Unter so vielen Briefen, denen ich Antwort schuldig bin, fand [ich] fast mit Schrecken den Ihrigen vom Jenner darunter ein- gebauet. Ihre Güte kann mich darüber leichter entschuldigen als5 ich selber. Meines Treibens und Schreibens ist zu viel, und wenn Sie meinen Registratur-Apparat für die Schreib-Zukunft sähen (der aber schon unter Ihrem Herreisen zugenommen hätte), so würden Sie finden, daß ich vielleicht im Bettler- und Soldaten- Alter von 150 Jahren die Hälfte des Vorbereiteten möchte geben10 und entwickeln können ... Es ist schwerer, den Kindern als den Männern zu geben, nämlich so daß aus jenen diese werden, indeß man bequemer diese zu jenen herunterschreibt.
464. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.
Bayreuth d. 26. Febr. 181115
Beifolgenden Brief sammt der Rezension bitt' ich Sie, H. Kon- sistorialrath Schwarz zu übergeben.
Ihr Schweigen und mein eignes über die Herausgabe des armen Fibels beweisen freilich, daß er -- obschon 3/4 abgeschrieben ist -- doch nicht zur Oster Messe erscheinen kann. So viele Jahre ich20 auch an ihm gearbeitet habe -- wiewol oft unterbrochen -- so wird doch daraus nur Ein dünnes Oktavbändchen. Dieses nun muß zu Johannis erscheinen, und brochiert wie Katzenberger; und ich rechne hierin auf Ihre Güte.
Ich bitte Sie, unsere Berechnungen in Rücksicht meiner Rezen-25 sionen für die Jahrbücher vom vorigen Jahre zu bestimmen und zu berichtigen.
In der hiesigen Kanzlei-Bibliothek wünscht man schon so lange die trefflichen Jahrbücher; aber ungeachtet alles Verschreibens kam nichts an. Der Bibliothekar klagte über die Post; der nächste Buch-30 händler über Sie. Wer hat Recht?
Kann ich nicht bald eine neue Auflage der Friedenspredigt geben, welcher ich außer großen Zusätzen noch eine ganz eigne Zueignung an den Großherzog v. Frankfurt beizufügen habe?
Ich bitte Sie um baldige Antwort.
Ihr35 Jean Paul Fr. Richter
463. An Profeſſor Schwarz in Heidelberg.
[Kopie][Bayreuth, 26. Febr. 1811]
Unter ſo vielen Briefen, denen ich Antwort ſchuldig bin, fand [ich] faſt mit Schrecken den Ihrigen vom Jenner darunter ein- gebauet. Ihre Güte kann mich darüber leichter entſchuldigen als5 ich ſelber. Meines Treibens und Schreibens iſt zu viel, und wenn Sie meinen Regiſtratur-Apparat für die Schreib-Zukunft ſähen (der aber ſchon unter Ihrem Herreiſen zugenommen hätte), ſo würden Sie finden, daß ich vielleicht im Bettler- und Soldaten- Alter von 150 Jahren die Hälfte des Vorbereiteten möchte geben10 und entwickeln können ... Es iſt ſchwerer, den Kindern als den Männern zu geben, nämlich ſo daß aus jenen dieſe werden, indeß man bequemer dieſe zu jenen herunterſchreibt.
464. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.
Bayreuth d. 26. Febr. 181115
Beifolgenden Brief ſammt der Rezenſion bitt’ ich Sie, H. Kon- ſiſtorialrath Schwarz zu übergeben.
Ihr Schweigen und mein eignes über die Herausgabe des armen Fibels beweiſen freilich, daß er — obſchon ¾ abgeſchrieben iſt — doch nicht zur Oſter Meſſe erſcheinen kann. So viele Jahre ich20 auch an ihm gearbeitet habe — wiewol oft unterbrochen — ſo wird doch daraus nur Ein dünnes Oktavbändchen. Dieſes nun muß zu Johannis erſcheinen, und brochiert wie Katzenberger; und ich rechne hierin auf Ihre Güte.
Ich bitte Sie, unſere Berechnungen in Rückſicht meiner Rezen-25 ſionen für die Jahrbücher vom vorigen Jahre zu beſtimmen und zu berichtigen.
In der hieſigen Kanzlei-Bibliothek wünſcht man ſchon ſo lange die trefflichen Jahrbücher; aber ungeachtet alles Verſchreibens kam nichts an. Der Bibliothekar klagte über die Poſt; der nächſte Buch-30 händler über Sie. Wer hat Recht?
Kann ich nicht bald eine neue Auflage der Friedenspredigt geben, welcher ich außer großen Zuſätzen noch eine ganz eigne Zueignung an den Großherzog v. Frankfurt beizufügen habe?
Ich bitte Sie um baldige Antwort.
Ihr35 Jean Paul Fr. Richter
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[184/0197]
463. An Profeſſor Schwarz in Heidelberg.
[Bayreuth, 26. Febr. 1811]
Unter ſo vielen Briefen, denen ich Antwort ſchuldig bin, fand
[ich] faſt mit Schrecken den Ihrigen vom Jenner darunter ein-
gebauet. Ihre Güte kann mich darüber leichter entſchuldigen als 5
ich ſelber. Meines Treibens und Schreibens iſt zu viel, und wenn
Sie meinen Regiſtratur-Apparat für die Schreib-Zukunft ſähen
(der aber ſchon unter Ihrem Herreiſen zugenommen hätte), ſo
würden Sie finden, daß ich vielleicht im Bettler- und Soldaten-
Alter von 150 Jahren die Hälfte des Vorbereiteten möchte geben 10
und entwickeln können ... Es iſt ſchwerer, den Kindern als den
Männern zu geben, nämlich ſo daß aus jenen dieſe werden, indeß
man bequemer dieſe zu jenen herunterſchreibt.
464. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.
Bayreuth d. 26. Febr. 1811 15
Beifolgenden Brief ſammt der Rezenſion bitt’ ich Sie, H. Kon-
ſiſtorialrath Schwarz zu übergeben.
Ihr Schweigen und mein eignes über die Herausgabe des armen
Fibels beweiſen freilich, daß er — obſchon ¾ abgeſchrieben iſt —
doch nicht zur Oſter Meſſe erſcheinen kann. So viele Jahre ich 20
auch an ihm gearbeitet habe — wiewol oft unterbrochen — ſo wird
doch daraus nur Ein dünnes Oktavbändchen. Dieſes nun muß zu
Johannis erſcheinen, und brochiert wie Katzenberger; und ich
rechne hierin auf Ihre Güte.
Ich bitte Sie, unſere Berechnungen in Rückſicht meiner Rezen- 25
ſionen für die Jahrbücher vom vorigen Jahre zu beſtimmen und
zu berichtigen.
In der hieſigen Kanzlei-Bibliothek wünſcht man ſchon ſo lange
die trefflichen Jahrbücher; aber ungeachtet alles Verſchreibens kam
nichts an. Der Bibliothekar klagte über die Poſt; der nächſte Buch- 30
händler über Sie. Wer hat Recht?
Kann ich nicht bald eine neue Auflage der Friedenspredigt geben,
welcher ich außer großen Zuſätzen noch eine ganz eigne Zueignung
an den Großherzog v. Frankfurt beizufügen habe?
Ich bitte Sie um baldige Antwort.
Ihr 35
Jean Paul Fr. Richter
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/197>, abgerufen am 06.07.2024.
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