Guten Abend, lieber Alter! Eigentlich hab' ich außer dem Danke für Ihr schönes Blatt wenig mehr auf dem meinigen zu sagen als: der Brief der Unbekannten werde ohne Weiteres bekannt gemacht,5 sogar mit dem Beisatze, daß sie, diese holde Predigerin, mich zum Friedensprediger gemacht*) (wie im alltäglichen Sinne verwittibte Predigerinnen Kandidaten auf die Kanzel heben).
Ihrem Vater kann ich heute kein neues Glück wünschen; denn er hat ja noch sein altes an seinen Söhnen. Von dieser Seite her,10 kann niemand in Bayreuth einen frohern Geburtstag erleben. Gute Nacht!
15. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Jan. 1809]
Vielen Dank, lieber Emanuel und Kopf, für das volle Blatt. --15 Ich kenne kein gutes Fabelbuch für Kinder; ein schlechtes hab' ich selber gekauft. Der alte Aesop ist noch am besten. -- Jetzt bin ich doch über Otto in so fern ruhiger, als einige Aussicht da ist; nichts ist schrecklicher als ein täglich abnehmendes Kapital aufzehren.
16. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.20
Bayreuth d. 19. Jenn. 1809
Mein Schwager Mahlmann, der Redakteur der eleganten Zei- tung, bat mich, daß ich ihm -- da ich seit langem nichts hinein- lieferte -- wenigstens die Aushängebogen meiner Werke un- frankiert möchte zuschicken lassen, damit er Proben daraus dem25 Publikum gäbe zum Vortheile des Absatzes. Ich bitte Sie daher ihm alle fertigen Aushängebogen meines Buches sogleich zuzusenden und mir sie an meinen Freiexemplaren abzurechnen. [Auch] mir schicken Sie gefällig vor der Vollendung Aushängebogen, damit ich die Druckfehler, welche in meinen Werken so häufig sind als30 Gleichnisse, wenigstens anzuzeigen bekomme. Ich habe schon längst
*) Ich warf darnach nämlich alle andere Arbeit weg und schrieb eben die Predigt.
14. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Jan. 1809]
Guten Abend, lieber Alter! Eigentlich hab’ ich außer dem Danke für Ihr ſchönes Blatt wenig mehr auf dem meinigen zu ſagen als: der Brief der Unbekannten werde ohne Weiteres bekannt gemacht,5 ſogar mit dem Beiſatze, daß ſie, dieſe holde Predigerin, mich zum Friedensprediger gemacht*) (wie im alltäglichen Sinne verwittibte Predigerinnen Kandidaten auf die Kanzel heben).
Ihrem Vater kann ich heute kein neues Glück wünſchen; denn er hat ja noch ſein altes an ſeinen Söhnen. Von dieſer Seite her,10 kann niemand in Bayreuth einen frohern Geburtstag erleben. Gute Nacht!
15. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Jan. 1809]
Vielen Dank, lieber Emanuel und Kopf, für das volle Blatt. —15 Ich kenne kein gutes Fabelbuch für Kinder; ein ſchlechtes hab’ ich ſelber gekauft. Der alte Aeſop iſt noch am beſten. — Jetzt bin ich doch über Otto in ſo fern ruhiger, als einige Ausſicht da iſt; nichts iſt ſchrecklicher als ein täglich abnehmendes Kapital aufzehren.
16. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg.20
Bayreuth d. 19. Jenn. 1809
Mein Schwager Mahlmann, der Redakteur der eleganten Zei- tung, bat mich, daß ich ihm — da ich ſeit langem nichts hinein- lieferte — wenigſtens die Aushängebogen meiner Werke un- frankiert möchte zuſchicken laſſen, damit er Proben daraus dem25 Publikum gäbe zum Vortheile des Abſatzes. Ich bitte Sie daher ihm alle fertigen Aushängebogen meines Buches ſogleich zuzuſenden und mir ſie an meinen Freiexemplaren abzurechnen. [Auch] mir ſchicken Sie gefällig vor der Vollendung Aushängebogen, damit ich die Druckfehler, welche in meinen Werken ſo häufig ſind als30 Gleichniſſe, wenigſtens anzuzeigen bekomme. Ich habe ſchon längſt
*) Ich warf darnach nämlich alle andere Arbeit weg und ſchrieb eben die Predigt.
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14. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Jan. 1809]
Guten Abend, lieber Alter! Eigentlich hab’ ich außer dem Danke
für Ihr ſchönes Blatt wenig mehr auf dem meinigen zu ſagen als:
der Brief der Unbekannten werde ohne Weiteres bekannt gemacht, 5
ſogar mit dem Beiſatze, daß ſie, dieſe holde Predigerin, mich zum
Friedensprediger gemacht *) (wie im alltäglichen Sinne verwittibte
Predigerinnen Kandidaten auf die Kanzel heben).
Ihrem Vater kann ich heute kein neues Glück wünſchen; denn
er hat ja noch ſein altes an ſeinen Söhnen. Von dieſer Seite her, 10
kann niemand in Bayreuth einen frohern Geburtstag erleben. Gute
Nacht!
15. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Jan. 1809]
Vielen Dank, lieber Emanuel und Kopf, für das volle Blatt. — 15
Ich kenne kein gutes Fabelbuch für Kinder; ein ſchlechtes hab’ ich
ſelber gekauft. Der alte Aeſop iſt noch am beſten. — Jetzt bin ich
doch über Otto in ſo fern ruhiger, als einige Ausſicht da iſt; nichts
iſt ſchrecklicher als ein täglich abnehmendes Kapital aufzehren.
16. An Johann Georg Zimmer in Heidelberg. 20
Bayreuth d. 19. Jenn. 1809
Mein Schwager Mahlmann, der Redakteur der eleganten Zei-
tung, bat mich, daß ich ihm — da ich ſeit langem nichts hinein-
lieferte — wenigſtens die Aushängebogen meiner Werke un-
frankiert möchte zuſchicken laſſen, damit er Proben daraus dem 25
Publikum gäbe zum Vortheile des Abſatzes. Ich bitte Sie daher
ihm alle fertigen Aushängebogen meines Buches ſogleich zuzuſenden
und mir ſie an meinen Freiexemplaren abzurechnen. [Auch] mir
ſchicken Sie gefällig vor der Vollendung Aushängebogen, damit
ich die Druckfehler, welche in meinen Werken ſo häufig ſind als 30
Gleichniſſe, wenigſtens anzuzeigen bekomme. Ich habe ſchon längſt
*) Ich warf darnach nämlich alle andere Arbeit weg und ſchrieb eben die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/14>, abgerufen am 06.07.2024.
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