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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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Ihre Federn bleiben noch unbezahlt; aber was schadets Ihnen
oder mir?

Ich wünsche mir Sie recht sehnlich her; nicht etwa des dummen
Bezahlens wegen -- das mir sehr gleichgültig ist -- sondern sonst.
Lieber streich' ich einen Gedanken aus als einen Gedankenstrich (wie5
eben); so ists auch mit dem Darüberkorrigieren beider (wie eben auch
eben); die Gründe liegen am Tage weiter oben.

Ich erstaune oft, wie leer ich meine Briefe an Sie zu machen weiß;
und doch thu' ich mir noch nicht genug.

Nach allem was ich von Ihnen erfahre, arbeiten Sie sich immer10
fester zusammen; weder Leipzig noch Paris, sondern Aschaffenburg
mit seiner Einsamkeit und Kunst ist das Nest, das Sie ausbrütet.
Auch hoff' ich, daß sich noch Emanuel mit seiner Phönixbrust über
Sie legt. Ich bleibe Ihr alter trefflicher köstlicher

Richter.15
184. An Emanuel.

Guten Morgen! Hier von Thieriot an und für Sie. -- Heute
wird endlich ein Wunderwerk gethan und an die Kalb geschrieben;
Ihres wird Ihnen leichter, und senden Sie mir es. Ich hörte lauter20
Friedens-Annäherungen. Guten Tag, mein Alter!

185. An Charlotte von Kalb in Berlin.

[Könnte Ihre freigebende Natur zürnen, so würde mir das Ver-
söhnen für ein so langes Schweigen schwer, obgleich dieß nur ein25
äußeres, kein inneres war. Das Wichtige im Leben kam immer von
Erinnerung an Sie begleitet zu mir.] Leider ist jetzt fast nichts mehr
wichtig als die Noth. [Der Krieg,] der dießmal das Gute nur erntet,
nicht säet, [rückte uns näher und nah und drohte oder versprach,
mich immer weiter zu treiben bis nach Berlin. Dieß weiß ich gewiß,30
daß ich in einer größeren Stadt sterbe und daß ich Berlin wiedersehe.
Da zu wohnen, fehlt mir weniger Lust als Geld. Wie lange bleiben
Sie noch da? Mir fehlt nichts als Frühling und Weimarsche Gesell-
schaft.]

Ihre Federn bleiben noch unbezahlt; aber was ſchadets Ihnen
oder mir?

Ich wünſche mir Sie recht ſehnlich her; nicht etwa des dummen
Bezahlens wegen — das mir ſehr gleichgültig iſt — ſondern ſonſt.
Lieber ſtreich’ ich einen Gedanken aus als einen Gedankenſtrich (wie5
eben); ſo iſts auch mit dem Darüberkorrigieren beider (wie eben auch
eben); die Gründe liegen am Tage weiter oben.

Ich erſtaune oft, wie leer ich meine Briefe an Sie zu machen weiß;
und doch thu’ ich mir noch nicht genug.

Nach allem was ich von Ihnen erfahre, arbeiten Sie ſich immer10
feſter zuſammen; weder Leipzig noch Paris, ſondern Aſchaffenburg
mit ſeiner Einſamkeit und Kunſt iſt das Neſt, das Sie ausbrütet.
Auch hoff’ ich, daß ſich noch Emanuel mit ſeiner Phönixbruſt über
Sie legt. Ich bleibe Ihr alter trefflicher köſtlicher

Richter.15
184. An Emanuel.

Guten Morgen! Hier von Thieriot an und für Sie. — Heute
wird endlich ein Wunderwerk gethan und an die Kalb geſchrieben;
Ihres wird Ihnen leichter, und ſenden Sie mir es. Ich hörte lauter20
Friedens-Annäherungen. Guten Tag, mein Alter!

185. An Charlotte von Kalb in Berlin.

[Könnte Ihre freigebende Natur zürnen, ſo würde mir das Ver-
ſöhnen für ein ſo langes Schweigen ſchwer, obgleich dieß nur ein25
äußeres, kein inneres war. Das Wichtige im Leben kam immer von
Erinnerung an Sie begleitet zu mir.] Leider iſt jetzt faſt nichts mehr
wichtig als die Noth. [Der Krieg,] der dießmal das Gute nur erntet,
nicht ſäet, [rückte uns näher und nah und drohte oder verſprach,
mich immer weiter zu treiben bis nach Berlin. Dieß weiß ich gewiß,30
daß ich in einer größeren Stadt ſterbe und daß ich Berlin wiederſehe.
Da zu wohnen, fehlt mir weniger Luſt als Geld. Wie lange bleiben
Sie noch da? Mir fehlt nichts als Frühling und Weimarſche Geſell-
ſchaft.]

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[75/0090] Ihre Federn bleiben noch unbezahlt; aber was ſchadets Ihnen oder mir? Ich wünſche mir Sie recht ſehnlich her; nicht etwa des dummen Bezahlens wegen — das mir ſehr gleichgültig iſt — ſondern ſonſt. Lieber ſtreich’ ich einen Gedanken aus als einen Gedankenſtrich (wie 5 eben); ſo iſts auch mit dem Darüberkorrigieren beider (wie eben auch eben); die Gründe liegen am Tage weiter oben. Ich erſtaune oft, wie leer ich meine Briefe an Sie zu machen weiß; und doch thu’ ich mir noch nicht genug. Nach allem was ich von Ihnen erfahre, arbeiten Sie ſich immer 10 feſter zuſammen; weder Leipzig noch Paris, ſondern Aſchaffenburg mit ſeiner Einſamkeit und Kunſt iſt das Neſt, das Sie ausbrütet. Auch hoff’ ich, daß ſich noch Emanuel mit ſeiner Phönixbruſt über Sie legt. Ich bleibe Ihr alter trefflicher köſtlicher Richter. 15 184. An Emanuel. [Bayreuth, 11. Jan. 1806] Guten Morgen! Hier von Thieriot an und für Sie. — Heute wird endlich ein Wunderwerk gethan und an die Kalb geſchrieben; Ihres wird Ihnen leichter, und ſenden Sie mir es. Ich hörte lauter 20 Friedens-Annäherungen. Guten Tag, mein Alter! 185. An Charlotte von Kalb in Berlin. [Kopie, z. T. Konzept][Bayreuth, 11. Jan. 1806] [Könnte Ihre freigebende Natur zürnen, ſo würde mir das Ver- ſöhnen für ein ſo langes Schweigen ſchwer, obgleich dieß nur ein 25 äußeres, kein inneres war. Das Wichtige im Leben kam immer von Erinnerung an Sie begleitet zu mir.] Leider iſt jetzt faſt nichts mehr wichtig als die Noth. [Der Krieg,] der dießmal das Gute nur erntet, nicht ſäet, [rückte uns näher und nah und drohte oder verſprach, mich immer weiter zu treiben bis nach Berlin. Dieß weiß ich gewiß, 30 daß ich in einer größeren Stadt ſterbe und daß ich Berlin wiederſehe. Da zu wohnen, fehlt mir weniger Luſt als Geld. Wie lange bleiben Sie noch da? Mir fehlt nichts als Frühling und Weimarſche Geſell- ſchaft.]

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/90>, abgerufen am 09.11.2024.