auf, färbte es roth, nähte es und abends hatte sie es in einer Visite[82] an*).) Noch immer haben wir kein, auch nur kleines, Erbittern ge- habt; ich komme ganz aus meiner Bahn; sie hat keinen Schmerz als den daß sie nicht die allerklügste und allerschönste für mich sein kan. Ach sieh sie, was sind Worte! Du gehst gar nicht von ihrem Herzen5 weg. -- Vogel in Arzberg sandte mir durch Grau sein gutes Buch "Johannis" mit einem sehr wizigen Aviso. Vom Schakal steht im Katalog eine fortgesezte neue Auflage (bei Grau) "vom sinkenden Helden." Hier liegt des plumpen leeren Wernleins Löschblat bei; ich nant' ihn blos froh an die Friederike einen Schul- und Eheherren.10 Er ärgerte mich nicht einmal. -- Ich schreibe jezt mit Himmelslust an meinem "Notarius Gottwalt Bliz", der den Siebenkäs, Fixlein und Wuz vereinen und übertreffen sol; höre, schreibe mir recht bald die etwa möglichen närrischen Kollisionen, die in eines Schulzen Hause vorfallen können, dessen eine Stuben Hälfte unter Landesherlicher Ju-15 risdikzion steht und die andere unter adelicher. Was dir so beifält. -- Die neuen opera erhälst du aus Weimar; dahin sende deinen Brief "ab- zugeben bei Kienhold auf dem Markte" oder nach Meiningen ab- zugeben bei Oberststalmeister v. Wechmar.
d. 18.20
Am 27ten ist mein Hochzeittag, den ich in Potsdam feiere. Das Schönste in deinem lezten Briefe ist dein Versprechen zu kommen; C., diese Heilige im eigentlichen Sin, diese Geduldige und Geschäftige und Liebende wie ich nie nur dachte, ist seelig von deinem Ver- sprechen. Ihr werdet euch recht lieben. Und du solst freie und frohe25 Tage bei uns haben. Und dan mus der edle Emanuel auch zu uns kommen und mit mir über die Franziskanersuppen reden, die ich ihm in Weimar vorsezte. -- Beiliegendes Weniges oder Künftiges hab' ich durch ein grosses Triebwerk, z. B. den Minister v. Alvensleben, der mich sehr liebt, den Meklenb. Erbprinz, die Königin etc. dem König30 abgepresset; ein Feind von mir und Mayer, der Kabinetsrath Beume,[83] der alles gilt und thut, muste der Konzipient eines Lobes und Ver- sprechens sein, das er gern ins Gegentheil verwandelt hätte. Hier
*) So übertrug ihr der juristische Vater die Erbschafts Versteigerung so wie das Fortbringen ihrer Gerade; so lief sie, um die verhafteten Sachen der Gräfin35 zu lösen, bei vielen herum mit verhehltem Zahnschmerz, lies sich in einem Haus den Zahn ausnehmen und erst nach einem Schmerz erfährt man dessen Dasein.
auf, färbte es roth, nähte es und abends hatte ſie es in einer Viſite[82] an*).) Noch immer haben wir kein, auch nur kleines, Erbittern ge- habt; ich komme ganz aus meiner Bahn; ſie hat keinen Schmerz als den daß ſie nicht die allerklügſte und allerſchönſte für mich ſein kan. Ach ſieh ſie, was ſind Worte! Du gehſt gar nicht von ihrem Herzen5 weg. — Vogel in Arzberg ſandte mir durch Grau ſein gutes Buch „Johannis“ mit einem ſehr wizigen Aviſo. Vom Schakal ſteht im Katalog eine fortgeſezte neue Auflage (bei Grau) „vom ſinkenden Helden.“ Hier liegt des plumpen leeren Wernleins Löſchblat bei; ich nant’ ihn blos froh an die Friederike einen Schul- und Eheherren.10 Er ärgerte mich nicht einmal. — Ich ſchreibe jezt mit Himmelsluſt an meinem „Notarius Gottwalt Bliz“, der den Siebenkäs, Fixlein und Wuz vereinen und übertreffen ſol; höre, ſchreibe mir recht bald die etwa möglichen närriſchen Kolliſionen, die in eines Schulzen Hauſe vorfallen können, deſſen eine Stuben Hälfte unter Landesherlicher Ju-15 risdikzion ſteht und die andere unter adelicher. Was dir ſo beifält. — Die neuen opera erhälſt du aus Weimar; dahin ſende deinen Brief „ab- zugeben bei Kienhold auf dem Markte“ oder nach Meiningen ab- zugeben bei Oberſtſtalmeiſter v. Wechmar.
