während Ihrer Ferien den vierten Band Titans, der Italien malt. Mög' er das Ihrige getroffen haben!
Ohne zwei Gründe, wovon nur der erste der wichtige ist, hätt' ich Ihre Durchlaucht nicht an mich erinnert, da ich weiß, daß Sie ein Gedächtniß nicht nur für Schönheit, sondern auch eines für die Ge-5 sinnung und die Freunde der Schönheit haben. Die erste Bitte -- diese ist der erste Grund -- thut das beigelegte Blatt an Sie; die Nachkommen des großen Herders verdienen, daß man wenigstens vom Grabe desselben, das ihr trauriger Ruhesitz nun ist, die äussern Dornen nehme und die entflogne Seele in denen belohne, die er10 liebte.
Kaum schickt sichs nun, meine Bitte zu wagen. Ich wohne jetzt in dem Lande des guten Königs -- er versprach mir ein Kanonikat -- sollt' er meiner vergessen haben, so glaub' ich, dürften Sie sich nur meiner erinnern; -- und er dächte an mich --15
Werde mir dieses Blatt von Ihnen vergeben, in welchem mein Herz Ihnen wol wichtigere Dinge hätte zu sagen gehabt, die aber die Nachbarschaft des Bedürfnisses ausschloß! --
Immer thue sich vor Ihrer schönen Seele ein schöner Weg des Lebens auf.20
[Spaltenumbruch]Bayreuth d. Dec. 1804 [Spaltenumbruch]
Ihrer Durchlaucht unterthänigster Jean Paul Fr. Richter
44. An Emanuel.
[Bayreuth, 12. Dez. 1804]25
Fürstenbriefe taugen nur zu Couvertseiten. Haben Sie Dank für Ihre Blitze aus meinen. Ich sollte Ihnen Ihres Wiederscheins wegen alle Mspte schicken. Guten Morgen, Jüngling!
Knecht aller KnechteR. oder Pabst.30
45. An Herzog Emil August von Gotha.
Gnädigster Herzog,
Hier send' ich Ihrer Durchlaucht das Manuskript, dem ich recht viel Werth anwünsche, damit es die Ehre, Ihren Namen schon auf dem Titel zu führen, einigermassen verdiene. Ob ich Ihren letzten35
während Ihrer Ferien den vierten Band Titans, der Italien malt. Mög’ er das Ihrige getroffen haben!
Ohne zwei Gründe, wovon nur der erſte der wichtige iſt, hätt’ ich Ihre Durchlaucht nicht an mich erinnert, da ich weiß, daß Sie ein Gedächtniß nicht nur für Schönheit, ſondern auch eines für die Ge-5 ſinnung und die Freunde der Schönheit haben. Die erſte Bitte — dieſe iſt der erſte Grund — thut das beigelegte Blatt an Sie; die Nachkommen des großen Herders verdienen, daß man wenigſtens vom Grabe deſſelben, das ihr trauriger Ruheſitz nun iſt, die äuſſern Dornen nehme und die entflogne Seele in denen belohne, die er10 liebte.
Kaum ſchickt ſichs nun, meine Bitte zu wagen. Ich wohne jetzt in dem Lande des guten Königs — er verſprach mir ein Kanonikat — ſollt’ er meiner vergeſſen haben, ſo glaub’ ich, dürften Sie ſich nur meiner erinnern; — und er dächte an mich —15
Werde mir dieſes Blatt von Ihnen vergeben, in welchem mein Herz Ihnen wol wichtigere Dinge hätte zu ſagen gehabt, die aber die Nachbarſchaft des Bedürfniſſes ausſchloß! —
Immer thue ſich vor Ihrer ſchönen Seele ein ſchöner Weg des Lebens auf.20
[Spaltenumbruch]Bayreuth d. Dec. 1804 [Spaltenumbruch]
Ihrer Durchlaucht unterthänigſter Jean Paul Fr. Richter
44. An Emanuel.
[Bayreuth, 12. Dez. 1804]25
Fürſtenbriefe taugen nur zu Couvertſeiten. Haben Sie Dank für Ihre Blitze aus meinen. Ich ſollte Ihnen Ihres Wiederſcheins wegen alle Mſpte ſchicken. Guten Morgen, Jüngling!
