Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

solche mit Rechtsgewalt abzunehmen. -- Ich komme freilich, obwol
später als der Kaffee [?].

612. An Cotta.

Hier kommt wieder ein Jahres-Schwanz oder eine Schluß-5
vignette für das Morgenblatt; aber wieder unter der alten Be-
dingung, daß ich alle Lücken, die etwan (wider Vermuthen) der Zensor
grübe, zum Ausfüllen zurückbekäme. Die Noten können nicht, wie im
ersten Morgenblatte, weggelassen werden.

Ich arbeite mit Freude für Ihr Blatt; auch thät' ichs sonst nicht.10
Ihr wolwollender Vorschlag einer noch nähern Theilnahme ist
noch unbestimmt. Sagen Sie, wie viel Sie und ich zu geben haben.
Das sogenannte Fixum hätt' ich freilich dadurch demungeachtet
nicht; -- und Sie sollen und können auch keines geben, sondern nur
ein Fürst oder Vaterland, der und das frühere Arbeiten belohnt,15
nicht künftige. Denn Bezahlung für jeden einzelnen fertigen Aufsatz
findet sich leicht. Wie Sie sehen, bleib' ich, aller Anerbietungen un-
geachtet, bei Ihnen.

Die Gerechtigkeit gegen die Meinigen nöthigt mich indessen
zur Bitte, daß Sie das Honorar für Aufsätze, worin vielleicht manche20
Periode eine Stunde kostet, nicht zufälliger- und gütiger-Weise (wie
das vorige Mal*)) sondern kontrakts-mäßig um 1 Ld. erhöhen
möchten. Nach Erfindung des Plans, kosten in einem Roman oft
10 Bogen nicht so viel Arbeit als 1/2 für Ihr Blatt, zumal da man
darin nur tageweise, also vor schärfern Richtern auftritt, welche schon25
auf 1 Bogen ein Ganzes verlangen, indeß sonst erst 20 Bogen eines
bilden. Und so weiter. -- Denn mich ekelt hier meine kauf-
männische Darstellung.

Gönnen Sie mir doch in meiner Arbeits- und Freiheits-Stube
die Zeit, in Ihrem Damenkalender nicht eher zu erscheinen als zu-30
lezt, z. B. im Mai. Indeß mein Versprechen des Beitrags erhalten
Sie hier.

*) Denn Sie sprachen von engem Drucke und Agio und gaben mir über die
Rechnung hinaus.

ſolche mit Rechtsgewalt abzunehmen. — Ich komme freilich, obwol
ſpäter als der Kaffee [?].

612. An Cotta.

Hier kommt wieder ein Jahres-Schwanz oder eine Schluß-5
vignette für das Morgenblatt; aber wieder unter der alten Be-
dingung, daß ich alle Lücken, die etwan (wider Vermuthen) der Zenſor
grübe, zum Ausfüllen zurückbekäme. Die Noten können nicht, wie im
erſten Morgenblatte, weggelaſſen werden.

Ich arbeite mit Freude für Ihr Blatt; auch thät’ ichs ſonſt nicht.10
Ihr wolwollender Vorſchlag einer noch nähern Theilnahme iſt
noch unbeſtimmt. Sagen Sie, wie viel Sie und ich zu geben haben.
Das ſogenannte Fixum hätt’ ich freilich dadurch demungeachtet
nicht; — und Sie ſollen und können auch keines geben, ſondern nur
ein Fürſt oder Vaterland, der und das frühere Arbeiten belohnt,15
nicht künftige. Denn Bezahlung für jeden einzelnen fertigen Aufſatz
findet ſich leicht. Wie Sie ſehen, bleib’ ich, aller Anerbietungen un-
geachtet, bei Ihnen.

Die Gerechtigkeit gegen die Meinigen nöthigt mich indeſſen
zur Bitte, daß Sie das Honorar für Aufſätze, worin vielleicht manche20
Periode eine Stunde koſtet, nicht zufälliger- und gütiger-Weiſe (wie
das vorige Mal*)) ſondern kontrakts-mäßig um 1 Ld. erhöhen
möchten. Nach Erfindung des Plans, koſten in einem Roman oft
10 Bogen nicht ſo viel Arbeit als ½ für Ihr Blatt, zumal da man
darin nur tageweiſe, alſo vor ſchärfern Richtern auftritt, welche ſchon25
auf 1 Bogen ein Ganzes verlangen, indeß ſonſt erſt 20 Bogen eines
bilden. Und ſo weiter. — Denn mich ekelt hier meine kauf-
männiſche Darſtellung.

Gönnen Sie mir doch in meiner Arbeits- und Freiheits-Stube
die Zeit, in Ihrem Damenkalender nicht eher zu erſcheinen als zu-30
lezt, z. B. im Mai. Indeß mein Verſprechen des Beitrags erhalten
Sie hier.

