Ihrigen hoff' ich ansehen, wenn ich Sie bitte, daß Sie für die Kleinigkeiten in Ihrem Morgenblatte -- von der Bitte an den Merkur Ende Dezembers 1808 an bis zu den Aufsätzen Ende De- zembers 1809, welches zusammen fünf Aufsätze sein werden -- mir nach unserem neuesten Kommerzientraktate eine Anweisung an wen5 Sie wollen, übermachen möchten.
Hat die Zensur nur einzelne Gedanken und Wendungen in meinen ungedruckten Aufsätzen für das Morgenblatt ausgestrichen: so könnt' ich leicht abhelfen durch zehn neue für fünf alte.
Über den Oberförster Wolf will ich Ihnen nächstens Novitäten10 sagen, wenn nicht geben. Dank sind wir ihm aber doch schuldig, nämlich die treffliche Satire Weissers, welcher als ein wahrer satirischer Simson*) die Kinnbacke des Titelblatts-Kopfes hand-35 habte. Gleichwol ist der Verfasser -- Doct. Ehrmann in Frankfurt -- ein Mann von vielem Witz und Wissen und der wirklich zum15 Vortheil einer armen Familie das Buch aus deren Papieren ge- macht.
Leben Sie wol, besonders auf der Messe! Ihr J. P. F. Richter20
N. S. Eben bekomm' ich einen Brief von unserem trefflichen Wagner. Da er mich fragte, ob ich am Titel seines schon nach einigen Proben mir so gefallenden Abc. nichts zu ändern finde: so werd' ich ihm mit nächster Post antworten, daß ich allerdings am Titel "Lesebengel" entweder in Leseschütz oder Abcschütz oder25 Buchstabierschütz oder Abc- und Lese-Schütz zu ändern fände. Ists möglich, so lassen Sie den -- stets zurück stoßenden -- Titel "Bengel" ungedruckt bis er entscheidet.
258. An Otto.
[Bayreuth, 22. April 1810. Ostersonntag]30
Alter! Vielleicht ist doch etwas in den Ephemeriden für dich. -- Lasse doch deine Frau das Beutelchen ansehen. -- Meine hat mich heute in einen linden Fieberschweiß versetzt, der Krankheitsmaterie
*) Er wächst zusehends von der Rabnerschen Satire (Witz hat er ohnehin 1000 mal mehr als Rabner) zur brittischen hinan.
7*
Ihrigen hoff’ ich anſehen, wenn ich Sie bitte, daß Sie für die Kleinigkeiten in Ihrem Morgenblatte — von der Bitte an den Merkur Ende Dezembers 1808 an bis zu den Aufſätzen Ende De- zembers 1809, welches zuſammen fünf Aufſätze ſein werden — mir nach unſerem neueſten Kommerzientraktate eine Anweiſung an wen5 Sie wollen, übermachen möchten.
Hat die Zenſur nur einzelne Gedanken und Wendungen in meinen ungedruckten Aufſätzen für das Morgenblatt ausgeſtrichen: ſo könnt’ ich leicht abhelfen durch zehn neue für fünf alte.
Über den Oberförſter Wolf will ich Ihnen nächſtens Novitäten10 ſagen, wenn nicht geben. Dank ſind wir ihm aber doch ſchuldig, nämlich die treffliche Satire Weissers, welcher als ein wahrer ſatiriſcher Simſon*) die Kinnbacke des Titelblatts-Kopfes hand-35 habte. Gleichwol iſt der Verfaſſer — Doct. Ehrmann in Frankfurt — ein Mann von vielem Witz und Wiſſen und der wirklich zum15 Vortheil einer armen Familie das Buch aus deren Papieren ge- macht.
Leben Sie wol, beſonders auf der Meſſe! Ihr J. P. F. Richter20
N. S. Eben bekomm’ ich einen Brief von unſerem trefflichen Wagner. Da er mich fragte, ob ich am Titel ſeines ſchon nach einigen Proben mir ſo gefallenden Abc. nichts zu ändern finde: ſo werd’ ich ihm mit nächſter Poſt antworten, daß ich allerdings am Titel „Leſebengel“ entweder in Leſeſchütz oder Abcſchütz oder25 Buchſtabierſchütz oder Abc- und Leſe-Schütz zu ändern fände. Iſts möglich, ſo laſſen Sie den — ſtets zurück ſtoßenden — Titel „Bengel“ ungedruckt bis er entſcheidet.
258. An Otto.
[Bayreuth, 22. April 1810. Oſterſonntag]30
Alter! Vielleicht iſt doch etwas in den Ephemeriden für dich. — Laſſe doch deine Frau das Beutelchen anſehen. — Meine hat mich heute in einen linden Fieberſchweiß verſetzt, der Krankheitsmaterie
*) Er wächſt zuſehends von der Rabnerſchen Satire (Witz hat er ohnehin 1000 mal mehr als Rabner) zur brittiſchen hinan.
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Kleinigkeiten in Ihrem Morgenblatte — von der Bitte an den
Merkur Ende Dezembers 1808 an bis zu den Aufſätzen Ende De-
zembers 1809, welches zuſammen fünf Aufſätze ſein werden — mir
nach unſerem neueſten Kommerzientraktate eine Anweiſung an wen 5
Sie wollen, übermachen möchten.
Hat die Zenſur nur einzelne Gedanken und Wendungen in
meinen ungedruckten Aufſätzen für das Morgenblatt ausgeſtrichen:
ſo könnt’ ich leicht abhelfen durch zehn neue für fünf alte.
Über den Oberförſter Wolf will ich Ihnen nächſtens Novitäten 10
ſagen, wenn nicht geben. Dank ſind wir ihm aber doch ſchuldig,
nämlich die treffliche Satire Weissers, welcher als ein wahrer
ſatiriſcher Simſon *) die Kinnbacke des Titelblatts-Kopfes hand- 35
habte. Gleichwol iſt der Verfaſſer — Doct. Ehrmann in Frankfurt
— ein Mann von vielem Witz und Wiſſen und der wirklich zum 15
Vortheil einer armen Familie das Buch aus deren Papieren ge-
macht.
Leben Sie wol, beſonders auf der Meſſe!
Ihr
J. P. F. Richter 20
N. S. Eben bekomm’ ich einen Brief von unſerem trefflichen
Wagner. Da er mich fragte, ob ich am Titel ſeines ſchon nach
einigen Proben mir ſo gefallenden Abc. nichts zu ändern finde:
ſo werd’ ich ihm mit nächſter Poſt antworten, daß ich allerdings
am Titel „Leſebengel“ entweder in Leſeſchütz oder Abcſchütz oder 25
Buchſtabierſchütz oder Abc- und Leſe-Schütz zu ändern fände. Iſts
möglich, ſo laſſen Sie den — ſtets zurück ſtoßenden — Titel „Bengel“
ungedruckt bis er entſcheidet.
258. An Otto.
[Bayreuth, 22. April 1810. Oſterſonntag] 30
Alter! Vielleicht iſt doch etwas in den Ephemeriden für dich. —
Laſſe doch deine Frau das Beutelchen anſehen. — Meine hat mich
heute in einen linden Fieberſchweiß verſetzt, der Krankheitsmaterie
*) Er wächſt zuſehends von der Rabnerſchen Satire (Witz hat er ohnehin
1000 mal mehr als Rabner) zur brittiſchen hinan.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/112>, abgerufen am 16.07.2024.
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