macht -- die Bitte ganz vergessen, die nicht bloß an Sie gethan sondern auch von Ihnen erfüllt wurde. Ihr Kreis ist zu weit als daß Sie sich Ihrer Wolthaten erinnern könnten; es gibt für einen Minister keine schönere Vergeßlichkeit, ausgenommen die der fremden Undankbarkeit. -- mehr waaren- als geistreiche Hof --5 Da Rentsch nicht wie andere Beamte mit dem en gros der Tugend zufrieden ist -- Ob Sie zu dem, der schon so viel geworden, sagen werden: Werde! darf ich nicht prophezeien, da ich und eigentlich jeder kein Recht zu Bitten hat, sondern nur zu Darstellungen der Bedürf- nisse; denn die Bitten und Foderungen hört der rechte Minister nur10 in, nie außer sich.
35. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Nov. 1804]
Alter! Ich habe Ihnen kein Wort weiter zu schreiben als: guten Morgen! Und da ichs Ihnen so selten sagen kann, warum soll15 ichs nicht wenigstens schmieren? -- Ihr Leben ist ja selber viel poetischer als Sie wissen, ein langer Morgen, bei dem nur vor Auf- gang der Sonne einige Blitze in die Aurora fielen.
36. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Nov. 1804]20
Wer sich prosaisch nennt, ists eben darum nicht. Über das andere haben Sie recht schön Recht. Guten Morgen! Feuriger! Dieß Feuer erlösch' Ihnen nie unter den nassen Wolken der Erde. Der Alte des Alten.
37. An Lotte Gößnitz in Elsterwerda.25
[Kopie]
[Bayreuth, 22. Nov. 1804]
-- Wie viel würd' ich Ihnen sagen, wenn ich nur wüßte, ob das, was ich schreibe, nicht zu früh oder zu spät oder ganz außer jeder Zeit käme -- Der Mensch behält -- gerade von Träumen umgekehrt -- nur die verfehlten Wünsche, und vergißt die erfüllten. Wie viel30 müssen nicht bei einem gebildeten Fräulein Wünsche 16 J[ahre] lang erfül[l]t werden, bevor dasselbe nur erst einen gethan hat. Denn der Himmel schenkt das Beste oft J[ahre] lang vor der Bitte. -- Brief Inkognito -- So weiß ich auch nicht, ob Ihre Liebe für meine Werke
macht — die Bitte ganz vergeſſen, die nicht bloß an Sie gethan ſondern auch von Ihnen erfüllt wurde. Ihr Kreis iſt zu weit als daß Sie ſich Ihrer Wolthaten erinnern könnten; es gibt für einen Miniſter keine ſchönere Vergeßlichkeit, ausgenommen die der fremden Undankbarkeit. — mehr waaren- als geiſtreiche Hof —5 Da Rentsch nicht wie andere Beamte mit dem en gros der Tugend zufrieden iſt — Ob Sie zu dem, der ſchon ſo viel geworden, ſagen werden: Werde! darf ich nicht prophezeien, da ich und eigentlich jeder kein Recht zu Bitten hat, ſondern nur zu Darſtellungen der Bedürf- niſſe; denn die Bitten und Foderungen hört der rechte Miniſter nur10 in, nie außer ſich.
35. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Nov. 1804]
Alter! Ich habe Ihnen kein Wort weiter zu ſchreiben als: guten Morgen! Und da ichs Ihnen ſo ſelten ſagen kann, warum ſoll15 ichs nicht wenigſtens ſchmieren? — Ihr Leben iſt ja ſelber viel poetiſcher als Sie wiſſen, ein langer Morgen, bei dem nur vor Auf- gang der Sonne einige Blitze in die Aurora fielen.
36. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Nov. 1804]20
Wer ſich proſaiſch nennt, iſts eben darum nicht. Über das andere haben Sie recht ſchön Recht. Guten Morgen! Feuriger! Dieß Feuer erlöſch’ Ihnen nie unter den naſſen Wolken der Erde. Der Alte des Alten.
37. An Lotte Gößnitz in Elſterwerda.25
[Kopie]
[Bayreuth, 22. Nov. 1804]
— Wie viel würd’ ich Ihnen ſagen, wenn ich nur wüßte, ob das, was ich ſchreibe, nicht zu früh oder zu ſpät oder ganz außer jeder Zeit käme — Der Menſch behält — gerade von Träumen umgekehrt — nur die verfehlten Wünſche, und vergißt die erfüllten. Wie viel30 müſſen nicht bei einem gebildeten Fräulein Wünſche 16 J[ahre] lang erfül[l]t werden, bevor daſſelbe nur erſt einen gethan hat. Denn der Himmel ſchenkt das Beſte oft J[ahre] lang vor der Bitte. — Brief Inkognito — So weiß ich auch nicht, ob Ihre Liebe für meine Werke
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Da Rentsch nicht wie andere Beamte mit dem en gros der Tugend
zufrieden iſt — Ob Sie zu dem, der ſchon ſo viel geworden, ſagen
werden: Werde! darf ich nicht prophezeien, da ich und eigentlich jeder
kein Recht zu Bitten hat, ſondern nur zu Darſtellungen der Bedürf-
niſſe; denn die Bitten und Foderungen hört der rechte Miniſter nur 10
in, nie außer ſich.
35. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Nov. 1804]
Alter! Ich habe Ihnen kein Wort weiter zu ſchreiben als: guten
Morgen! Und da ichs Ihnen ſo ſelten ſagen kann, warum ſoll 15
ichs nicht wenigſtens ſchmieren? — Ihr Leben iſt ja ſelber viel
poetiſcher als Sie wiſſen, ein langer Morgen, bei dem nur vor Auf-
gang der Sonne einige Blitze in die Aurora fielen.
36. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Nov. 1804] 20
Wer ſich proſaiſch nennt, iſts eben darum nicht. Über das andere
haben Sie recht ſchön Recht. Guten Morgen! Feuriger! Dieß
Feuer erlöſch’ Ihnen nie unter den naſſen Wolken der Erde. Der
Alte des Alten.
37. An Lotte Gößnitz in Elſterwerda. 25
[Kopie][Bayreuth, 22. Nov. 1804]
— Wie viel würd’ ich Ihnen ſagen, wenn ich nur wüßte, ob das,
was ich ſchreibe, nicht zu früh oder zu ſpät oder ganz außer jeder Zeit
käme — Der Menſch behält — gerade von Träumen umgekehrt —
nur die verfehlten Wünſche, und vergißt die erfüllten. Wie viel 30
müſſen nicht bei einem gebildeten Fräulein Wünſche 16 J[ahre] lang
erfül[l]t werden, bevor daſſelbe nur erſt einen gethan hat. Denn der
Himmel ſchenkt das Beſte oft J[ahre] lang vor der Bitte. — Brief
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/20>, abgerufen am 27.07.2024.
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