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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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400. An Emanuel.

Guten Abend, Alter! Endlich bekomm' ich doch nach Ihren
Nüßen eine Nuß mit einem fatalen Wurme, der mich wieder beißen
kann. Indeß aus Achtung für die verstorbne Schwester, die meiner5
Frau zur Entbindung zu Hülfe kam, gab ich gerade zu meiner
C[aroline] die Erlaubnis nach Altenburg zu reisen, sobald sie nur
will und kann. Diese Briefe geben Sie Otto.

401. An Karoline Richter in Altenburg.
10

Dein Blatt fand ich am Morgen; es war meiner so lange ver-
lechzeten und ausgetrockneten Seele ein Blatt voll warmen Regen.
-- Habe Dank dafür! -- Die Kinder sind glücklich. -- Obgleich
man mir heute den Dobeneck fast todt ansagte: so ist er doch
durch einen Rath, den ich seiner Frau schickte, auf einmal wieder15
besser. Der neue Arzt, den man aus Kulmbach geholt, bestätigte
alle meine Rathschläge. Eben komm' ich von ihr; -- ihre heißen
Thränen sind nun getrocknet, Gott gebe, auf lange; denn ein-
mal stirbt doch jeder Familienvater. -- Mußt du bleiben, so schreibe
sogleich an deinen Vater, damit er vielleicht dich sieht -- Frankiere20
nichts; es ist doch Bezahlung aus derselben Hand -- Nacht-
Wachen sind dir durch den Brief an Ludwig schon versagt -- Die
Krämpfe deiner Schwester, so fürchterlich sie dem Zuschauer sind,
hab' ich bei Amöne, Ottos Schwester und andern oft erlebt, sie
sind ohne Bedeutung, ja sogar ohne Empfindung ausgenommen25
für das Auge.

Seltsam wars, daß heute beide Kinder herein sprangen und
sagten: die Mutter ist da! -- Sie hatten dein Portrait von Meier
gefunden. Dieses sollen sie aber auch, bis du wiederkommst, als
Madonna verehren bei mir. Leb wol, wenn es hienieden mög-30
lich ist.

Richter
[von Max eigenhändig:] meine libbe muder
Max.
[Adr.] Frau Legazions Räthin Richter, Altenburg in Sachsen.35
Abzugeben bei H. Kammer-Verwalter Ludwig auf dem Kornmarkte.
400. An Emanuel.

Guten Abend, Alter! Endlich bekomm’ ich doch nach Ihren
Nüßen eine Nuß mit einem fatalen Wurme, der mich wieder beißen
kann. Indeß aus Achtung für die verſtorbne Schweſter, die meiner5
Frau zur Entbindung zu Hülfe kam, gab ich gerade zu meiner
C[aroline] die Erlaubnis nach Altenburg zu reiſen, ſobald ſie nur
will und kann. Dieſe Briefe geben Sie Otto.

401. An Karoline Richter in Altenburg.
10

Dein Blatt fand ich am Morgen; es war meiner ſo lange ver-
lechzeten und ausgetrockneten Seele ein Blatt voll warmen Regen.
— Habe Dank dafür! — Die Kinder ſind glücklich. — Obgleich
man mir heute den Dobeneck faſt todt anſagte: ſo iſt er doch
durch einen Rath, den ich ſeiner Frau ſchickte, auf einmal wieder15
beſſer. Der neue Arzt, den man aus Kulmbach geholt, beſtätigte
alle meine Rathſchläge. Eben komm’ ich von ihr; — ihre heißen
Thränen ſind nun getrocknet, Gott gebe, auf lange; denn ein-
mal ſtirbt doch jeder Familienvater. — Mußt du bleiben, ſo ſchreibe
ſogleich an deinen Vater, damit er vielleicht dich ſieht — Frankiere20
nichts; es iſt doch Bezahlung aus derſelben Hand — Nacht-
Wachen ſind dir durch den Brief an Ludwig ſchon verſagt — Die
Krämpfe deiner Schweſter, ſo fürchterlich ſie dem Zuſchauer ſind,
hab’ ich bei Amöne, Ottos Schweſter und andern oft erlebt, ſie
ſind ohne Bedeutung, ja ſogar ohne Empfindung ausgenommen25
für das Auge.

Seltſam wars, daß heute beide Kinder herein ſprangen und
ſagten: die Mutter iſt da! — Sie hatten dein Portrait von Meier
gefunden. Dieſes ſollen ſie aber auch, bis du wiederkommſt, als
Madonna verehren bei mir. Leb wol, wenn es hienieden mög-30
lich iſt.

Richter
[von Max eigenhändig:] meine libbe muder
Max.
[Adr.] Frau Legazions Räthin Richter, Altenburg in Sachsen.35
Abzugeben bei H. Kammer-Verwalter Ludwig auf dem Kornmarkte.
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[156/0169] 400. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Dez. 1810] Guten Abend, Alter! Endlich bekomm’ ich doch nach Ihren Nüßen eine Nuß mit einem fatalen Wurme, der mich wieder beißen kann. Indeß aus Achtung für die verſtorbne Schweſter, die meiner 5 Frau zur Entbindung zu Hülfe kam, gab ich gerade zu meiner C[aroline] die Erlaubnis nach Altenburg zu reiſen, ſobald ſie nur will und kann. Dieſe Briefe geben Sie Otto. 401. An Karoline Richter in Altenburg. Bayreuth d. 8 Dec. oder Sonnabends 1810 10 Dein Blatt fand ich am Morgen; es war meiner ſo lange ver- lechzeten und ausgetrockneten Seele ein Blatt voll warmen Regen. — Habe Dank dafür! — Die Kinder ſind glücklich. — Obgleich man mir heute den Dobeneck faſt todt anſagte: ſo iſt er doch durch einen Rath, den ich ſeiner Frau ſchickte, auf einmal wieder 15 beſſer. Der neue Arzt, den man aus Kulmbach geholt, beſtätigte alle meine Rathſchläge. Eben komm’ ich von ihr; — ihre heißen Thränen ſind nun getrocknet, Gott gebe, auf lange; denn ein- mal ſtirbt doch jeder Familienvater. — Mußt du bleiben, ſo ſchreibe ſogleich an deinen Vater, damit er vielleicht dich ſieht — Frankiere 20 nichts; es iſt doch Bezahlung aus derſelben Hand — Nacht- Wachen ſind dir durch den Brief an Ludwig ſchon verſagt — Die Krämpfe deiner Schweſter, ſo fürchterlich ſie dem Zuſchauer ſind, hab’ ich bei Amöne, Ottos Schweſter und andern oft erlebt, ſie ſind ohne Bedeutung, ja ſogar ohne Empfindung ausgenommen 25 für das Auge. Seltſam wars, daß heute beide Kinder herein ſprangen und ſagten: die Mutter iſt da! — Sie hatten dein Portrait von Meier gefunden. Dieſes ſollen ſie aber auch, bis du wiederkommſt, als Madonna verehren bei mir. Leb wol, wenn es hienieden mög- 30 lich iſt. Richter meine libbe muder Max. [Adr.] Frau Legazions Räthin Richter, Altenburg in Sachsen. 35 Abzugeben bei H. Kammer-Verwalter Ludwig auf dem Kornmarkte.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/169>, abgerufen am 05.12.2024.