*) Denn Sie ſprachen von engem Drucke und Agio und gaben mir über die
Rechnung hinaus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0268" n="251"/>
&#x017F;olche mit Rechtsgewalt abzunehmen. &#x2014; Ich komme freilich, obwol<lb/>
&#x017F;päter als der Kaffee [?].</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>612. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 17. Dec.</hi> 1808</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier kommt wieder ein Jahres-Schwanz oder eine Schluß-<lb n="5"/>
vignette für das Morgenblatt; aber wieder unter der alten Be-<lb/>
dingung, daß ich alle Lücken, die etwan (wider Vermuthen) der Zen&#x017F;or<lb/>
grübe, zum Ausfüllen zurückbekäme. Die Noten können nicht, wie im<lb/>
er&#x017F;ten Morgenblatte, weggela&#x017F;&#x017F;en werden.</p><lb/>
        <p>Ich arbeite mit Freude für Ihr Blatt; auch thät&#x2019; ichs &#x017F;on&#x017F;t nicht.<lb n="10"/>
Ihr wolwollender Vor&#x017F;chlag einer noch nähern Theilnahme i&#x017F;t<lb/>
noch unbe&#x017F;timmt. Sagen Sie, wie viel <hi rendition="#g">Sie</hi> und <hi rendition="#g">ich</hi> zu geben haben.<lb/>
Das &#x017F;ogenannte <hi rendition="#aq">Fixum</hi> hätt&#x2019; ich freilich dadurch demungeachtet<lb/>
nicht; &#x2014; und Sie &#x017F;ollen und können auch keines geben, &#x017F;ondern nur<lb/>
ein Für&#x017F;t oder Vaterland, der und das <hi rendition="#g">frühere</hi> Arbeiten belohnt,<lb n="15"/>
nicht <hi rendition="#g">künftige.</hi> Denn Bezahlung für jeden einzelnen fertigen Auf&#x017F;atz<lb/>
findet &#x017F;ich leicht. Wie Sie &#x017F;ehen, bleib&#x2019; ich, aller Anerbietungen un-<lb/>
geachtet, bei Ihnen.</p><lb/>
        <p>Die Gerechtigkeit gegen die Meinigen nöthigt mich inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zur Bitte, daß Sie das Honorar für Auf&#x017F;ätze, worin vielleicht manche<lb n="20"/>
Periode eine Stunde ko&#x017F;tet, nicht zufälliger- und gütiger-Wei&#x017F;e (wie<lb/>
das vorige Mal<note place="foot" n="*)">Denn Sie &#x017F;prachen von engem Drucke und <hi rendition="#aq">Agio</hi> und gaben mir <hi rendition="#g">über</hi> die<lb/>
Rechnung hinaus.</note>) &#x017F;ondern kontrakts-mäßig um 1 <hi rendition="#aq">Ld.</hi> erhöhen<lb/>
möchten. Nach Erfindung des Plans, ko&#x017F;ten in einem Roman oft<lb/>
10 Bogen nicht &#x017F;o viel Arbeit als ½ für Ihr Blatt, zumal da man<lb/>
darin nur tagewei&#x017F;e, al&#x017F;o vor &#x017F;chärfern Richtern auftritt, welche &#x017F;chon<lb n="25"/>
auf 1 Bogen ein Ganzes verlangen, indeß &#x017F;on&#x017F;t er&#x017F;t 20 Bogen eines<lb/>
bilden. <hi rendition="#g">Und &#x017F;o weiter.</hi> &#x2014; Denn mich ekelt hier meine kauf-<lb/>
männi&#x017F;che Dar&#x017F;tellung.</p><lb/>
        <p>Gönnen Sie mir doch in meiner Arbeits- und Freiheits-Stube<lb/>
die Zeit, in Ihrem Damenkalender nicht eher zu er&#x017F;cheinen als zu-<lb n="30"/>
lezt, z. B. im Mai. Indeß mein Ver&#x017F;prechen des Beitrags erhalten<lb/>
Sie hier.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0268] ſolche mit Rechtsgewalt abzunehmen. — Ich komme freilich, obwol ſpäter als der Kaffee [?]. 612. An Cotta. Bayreuth d. 17. Dec. 1808 Hier kommt wieder ein Jahres-Schwanz oder eine Schluß- 5 vignette für das Morgenblatt; aber wieder unter der alten Be- dingung, daß ich alle Lücken, die etwan (wider Vermuthen) der Zenſor grübe, zum Ausfüllen zurückbekäme. Die Noten können nicht, wie im erſten Morgenblatte, weggelaſſen werden. Ich arbeite mit Freude für Ihr Blatt; auch thät’ ichs ſonſt nicht. 10 Ihr wolwollender Vorſchlag einer noch nähern Theilnahme iſt noch unbeſtimmt. Sagen Sie, wie viel Sie und ich zu geben haben. Das ſogenannte Fixum hätt’ ich freilich dadurch demungeachtet nicht; — und Sie ſollen und können auch keines geben, ſondern nur ein Fürſt oder Vaterland, der und das frühere Arbeiten belohnt, 15 nicht künftige. Denn Bezahlung für jeden einzelnen fertigen Aufſatz findet ſich leicht. Wie Sie ſehen, bleib’ ich, aller Anerbietungen un- geachtet, bei Ihnen. Die Gerechtigkeit gegen die Meinigen nöthigt mich indeſſen zur Bitte, daß Sie das Honorar für Aufſätze, worin vielleicht manche 20 Periode eine Stunde koſtet, nicht zufälliger- und gütiger-Weiſe (wie das vorige Mal *)) ſondern kontrakts-mäßig um 1 Ld. erhöhen möchten. Nach Erfindung des Plans, koſten in einem Roman oft 10 Bogen nicht ſo viel Arbeit als ½ für Ihr Blatt, zumal da man darin nur tageweiſe, alſo vor ſchärfern Richtern auftritt, welche ſchon 25 auf 1 Bogen ein Ganzes verlangen, indeß ſonſt erſt 20 Bogen eines bilden. Und ſo weiter. — Denn mich ekelt hier meine kauf- männiſche Darſtellung. Gönnen Sie mir doch in meiner Arbeits- und Freiheits-Stube die Zeit, in Ihrem Damenkalender nicht eher zu erſcheinen als zu- 30 lezt, z. B. im Mai. Indeß mein Verſprechen des Beitrags erhalten Sie hier. *) Denn Sie ſprachen von engem Drucke und Agio und gaben mir über die Rechnung hinaus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/268
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/268>, abgerufen am 24.11.2024.