Knecht aller KnechteR. oder Pabſt.30
45. An Herzog Emil Auguſt von Gotha.
Gnädigſter Herzog,
Hier ſend’ ich Ihrer Durchlaucht das Manuſkript, dem ich recht viel Werth anwünſche, damit es die Ehre, Ihren Namen ſchon auf dem Titel zu führen, einigermaſſen verdiene. Ob ich Ihren letzten35
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0023"n="15"/>
während Ihrer Ferien den vierten Band <hirendition="#aq">Titans,</hi> der Italien malt.<lb/>
Mög’ er das Ihrige getroffen haben!</p><lb/><p>Ohne zwei Gründe, wovon nur der erſte der wichtige iſt, hätt’<lb/>
ich Ihre Durchlaucht nicht an mich erinnert, da ich weiß, daß Sie ein<lb/>
Gedächtniß nicht nur für Schönheit, ſondern auch eines für die Ge-<lbn="5"/>ſinnung und die Freunde der Schönheit haben. Die erſte Bitte —<lb/>
dieſe iſt der erſte Grund — thut das beigelegte Blatt an Sie; die<lb/>
Nachkommen des großen <hirendition="#aq">Herders</hi> verdienen, daß man wenigſtens<lb/>
vom Grabe deſſelben, das ihr trauriger Ruheſitz nun iſt, die <hirendition="#g">äuſſern</hi><lb/>
Dornen nehme und die entflogne Seele in denen belohne, die er<lbn="10"/>
liebte.</p><lb/><p>Kaum ſchickt ſichs nun, meine Bitte zu wagen. Ich wohne jetzt<lb/>
in dem Lande des guten Königs — er verſprach mir ein Kanonikat —<lb/>ſollt’ er meiner vergeſſen haben, ſo glaub’ ich, dürften Sie ſich nur<lb/>
meiner erinnern; — und er dächte an mich —<lbn="15"/></p><p>Werde mir dieſes Blatt von Ihnen vergeben, in welchem mein<lb/>
Herz Ihnen wol wichtigere Dinge hätte zu ſagen gehabt, die aber<lb/>
die Nachbarſchaft des Bedürfniſſes ausſchloß! —</p><lb/><p>Immer thue ſich vor Ihrer ſchönen Seele ein ſchöner Weg des<lb/>
Lebens auf.<lbn="20"/></p><closer><cb/><dateline><hirendition="#left"><hirendition="#aq">Bayreuth d. Dec.</hi><lb/>
1804</hi></dateline><lb/><cb/><salute><hirendition="#right">Ihrer Durchlaucht<lb/>
unterthänigſter<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>44. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 12. Dez. 1804]</hi></dateline><lbn="25"/><p>Fürſtenbriefe taugen nur zu Couvertſeiten. Haben Sie Dank für<lb/>
Ihre Blitze aus meinen. Ich ſollte Ihnen Ihres Wiederſcheins<lb/>
wegen alle Mſpte ſchicken. Guten Morgen, Jüngling!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Knecht aller KnechteR. oder Pa<hirendition="#u">b</hi>ſt.</hi><lbn="30"/></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>45. An <hirendition="#g">Herzog Emil Auguſt von Gotha.</hi></head><lb/><salute><hirendition="#right">Gnädigſter Herzog,</hi></salute><lb/><p>Hier ſend’ ich Ihrer Durchlaucht das Manuſkript, dem ich recht<lb/>
viel Werth anwünſche, damit es die Ehre, Ihren Namen ſchon auf<lb/>
dem Titel zu führen, einigermaſſen verdiene. Ob ich Ihren letzten<lbn="35"/></p></div></body></text></TEI>
[15/0023]
während Ihrer Ferien den vierten Band Titans, der Italien malt.
Mög’ er das Ihrige getroffen haben!
Ohne zwei Gründe, wovon nur der erſte der wichtige iſt, hätt’
ich Ihre Durchlaucht nicht an mich erinnert, da ich weiß, daß Sie ein
Gedächtniß nicht nur für Schönheit, ſondern auch eines für die Ge- 5
ſinnung und die Freunde der Schönheit haben. Die erſte Bitte —
dieſe iſt der erſte Grund — thut das beigelegte Blatt an Sie; die
Nachkommen des großen Herders verdienen, daß man wenigſtens
vom Grabe deſſelben, das ihr trauriger Ruheſitz nun iſt, die äuſſern
Dornen nehme und die entflogne Seele in denen belohne, die er 10
liebte.
Kaum ſchickt ſichs nun, meine Bitte zu wagen. Ich wohne jetzt
in dem Lande des guten Königs — er verſprach mir ein Kanonikat —
ſollt’ er meiner vergeſſen haben, ſo glaub’ ich, dürften Sie ſich nur
meiner erinnern; — und er dächte an mich — 15
Werde mir dieſes Blatt von Ihnen vergeben, in welchem mein
Herz Ihnen wol wichtigere Dinge hätte zu ſagen gehabt, die aber
die Nachbarſchaft des Bedürfniſſes ausſchloß! —
Immer thue ſich vor Ihrer ſchönen Seele ein ſchöner Weg des
Lebens auf. 20
Bayreuth d. Dec.
1804
Ihrer Durchlaucht
unterthänigſter
Jean Paul Fr. Richter
44. An Emanuel.
[Bayreuth, 12. Dez. 1804] 25
Fürſtenbriefe taugen nur zu Couvertſeiten. Haben Sie Dank für
Ihre Blitze aus meinen. Ich ſollte Ihnen Ihres Wiederſcheins
wegen alle Mſpte ſchicken. Guten Morgen, Jüngling!
Knecht aller KnechteR. oder Pabſt. 30
45. An Herzog Emil Auguſt von Gotha.
Gnädigſter Herzog,
Hier ſend’ ich Ihrer Durchlaucht das Manuſkript, dem ich recht
viel Werth anwünſche, damit es die Ehre, Ihren Namen ſchon auf
dem Titel zu führen, einigermaſſen verdiene. Ob ich Ihren letzten 35
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/23>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.