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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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198. An Thieriot.

Seinem Freund Thieriot schenkte der Verfasser dieses Buch
d. 4 März und vorher 1806.

199. An Jacobi in München.5

Dieses Datum, alter guter Heinrich, hatt' ich hingeschrieben an
dich und den ganzen Brief mir ausgesonnen, als einige Tage darauf
(den 24ten nämlich) deiner kam.

Nichts labt mehr als dieses Bewußtsein, daß man entgegen-10
gegangen. -- Der deinige, liebreiche, fried-liebende und -gebende hat
mich, als Antwort auf meinen wilden, recht erquickt; und deinem
Herzen sei meines ein Dank, du Sanfter.

Ich rathe jungen Leuten immer Verlieben durch Briefe ab --
welche weit mehr täuschen als Bücher über den Autor --; allein15
Befreunden durch Briefe geht leichter; nur daß man darin
(nämlich ich z. B. bei Herder) nach dem Sehen tausend Sachen klüger
schreibt.

Im Frühling muß ich dich haben an mir. Die Einschränkungen
deiner Gastfreundlichkeit verschieb' ich, bis der politische und der20
gemeine Himmel wolkenloser sind; denn noch immer gibts jetzt
stärkere Wünsche als Hoffnungen.

Das Wunder unserer Landsmannschaft könnte wol nur ein
neuer Kriegszug thun.

Du mußt in deiner Lebensordnung gewaltige Sünden begehen, wenn25
ein solcher Winter -- der recht für ein zerdachtes und zerlesenes Nerven-
system gesendet war -- dir nicht die Dienste eines Herbstes that; und
da ich mich und meine 3 Kinder in ewiger Gesundheit erhalten: so
werd' ich schon künftig dir sagen können, wo du mehr sündigst als ich.

30

Meine Erziehungslehre*) geht vom Allgemeinsten (Geist der
Zeit, Bildung für Religion etc.) bis zum Bestimmtesten (Spiele der
Kinder etc.) herab. Deine Stelle "Länderwanderungen" traf mich

*) Apropos: noch wank' ich unter Verlegern umher; frage doch v. Aretin, ob
der Verleger der Aurora, der an mich längst geschrieben und mir die Zeitschrift ge-35
schenkt, buchhändlerisch gut ist.
198. An Thieriot.

Seinem Freund Thieriot ſchenkte der Verfaſſer dieſes Buch
d. 4 März und vorher 1806.

199. An Jacobi in München.5

Dieſes Datum, alter guter Heinrich, hatt’ ich hingeſchrieben an
dich und den ganzen Brief mir ausgeſonnen, als einige Tage darauf
(den 24ten nämlich) deiner kam.

Nichts labt mehr als dieſes Bewußtſein, daß man entgegen-10
gegangen. — Der deinige, liebreiche, fried-liebende und -gebende hat
mich, als Antwort auf meinen wilden, recht erquickt; und deinem
Herzen ſei meines ein Dank, du Sanfter.

Ich rathe jungen Leuten immer Verlieben durch Briefe ab —
welche weit mehr täuſchen als Bücher über den Autor —; allein15
Befreunden durch Briefe geht leichter; nur daß man darin
(nämlich ich z. B. bei Herder) nach dem Sehen tauſend Sachen klüger
ſchreibt.

Im Frühling muß ich dich haben an mir. Die Einſchränkungen
deiner Gaſtfreundlichkeit verſchieb’ ich, bis der politiſche und der20
gemeine Himmel wolkenloſer ſind; denn noch immer gibts jetzt
ſtärkere Wünſche als Hoffnungen.

Das Wunder unſerer Landsmannſchaft könnte wol nur ein
neuer Kriegszug thun.

Du mußt in deiner Lebensordnung gewaltige Sünden begehen, wenn25
ein ſolcher Winter — der recht für ein zerdachtes und zerleſenes Nerven-
ſyſtem geſendet war — dir nicht die Dienſte eines Herbſtes that; und
da ich mich und meine 3 Kinder in ewiger Geſundheit erhalten: ſo
werd’ ich ſchon künftig dir ſagen können, wo du mehr ſündigſt als ich.

30

Meine Erziehungslehre*) geht vom Allgemeinſten (Geiſt der
Zeit, Bildung für Religion ꝛc.) bis zum Beſtimmteſten (Spiele der
Kinder ꝛc.) herab. Deine Stelle „Länderwanderungen“ traf mich

*) Apropos: noch wank’ ich unter Verlegern umher; frage doch v. Aretin, ob
der Verleger der Aurora, der an mich längſt geſchrieben und mir die Zeitſchrift ge-35
ſchenkt, buchhändleriſch gut iſt.
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[79/0094] 198. An Thieriot. [In ein Exemplar der „Vorſchule der Aeſthetik“] Seinem Freund Thieriot ſchenkte der Verfaſſer dieſes Buch d. 4 März und vorher 1806. 199. An Jacobi in München. 5 Bayreuth d. 21 Jenn. 1806 Dieſes Datum, alter guter Heinrich, hatt’ ich hingeſchrieben an dich und den ganzen Brief mir ausgeſonnen, als einige Tage darauf (den 24ten nämlich) deiner kam. Nichts labt mehr als dieſes Bewußtſein, daß man entgegen- 10 gegangen. — Der deinige, liebreiche, fried-liebende und -gebende hat mich, als Antwort auf meinen wilden, recht erquickt; und deinem Herzen ſei meines ein Dank, du Sanfter. Ich rathe jungen Leuten immer Verlieben durch Briefe ab — welche weit mehr täuſchen als Bücher über den Autor —; allein 15 Befreunden durch Briefe geht leichter; nur daß man darin (nämlich ich z. B. bei Herder) nach dem Sehen tauſend Sachen klüger ſchreibt. Im Frühling muß ich dich haben an mir. Die Einſchränkungen deiner Gaſtfreundlichkeit verſchieb’ ich, bis der politiſche und der 20 gemeine Himmel wolkenloſer ſind; denn noch immer gibts jetzt ſtärkere Wünſche als Hoffnungen. Das Wunder unſerer Landsmannſchaft könnte wol nur ein neuer Kriegszug thun. Du mußt in deiner Lebensordnung gewaltige Sünden begehen, wenn 25 ein ſolcher Winter — der recht für ein zerdachtes und zerleſenes Nerven- ſyſtem geſendet war — dir nicht die Dienſte eines Herbſtes that; und da ich mich und meine 3 Kinder in ewiger Geſundheit erhalten: ſo werd’ ich ſchon künftig dir ſagen können, wo du mehr ſündigſt als ich. d. 8 Febr. 30 Meine Erziehungslehre *) geht vom Allgemeinſten (Geiſt der Zeit, Bildung für Religion ꝛc.) bis zum Beſtimmteſten (Spiele der Kinder ꝛc.) herab. Deine Stelle „Länderwanderungen“ traf mich *) Apropos: noch wank’ ich unter Verlegern umher; frage doch v. Aretin, ob der Verleger der Aurora, der an mich längſt geſchrieben und mir die Zeitſchrift ge- 35 ſchenkt, buchhändleriſch gut iſt.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/94>, abgerufen am 09.11.2024.