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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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615. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! Können Sie mir nicht das Spaß-
blättchen über die Überbringerin desselben ein wenig leihen? Übrigens
ist zwischen mir und C[aroline] alles wieder im ältesten Gleise, näm-5
lich im guten.

616. An Karoline Richter.

An mein gutes Weib.

Dein Weihnachtsgeschenk sei ein gutes, warmes Hauskleid, das10
du durchaus nach deiner Phantasie am Montage kaufst -- und ein
guter warmer Haus- und Ehemann; und deine Kinder mögen meine
Fehler vergüten.

Dein alter liebender EhemannRichter15
617. An Charles de Villers in Lübeck.

Sie haben das Glück, von zweien sonst literarisch-entzweieten
Nazionen zugleich geschätzt zu werden, von Ihrer und meiner.
Aus Vaterlands-Liebe glaube ich, daß die meinige Sie am meisten20
liebe und ehre. Glücklich wäre Frankreich, hätt' es 10 Villers,
d. h. 10 solche geistreiche Vermittler zwischen zwei Völkern, die
einander wechselseitige Bildung zu geben vermögen! Nie kann der
Deutsche, der so lange Franzosen nachahmte, mehr wünschen, von
ihnen nachgeahmet und verstanden zu werden als jetzt. Mercier in25
seiner barocken Manier wollte sie auf einmal ins Englische, d. h.
ins Extrem übersetzen; aber er fehlte; der Weg zu den Engländern
geht durch Deutschland -- und jetzt ist die Frage sogar, ob der Weg
nicht besser ist als das Ziel.

Ich hoffe viel von Ihrem Einfluße zu deutschem Besten in30
Frankreich. Nur ein Franzose kann Franzosen die Deutschen vor-
loben. Sie schreiben (wenn ich auch blos Ihre Note über die An-
sicht Ihrer Universitäten-Ansicht vorlege) ein solches Deutsch, daß
Sie selber es nicht ins Französische übersetzen können.

615. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! Können Sie mir nicht das Spaß-
blättchen über die Überbringerin deſſelben ein wenig leihen? Übrigens
iſt zwiſchen mir und C[aroline] alles wieder im älteſten Gleiſe, näm-5
lich im guten.

616. An Karoline Richter.

An mein gutes Weib.

Dein Weihnachtsgeſchenk ſei ein gutes, warmes Hauskleid, das10
du durchaus nach deiner Phantaſie am Montage kaufſt — und ein
guter warmer Haus- und Ehemann; und deine Kinder mögen meine
Fehler vergüten.

Dein alter liebender EhemannRichter15
617. An Charles de Villers in Lübeck.

Sie haben das Glück, von zweien ſonſt literariſch-entzweieten
Nazionen zugleich geſchätzt zu werden, von Ihrer und meiner.
Aus Vaterlands-Liebe glaube ich, daß die meinige Sie am meiſten20
liebe und ehre. Glücklich wäre Frankreich, hätt’ es 10 Villers,
d. h. 10 ſolche geiſtreiche Vermittler zwiſchen zwei Völkern, die
einander wechſelſeitige Bildung zu geben vermögen! Nie kann der
Deutſche, der ſo lange Franzoſen nachahmte, mehr wünſchen, von
ihnen nachgeahmet und verſtanden zu werden als jetzt. Mercier in25
ſeiner barocken Manier wollte ſie auf einmal ins Engliſche, d. h.
ins Extrem überſetzen; aber er fehlte; der Weg zu den Engländern
geht durch Deutſchland — und jetzt iſt die Frage ſogar, ob der Weg
nicht beſſer iſt als das Ziel.

Ich hoffe viel von Ihrem Einfluße zu deutſchem Beſten in30
Frankreich. Nur ein Franzoſe kann Franzoſen die Deutſchen vor-
loben. Sie ſchreiben (wenn ich auch blos Ihre Note über die An-
ſicht Ihrer Univerſitäten-Anſicht vorlege) ein ſolches Deutſch, daß
Sie ſelber es nicht ins Franzöſiſche überſetzen können.

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[253/0270] 615. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Dez. 1808] Guten Morgen, lieber Emanuel! Können Sie mir nicht das Spaß- blättchen über die Überbringerin deſſelben ein wenig leihen? Übrigens iſt zwiſchen mir und C[aroline] alles wieder im älteſten Gleiſe, näm- 5 lich im guten. 616. An Karoline Richter. [Bayreuth, Dez. 1808?] An mein gutes Weib. Dein Weihnachtsgeſchenk ſei ein gutes, warmes Hauskleid, das 10 du durchaus nach deiner Phantaſie am Montage kaufſt — und ein guter warmer Haus- und Ehemann; und deine Kinder mögen meine Fehler vergüten. Dein alter liebender EhemannRichter 15 617. An Charles de Villers in Lübeck. Bayreuth d. 25 Dec. 1808 Sie haben das Glück, von zweien ſonſt literariſch-entzweieten Nazionen zugleich geſchätzt zu werden, von Ihrer und meiner. Aus Vaterlands-Liebe glaube ich, daß die meinige Sie am meiſten 20 liebe und ehre. Glücklich wäre Frankreich, hätt’ es 10 Villers, d. h. 10 ſolche geiſtreiche Vermittler zwiſchen zwei Völkern, die einander wechſelſeitige Bildung zu geben vermögen! Nie kann der Deutſche, der ſo lange Franzoſen nachahmte, mehr wünſchen, von ihnen nachgeahmet und verſtanden zu werden als jetzt. Mercier in 25 ſeiner barocken Manier wollte ſie auf einmal ins Engliſche, d. h. ins Extrem überſetzen; aber er fehlte; der Weg zu den Engländern geht durch Deutſchland — und jetzt iſt die Frage ſogar, ob der Weg nicht beſſer iſt als das Ziel. Ich hoffe viel von Ihrem Einfluße zu deutſchem Beſten in 30 Frankreich. Nur ein Franzoſe kann Franzoſen die Deutſchen vor- loben. Sie ſchreiben (wenn ich auch blos Ihre Note über die An- ſicht Ihrer Univerſitäten-Anſicht vorlege) ein ſolches Deutſch, daß Sie ſelber es nicht ins Franzöſiſche überſetzen können.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/270>, abgerufen am 10.05.2024.