Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.unter einem kritischen Sonnenstich. Im noch unbekannten jungen Es ist sonderbar, wie mir schon vor langer Zeit die Ankündigung Am liebsten wären mir Werke zum Rezensieren, die entweder Die geldliche Entschädigung für meine Zeit mag die Redakzion Es wäre -- ohne besondere Veranlassungen -- die Unterschrift Seit langem trag' ich den Entschluß in mir herum, nicht nach25 Hier wohnt ein genialer Arzt -- Langermann, Verfasser des Leben Sie wol! Ihr Jean Paul Fr. Richter Görre's [!] "Volksbücher" kenn' ich nicht. *) Thät' es aber die Mehrzahl oder ein Viertel, so thu' ichs auch.
unter einem kritiſchen Sonnenſtich. Im noch unbekannten jungen Es iſt ſonderbar, wie mir ſchon vor langer Zeit die Ankündigung Am liebſten wären mir Werke zum Rezenſieren, die entweder Die geldliche Entſchädigung für meine Zeit mag die Redakzion Es wäre — ohne beſondere Veranlaſſungen — die Unterſchrift Seit langem trag’ ich den Entſchluß in mir herum, nicht nach25 Hier wohnt ein genialer Arzt — Langermann, Verfaſſer des Leben Sie wol! Ihr Jean Paul Fr. Richter Görre’s [!] „Volksbücher“ kenn’ ich nicht. *) Thät’ es aber die Mehrzahl oder ein Viertel, ſo thu’ ichs auch.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="187"/> unter einem kritiſchen Sonnenſtich. Im noch unbekannten jungen<lb/> Autor würd’ ich daher, ungeachtet der ſtrengſten Würdigung ſeines<lb/> Werks, eifrig den künftigen guten auszumitteln ſuchen und die Ver-<lb/> dammung durch Auffoderung verſüßen. Dagegen aber würd’ ich deſto<lb/> härter gegen verſteinerte Sünder und Brodſchreiber von Rufe ſein.<lb n="5"/> </p> <p>Es iſt ſonderbar, wie mir ſchon vor langer Zeit die Ankündigung<lb/> einer <hi rendition="#aq">Heidelberger Literaturzeitung</hi> Freude und Hoffnung gab;<lb/> und die ehrenvollen Namen der Redaktoren ſo wie die Ordens-<lb/> regeln unſers Benediktiner-Bergordens beſtimmten mich leicht dazu,<lb/> die Ehre der Einladung anzunehmen.<lb n="10"/> </p> <p>Am liebſten wären mir Werke zum Rezenſieren, die entweder<lb/> unverdienten Tadel oder unverdienten Beifall erhalten haben.<lb/> Solche, wo dieſes der Fall nicht war, z. B. die allemanniſchen<lb/> Gedichte ſind zu kurz und zu leicht abzuthun, nämlich mit einem<lb/> Freudengeſchrei; ſo wie die entgegengeſetzten mit: <hi rendition="#aq">schuldig!</hi><lb n="15"/> </p> <p>Die geldliche Entſchädigung für meine Zeit mag die Redakzion<lb/> am July erſt feſtſetzen.</p><lb/> <p>Es wäre — ohne beſondere Veranlaſſungen — die Unterſchrift<lb/> meines Namens eine unſchickliche Anmaſſung, inſofern andere<lb/> Rezenſenten den ihrigen zurückbehielten<note place="foot" n="*)">Thät’ es aber die Mehrzahl oder ein Viertel, ſo thu’ ichs auch.</note>. Hingegen auf jede Anti-<lb n="20"/> kritik werd’ ich kein anderes Wort antworten als die zwei Worte:<lb/><hi rendition="#aq">Jean Paul;</hi> nicht als Widerlegung ſondern als Verſtändigung für<lb/> das Publikum, das ja längſt wiſſen muß, mit welchem Rechte des<lb/> Herzens und der Einſicht dann geurtheilt worden.</p><lb/> <p>Seit langem trag’ ich den Entſchluß in mir herum, nicht nach<lb n="25"/> <hi rendition="#aq">Heidelberg</hi> zu reiſen, ſondern gar dahin zu ziehen mitten zwiſchen<lb/> ſeine großen Flüße, Städte, Berge hinein; und Ihr Brief hat den<lb/> Entſchluß am wenigſten geſchwächt.</p><lb/> <p>Hier wohnt ein genialer Arzt — <hi rendition="#aq">Langermann,</hi> Verfaſſer des<lb/> Buchs über das gelbe Fieber — der wie aus einem Mittelpunkt nach<lb n="30"/> allen Alleen der Wiſſenſchaften ſieht — —, ich wünſchte, er wäre der<lb/> Geſellſchaft anzuwerben.</p><lb/> <p>Leben Sie wol!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">Görre’s</hi> [!] „Volksbücher“ kenn’ ich nicht.</p> </postscript> <lb n="35"/> </div> </body> </text> </TEI> [187/0202]
unter einem kritiſchen Sonnenſtich. Im noch unbekannten jungen
Autor würd’ ich daher, ungeachtet der ſtrengſten Würdigung ſeines
Werks, eifrig den künftigen guten auszumitteln ſuchen und die Ver-
dammung durch Auffoderung verſüßen. Dagegen aber würd’ ich deſto
härter gegen verſteinerte Sünder und Brodſchreiber von Rufe ſein. 5
Es iſt ſonderbar, wie mir ſchon vor langer Zeit die Ankündigung
einer Heidelberger Literaturzeitung Freude und Hoffnung gab;
und die ehrenvollen Namen der Redaktoren ſo wie die Ordens-
regeln unſers Benediktiner-Bergordens beſtimmten mich leicht dazu,
die Ehre der Einladung anzunehmen. 10
Am liebſten wären mir Werke zum Rezenſieren, die entweder
unverdienten Tadel oder unverdienten Beifall erhalten haben.
Solche, wo dieſes der Fall nicht war, z. B. die allemanniſchen
Gedichte ſind zu kurz und zu leicht abzuthun, nämlich mit einem
Freudengeſchrei; ſo wie die entgegengeſetzten mit: schuldig! 15
Die geldliche Entſchädigung für meine Zeit mag die Redakzion
am July erſt feſtſetzen.
Es wäre — ohne beſondere Veranlaſſungen — die Unterſchrift
meines Namens eine unſchickliche Anmaſſung, inſofern andere
Rezenſenten den ihrigen zurückbehielten *). Hingegen auf jede Anti- 20
kritik werd’ ich kein anderes Wort antworten als die zwei Worte:
Jean Paul; nicht als Widerlegung ſondern als Verſtändigung für
das Publikum, das ja längſt wiſſen muß, mit welchem Rechte des
Herzens und der Einſicht dann geurtheilt worden.
Seit langem trag’ ich den Entſchluß in mir herum, nicht nach 25
Heidelberg zu reiſen, ſondern gar dahin zu ziehen mitten zwiſchen
ſeine großen Flüße, Städte, Berge hinein; und Ihr Brief hat den
Entſchluß am wenigſten geſchwächt.
Hier wohnt ein genialer Arzt — Langermann, Verfaſſer des
Buchs über das gelbe Fieber — der wie aus einem Mittelpunkt nach 30
allen Alleen der Wiſſenſchaften ſieht — —, ich wünſchte, er wäre der
Geſellſchaft anzuwerben.
Leben Sie wol!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
Görre’s [!] „Volksbücher“ kenn’ ich nicht.
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*) Thät’ es aber die Mehrzahl oder ein Viertel, ſo thu’ ichs auch.
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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