Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.
Ich erkenne das Unangenehme meines Auftrags, Theuerer; desto10 Ich kann hier unsern Jacobi nur grüßen und ihm für die köstlichen Lebe wol, guter vom Teufel und seiner Großmutter (ich meine Dein Jean Paul Fr. Richter Meinen Jacobs grüße herzlich. 434. An Auguste Schlichtegroll in München. [Bayreuth, 29. Nov. 1807]Ob dieß Couvert gleich nur einen Geschäftbrief enthält, gute Doch hab' ich zum Glück Frau und Kinder und Einen Mann.35 Es gehe Ihrem schönen Herzen, gute Auguste, immer so wol!
Ich erkenne das Unangenehme meines Auftrags, Theuerer; deſto10 Ich kann hier unſern Jacobi nur grüßen und ihm für die köſtlichen Lebe wol, guter vom Teufel und ſeiner Großmutter (ich meine Dein Jean Paul Fr. Richter Meinen Jacobs grüße herzlich. 434. An Auguſte Schlichtegroll in München. [Bayreuth, 29. Nov. 1807]Ob dieß Couvert gleich nur einen Geſchäftbrief enthält, gute Doch hab’ ich zum Glück Frau und Kinder und Einen Mann.35 Es gehe Ihrem ſchönen Herzen, gute Auguſte, immer ſo wol! <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="181"/><lb/> ſchon vorgerückt wäre. Im letztern Falle wäre die ſchnellſte Erfüllung<lb/> der zwei Hauptartikel unſers Kommerzienvertrags deſto mehr<lb/> dringend und Pflicht. Mit Unbeſtimmtheit und Wartenlaſſen kann<lb/> man mich in einem Schaltjahr 366mal umbringen. Ich begreife<lb/> zwar leicht, daß man in einer Zeit, wo nichts reichlich fließt als Blut,<lb n="5"/> bei dem beſten Willen mit dem Herbeiſchaffen der gekrönten Köpfe<lb/> in Miniatür, die eigentlich die Urbilder regieren, oft zögern müſſe;<lb/> aber viele zögern — und ich ſoll doch nicht — und meine Soldaten<lb/> wollen auch leben, und wenn ich darüber ſtürbe.</p><lb/> <p>Ich erkenne das Unangenehme meines Auftrags, Theuerer; deſto<lb n="10"/> größer iſt mein Dank, ſo wie mein Wunſch, du möchteſt auch mich<lb/> mit etwas Unangenehmen beehren.</p><lb/> <p>Ich kann hier unſern <hi rendition="#aq">Jacobi</hi> nur grüßen und ihm für die köſtlichen<lb/> Frühlings- und Erſtlings-Früchte der Akademie nur danken, ohne<lb/> ſie hier beſtimmter zu loben.<lb n="15"/> </p> <p>Lebe wol, guter vom Teufel und ſeiner Großmutter (ich meine<lb/> damit mich) geplagter General-Sekretair!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> <postscript> <p>Meinen <hi rendition="#aq">Jacobs</hi> grüße herzlich.</p> </postscript> <lb n="20"/> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>434. An <hi rendition="#g">Auguſte Schlichtegroll in München.</hi></head><lb/> <byline>[Kopie]</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 29. Nov. 1807]</hi> </dateline><lb/> <p>Ob dieß Couvert gleich nur einen Geſchäftbrief enthält, gute<lb/> Auguſte, ſo ſuchen Sie gewiß noch dieß wenige für Sich darin, was<lb/> Sie eben hier finden: meine Freude über Ihr Leben. Das nächſtemal<lb n="25"/> will ich die Begeiſterung Jakobi’s für Sie aus ſeinem Briefe exzer-<lb/> pieren — und Ihre für ihn aus Ihrem. Es war von jeher mein Ge-<lb/> brauch, keinen reinen Mund zu halten, ſondern hin und her zu<lb/> tragen — zwiſchen Leuten, die ſich lieben — nämlich das Gute. Wie<lb/> ſchmacht’ ich in meiner Sandwüſte auf einer Sandbank ſeßhaft nach<lb n="30"/> dem friſchen Grün eines ſolchen Beiſammenlebens wie Ihr alle<lb/> habt, nach den Blüten ſolcher Abende, nach den Früchten ſolcher<lb/> Geiſter! Aber ich dürrer Hund ſoll nichts haben; ich ſelber ergötze<lb/> Welt und Nachwelt, und mich keine Katze.</p><lb/> <p>Doch hab’ ich zum Glück Frau und Kinder und Einen Mann.<lb n="35"/> </p> <p>Es gehe Ihrem ſchönen Herzen, gute Auguſte, immer ſo wol!</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [181/0196]
ſchon vorgerückt wäre. Im letztern Falle wäre die ſchnellſte Erfüllung
der zwei Hauptartikel unſers Kommerzienvertrags deſto mehr
dringend und Pflicht. Mit Unbeſtimmtheit und Wartenlaſſen kann
man mich in einem Schaltjahr 366mal umbringen. Ich begreife
zwar leicht, daß man in einer Zeit, wo nichts reichlich fließt als Blut, 5
bei dem beſten Willen mit dem Herbeiſchaffen der gekrönten Köpfe
in Miniatür, die eigentlich die Urbilder regieren, oft zögern müſſe;
aber viele zögern — und ich ſoll doch nicht — und meine Soldaten
wollen auch leben, und wenn ich darüber ſtürbe.
Ich erkenne das Unangenehme meines Auftrags, Theuerer; deſto 10
größer iſt mein Dank, ſo wie mein Wunſch, du möchteſt auch mich
mit etwas Unangenehmen beehren.
Ich kann hier unſern Jacobi nur grüßen und ihm für die köſtlichen
Frühlings- und Erſtlings-Früchte der Akademie nur danken, ohne
ſie hier beſtimmter zu loben. 15
Lebe wol, guter vom Teufel und ſeiner Großmutter (ich meine
damit mich) geplagter General-Sekretair!
Dein
Jean Paul Fr. RichterMeinen Jacobs grüße herzlich.
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434. An Auguſte Schlichtegroll in München.
[Kopie][Bayreuth, 29. Nov. 1807]
Ob dieß Couvert gleich nur einen Geſchäftbrief enthält, gute
Auguſte, ſo ſuchen Sie gewiß noch dieß wenige für Sich darin, was
Sie eben hier finden: meine Freude über Ihr Leben. Das nächſtemal 25
will ich die Begeiſterung Jakobi’s für Sie aus ſeinem Briefe exzer-
pieren — und Ihre für ihn aus Ihrem. Es war von jeher mein Ge-
brauch, keinen reinen Mund zu halten, ſondern hin und her zu
tragen — zwiſchen Leuten, die ſich lieben — nämlich das Gute. Wie
ſchmacht’ ich in meiner Sandwüſte auf einer Sandbank ſeßhaft nach 30
dem friſchen Grün eines ſolchen Beiſammenlebens wie Ihr alle
habt, nach den Blüten ſolcher Abende, nach den Früchten ſolcher
Geiſter! Aber ich dürrer Hund ſoll nichts haben; ich ſelber ergötze
Welt und Nachwelt, und mich keine Katze.
Doch hab’ ich zum Glück Frau und Kinder und Einen Mann. 35
Es gehe Ihrem ſchönen Herzen, gute Auguſte, immer ſo wol!
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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