuth.
[Bayreuth, 5. Febr. 1812]
Verehrte Wiedergeborne! Der über Ihrer Loge in der Groschen-25 gallerie Sitzende wünscht Ihnen zu Ihrem heutigen Neujahrstage Glück hinunter. Es sind erstlich acht schöne Gründe da, Ihr Leben lang und froh zu wünschen; und dann noch gar ein neunter, über fünf Fuß lang, da Sie für alle diese die Namensheilige Ihres Ge- burtstages sind, die Agatha oder zu deutsch die Agathe.30
Es gehe Ihrem Herzen und dadurch allen Ihrigen wol in dieser dunkeln Wolkenzeit!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
vieler Nebenarbeiten etwas liefern. Wäre denn nicht für ihn irgend eine Hogarthiſche Bilderreihe zu erfinden, die ich dann er- klärte? —
Leben Sie wol, Guter! Ihr5 Jean Paul Fr. Richter
602. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Jan. 1812. Sonntag]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Damit ich nicht ohne Sonntag bin, der ſonſt bei mir in nichts beſteht als in ein Paar andern10 Hoſen: möcht’ ich wol heute abends zu Ihnen kommen. Otto will es auch. Aber wollen Sie?
603. An Emanuel.
[Bayreuth, 4. Febr. 1812]
Guten Morgen, Alter! Da man den übrigen Theil des Charak-15 ters der Kleinen nicht kennt: ſo kann die Einwirkung der Neuheit eben ſo gut von Schwäche, Reizbarkeit als von Eitelkeit herkommen. Ich fürchte letztere, weil ſie — was ein viel bedenklicherer Zug iſt — ihre[r] Mutter nicht viel Liebe zeigt, Kindern ſonſt faſt unmöglich. Sollte dieſe zu männlich-kaltphiloſophiſch mit ihr umgehen? Ich20 glaube, Kinder, wie wir, lieben eben ſo wenig eine zu männliche Mutter als einen zu weiblichen Vater.
604. An Frau Dr. Seebeck in Bayreuth.
[Bayreuth, 5. Febr. 1812]
Verehrte Wiedergeborne! Der über Ihrer Loge in der Groſchen-25 gallerie Sitzende wünſcht Ihnen zu Ihrem heutigen Neujahrstage Glück hinunter. Es ſind erſtlich acht ſchöne Gründe da, Ihr Leben lang und froh zu wünſchen; und dann noch gar ein neunter, über fünf Fuß lang, da Sie für alle dieſe die Namensheilige Ihres Ge- burtstages ſind, die Agatha oder zu deutſch die Αγαϑη.30
Es gehe Ihrem Herzen und dadurch allen Ihrigen wol in dieſer dunkeln Wolkenzeit!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0263"n="249"/>
vieler Nebenarbeiten etwas liefern. Wäre denn nicht für ihn<lb/>
irgend eine Hogarthiſche Bilderreihe zu erfinden, die ich dann er-<lb/>
klärte? —</p><lb/><closer><salute>Leben Sie wol, Guter!<lb/><hirendition="#et">Ihr<lbn="5"/>
Jean Paul Fr. Richter</hi></salute></closer></div></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>602. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 26. Jan. 1812. Sonntag]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, lieber <hirendition="#aq">Emanuel!</hi> Damit ich nicht ohne Sonntag<lb/>
bin, der ſonſt bei mir in nichts beſteht als in ein Paar andern<lbn="10"/>
Hoſen: möcht’ ich wol heute abends zu Ihnen kommen. <hirendition="#aq">Otto</hi> will<lb/>
es auch. Aber wollen Sie?</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>603. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 4. Febr. 1812]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, Alter! Da man den übrigen Theil des Charak-<lbn="15"/>
ters der Kleinen nicht kennt: ſo kann die Einwirkung der Neuheit<lb/>
eben ſo gut von Schwäche, Reizbarkeit als von Eitelkeit herkommen.<lb/>
Ich fürchte letztere, weil ſie — was ein viel bedenklicherer Zug iſt —<lb/>
ihre[r] Mutter nicht viel Liebe zeigt, Kindern ſonſt faſt unmöglich.<lb/>
Sollte dieſe zu männlich-kaltphiloſophiſch mit ihr umgehen? Ich<lbn="20"/>
glaube, Kinder, wie wir, lieben eben ſo wenig eine zu männliche<lb/>
Mutter als einen zu weiblichen Vater.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>604. An <hirendition="#g">Frau Dr. Seebeck in Bayreuth.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 5. Febr. 1812]</hi></dateline><lb/><p>Verehrte Wiedergeborne! Der über Ihrer Loge in der Groſchen-<lbn="25"/>
gallerie Sitzende wünſcht Ihnen zu Ihrem heutigen Neujahrstage<lb/>
Glück hinunter. Es ſind erſtlich <hirendition="#g">acht ſchöne</hi> Gründe da, Ihr Leben<lb/>
lang und froh zu wünſchen; und dann noch gar ein <hirendition="#g">neunter,</hi> über<lb/>
fünf Fuß lang, da Sie für alle dieſe die Namensheilige Ihres Ge-<lb/>
burtstages ſind, die <hirendition="#aq">Agatha</hi> oder zu deutſch die Αγαϑη.<lbn="30"/></p><p>Es gehe Ihrem Herzen und dadurch allen Ihrigen wol in dieſer<lb/>
dunkeln Wolkenzeit!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi></salute></closer></div><lb/></body></text></TEI>
[249/0263]
vieler Nebenarbeiten etwas liefern. Wäre denn nicht für ihn
irgend eine Hogarthiſche Bilderreihe zu erfinden, die ich dann er-
klärte? —
Leben Sie wol, Guter!
Ihr 5
Jean Paul Fr. Richter
602. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Jan. 1812. Sonntag]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Damit ich nicht ohne Sonntag
bin, der ſonſt bei mir in nichts beſteht als in ein Paar andern 10
Hoſen: möcht’ ich wol heute abends zu Ihnen kommen. Otto will
es auch. Aber wollen Sie?
603. An Emanuel.
[Bayreuth, 4. Febr. 1812]
Guten Morgen, Alter! Da man den übrigen Theil des Charak- 15
ters der Kleinen nicht kennt: ſo kann die Einwirkung der Neuheit
eben ſo gut von Schwäche, Reizbarkeit als von Eitelkeit herkommen.
Ich fürchte letztere, weil ſie — was ein viel bedenklicherer Zug iſt —
ihre[r] Mutter nicht viel Liebe zeigt, Kindern ſonſt faſt unmöglich.
Sollte dieſe zu männlich-kaltphiloſophiſch mit ihr umgehen? Ich 20
glaube, Kinder, wie wir, lieben eben ſo wenig eine zu männliche
Mutter als einen zu weiblichen Vater.
604. An Frau Dr. Seebeck in Bayreuth.
[Bayreuth, 5. Febr. 1812]
Verehrte Wiedergeborne! Der über Ihrer Loge in der Groſchen- 25
gallerie Sitzende wünſcht Ihnen zu Ihrem heutigen Neujahrstage
Glück hinunter. Es ſind erſtlich acht ſchöne Gründe da, Ihr Leben
lang und froh zu wünſchen; und dann noch gar ein neunter, über
fünf Fuß lang, da Sie für alle dieſe die Namensheilige Ihres Ge-
burtstages ſind, die Agatha oder zu deutſch die Αγαϑη. 30
Es gehe Ihrem Herzen und dadurch allen Ihrigen wol in dieſer
dunkeln Wolkenzeit!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/263>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.