d. 18.20
Am 27ten iſt mein Hochzeittag, den ich in Potsdam feiere. Das Schönſte in deinem lezten Briefe iſt dein Verſprechen zu kommen; C., dieſe Heilige im eigentlichen Sin, dieſe Geduldige und Geſchäftige und Liebende wie ich nie nur dachte, iſt ſeelig von deinem Ver- ſprechen. Ihr werdet euch recht lieben. Und du ſolſt freie und frohe25 Tage bei uns haben. Und dan mus der edle Emanuel auch zu uns kommen und mit mir über die Franziſkanerſuppen reden, die ich ihm in Weimar vorſezte. — Beiliegendes Weniges oder Künftiges hab’ ich durch ein groſſes Triebwerk, z. B. den Miniſter v. Alvensleben, der mich ſehr liebt, den Meklenb. Erbprinz, die Königin ꝛc. dem König30 abgepreſſet; ein Feind von mir und Mayer, der Kabinetsrath Beume,[83] der alles gilt und thut, muſte der Konzipient eines Lobes und Ver- ſprechens ſein, das er gern ins Gegentheil verwandelt hätte. Hier
*) So übertrug ihr der juriſtiſche Vater die Erbſchafts Verſteigerung ſo wie das Fortbringen ihrer Gerade; ſo lief ſie, um die verhafteten Sachen der Gräfin35 zu löſen, bei vielen herum mit verhehltem Zahnſchmerz, lies ſich in einem Haus den Zahn ausnehmen und erſt nach einem Schmerz erfährt man deſſen Daſein.
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auf, färbte es roth, nähte es und abends hatte ſie es in einer Viſite
an *).) Noch immer haben wir kein, auch nur kleines, Erbittern ge-
habt; ich komme ganz aus meiner Bahn; ſie hat keinen Schmerz als
den daß ſie nicht die allerklügſte und allerſchönſte für mich ſein kan.
Ach ſieh ſie, was ſind Worte! Du gehſt gar nicht von ihrem Herzen 5
weg. — Vogel in Arzberg ſandte mir durch Grau ſein gutes Buch
„Johannis“ mit einem ſehr wizigen Aviſo. Vom Schakal ſteht im
Katalog eine fortgeſezte neue Auflage (bei Grau) „vom ſinkenden
Helden.“ Hier liegt des plumpen leeren Wernleins Löſchblat bei; ich
nant’ ihn blos froh an die Friederike einen Schul- und Eheherren. 10
Er ärgerte mich nicht einmal. — Ich ſchreibe jezt mit Himmelsluſt
an meinem „Notarius Gottwalt Bliz“, der den Siebenkäs, Fixlein
und Wuz vereinen und übertreffen ſol; höre, ſchreibe mir recht bald
die etwa möglichen närriſchen Kolliſionen, die in eines Schulzen Hauſe
vorfallen können, deſſen eine Stuben Hälfte unter Landesherlicher Ju- 15
risdikzion ſteht und die andere unter adelicher. Was dir ſo beifält. — Die
neuen opera erhälſt du aus Weimar; dahin ſende deinen Brief „ab-
zugeben bei Kienhold auf dem Markte“ oder nach Meiningen ab-
zugeben bei Oberſtſtalmeiſter v. Wechmar.
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d. 18. 20
Am 27ten iſt mein Hochzeittag, den ich in Potsdam feiere. Das
Schönſte in deinem lezten Briefe iſt dein Verſprechen zu kommen;
C., dieſe Heilige im eigentlichen Sin, dieſe Geduldige und Geſchäftige
und Liebende wie ich nie nur dachte, iſt ſeelig von deinem Ver-
ſprechen. Ihr werdet euch recht lieben. Und du ſolſt freie und frohe 25
Tage bei uns haben. Und dan mus der edle Emanuel auch zu uns
kommen und mit mir über die Franziſkanerſuppen reden, die ich ihm
in Weimar vorſezte. — Beiliegendes Weniges oder Künftiges hab’ ich
durch ein groſſes Triebwerk, z. B. den Miniſter v. Alvensleben, der
mich ſehr liebt, den Meklenb. Erbprinz, die Königin ꝛc. dem König 30
abgepreſſet; ein Feind von mir und Mayer, der Kabinetsrath Beume,
der alles gilt und thut, muſte der Konzipient eines Lobes und Ver-
ſprechens ſein, das er gern ins Gegentheil verwandelt hätte. Hier
[83]
*) So übertrug ihr der juriſtiſche Vater die Erbſchafts Verſteigerung ſo wie
das Fortbringen ihrer Gerade; ſo lief ſie, um die verhafteten Sachen der Gräfin 35
zu löſen, bei vielen herum mit verhehltem Zahnſchmerz, lies ſich in einem Haus den
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/79>, abgerufen am 16.07.2024.
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