Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.unter unsern Füßen gräbt und lädt. Ich indeß mache doch meinen alten Freuen Sie sich über Amanda's Klarheit und Ruhe; ist nur Güte Meinen Dank an Ihre wolwollende Antonie; ich sehne mich recht Ich grüße Ihren Gatten und drei Heims und Panzerbieter.15 Es geh' euch allen wol und jeder ahme mich nach, der wieder den IhrJean Paul Fr. Richter20 520. An Johannes von Müller in Kassel. Bayreuth d. 28. Apr. 1808Einem Manne, der zugleich Gegenstand und Schöpfer einer unter unſern Füßen gräbt und lädt. Ich indeß mache doch meinen alten Freuen Sie ſich über Amanda’s Klarheit und Ruhe; iſt nur Güte Meinen Dank an Ihre wolwollende Antonie; ich ſehne mich recht Ich grüße Ihren Gatten und drei Heims und Panzerbieter.15 Es geh’ euch allen wol und jeder ahme mich nach, der wieder den IhrJean Paul Fr. Richter20 520. An Johannes von Müller in Kaſſel. Bayreuth d. 28. Apr. 1808Einem Manne, der zugleich Gegenſtand und Schöpfer einer <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="213"/> unter unſern Füßen gräbt und lädt. Ich indeß mache doch meinen alten<lb/> Spaß in Büchern fort; ſogar im Leben wie Sie oft belacht; nur zu-<lb/> weilen bin ich ernſthaft, z. B. wenn ich mein Eichhörnchen auf der<lb/> linken Achſel in öffentlichen Geſellſchaften ſitzen habe, oder gar wie<lb/> neulich, da ich Gevatter ſtand, in der Taſche ſtecken. Denn wäre das<lb n="5"/> Thier, während ich den Pathen auf den Armen hielt, plötzlich heraus<lb/> und auf die Achſel gekrochen: es hätte uns alle in der heiligen Hand-<lb/> lung geſtört. — —</p><lb/> <p>Freuen Sie ſich über <hi rendition="#aq">Amanda’s</hi> Klarheit und Ruhe; iſt nur Güte<lb/> des Herzens da, ſo braucht es keinen empfindſamen Sturm und<lb n="10"/> Drang deſſelben, der zwar anfänglich am Mädchen gefällt aber in<lb/> der Ehe das Doppel-Glück wegweht. Ich grüße ſie herzlich.</p><lb/> <p>Meinen Dank an Ihre wolwollende <hi rendition="#aq">Antonie;</hi> ich ſehne mich recht<lb/> nach ihrer Erſcheinung wie nach Ihrer und freue mich auf Pfingſten.</p><lb/> <p>Ich grüße Ihren Gatten und drei <hi rendition="#aq">Heims</hi> und <hi rendition="#aq">Panzerbieter.</hi><lb n="15"/> </p> <p>Es geh’ euch allen wol und jeder ahme mich nach, der wieder den<lb/> Zaunkönig nachahmt, welcher nie mehr ſingt und ſpringt als im<lb/> Winter bei dem aller verdammteſten Wetter!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">IhrJean Paul Fr. Richter</hi> <lb n="20"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>520. An <hi rendition="#g">Johannes von Müller in Kaſſel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 28. Apr.</hi> 1808</hi> </dateline><lb/> <p>Einem Manne, der zugleich Gegenſtand und Schöpfer einer<lb/> höhern Geſchichte iſt, will ich keine Minute ſeiner Schöpfungszeit<lb/> durch einen längern Ausdruck meiner Verehrung für ihn entziehen:<lb n="25"/> ſondern ſogleich die Bitte für einen Fremden bringen. Ein junger<lb/> großer Philolog, Namens <hi rendition="#aq">Kanne,</hi> eben ſo reich an Sprachen als<lb/> an Witz — deſſen nähere Schilderung meine beigelegte Vorrede vor<lb/> ſeinem neueſten, Epoche machenden Werke: <hi rendition="#g">erſte Urkunden der<lb/> Geſchichte oder allgemeine Mythologie</hi> aufſtellt, wahr-<lb n="30"/> ſcheinlich auch Ihnen durch ſeine frühern Werke bekannt, ſo wie vom<lb/> Miniſter <hi rendition="#aq">Dohm</hi> perſönlich geſchätzt, dieſer iſt jetzt aus unver-<lb/> ſchuldetem Geld- und Gönnermangel zum <hi rendition="#g">zweiten</hi> male öſtreichi-<lb/> ſcher gemeiner Soldat geworden. Bis Ende dieſ. ſtand er unter dem<lb/> Namen Friedrich <hi rendition="#g">Kante</hi> im Klebeckſchen Linienregiment bei<lb n="35"/> Hauptmann <hi rendition="#aq">Eschermanns Compagnie</hi> in Linz. Als Weſtfälinger<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0229]
unter unſern Füßen gräbt und lädt. Ich indeß mache doch meinen alten
Spaß in Büchern fort; ſogar im Leben wie Sie oft belacht; nur zu-
weilen bin ich ernſthaft, z. B. wenn ich mein Eichhörnchen auf der
linken Achſel in öffentlichen Geſellſchaften ſitzen habe, oder gar wie
neulich, da ich Gevatter ſtand, in der Taſche ſtecken. Denn wäre das 5
Thier, während ich den Pathen auf den Armen hielt, plötzlich heraus
und auf die Achſel gekrochen: es hätte uns alle in der heiligen Hand-
lung geſtört. — —
Freuen Sie ſich über Amanda’s Klarheit und Ruhe; iſt nur Güte
des Herzens da, ſo braucht es keinen empfindſamen Sturm und 10
Drang deſſelben, der zwar anfänglich am Mädchen gefällt aber in
der Ehe das Doppel-Glück wegweht. Ich grüße ſie herzlich.
Meinen Dank an Ihre wolwollende Antonie; ich ſehne mich recht
nach ihrer Erſcheinung wie nach Ihrer und freue mich auf Pfingſten.
Ich grüße Ihren Gatten und drei Heims und Panzerbieter. 15
Es geh’ euch allen wol und jeder ahme mich nach, der wieder den
Zaunkönig nachahmt, welcher nie mehr ſingt und ſpringt als im
Winter bei dem aller verdammteſten Wetter!
IhrJean Paul Fr. Richter 20
520. An Johannes von Müller in Kaſſel.
Bayreuth d. 28. Apr. 1808
Einem Manne, der zugleich Gegenſtand und Schöpfer einer
höhern Geſchichte iſt, will ich keine Minute ſeiner Schöpfungszeit
durch einen längern Ausdruck meiner Verehrung für ihn entziehen: 25
ſondern ſogleich die Bitte für einen Fremden bringen. Ein junger
großer Philolog, Namens Kanne, eben ſo reich an Sprachen als
an Witz — deſſen nähere Schilderung meine beigelegte Vorrede vor
ſeinem neueſten, Epoche machenden Werke: erſte Urkunden der
Geſchichte oder allgemeine Mythologie aufſtellt, wahr- 30
ſcheinlich auch Ihnen durch ſeine frühern Werke bekannt, ſo wie vom
Miniſter Dohm perſönlich geſchätzt, dieſer iſt jetzt aus unver-
ſchuldetem Geld- und Gönnermangel zum zweiten male öſtreichi-
ſcher gemeiner Soldat geworden. Bis Ende dieſ. ſtand er unter dem
Namen Friedrich Kante im Klebeckſchen Linienregiment bei 35
Hauptmann Eschermanns Compagnie in Linz. Als Weſtfälinger
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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