"niemals die Abschriften gebrauchen oder weggeben sondern nur zu Ihrer Sammlung legen würden"
Abschriften --
J. D. werden mich für diese Mittheilung, welche blos dem Bruder die Worte des Bruders vertrauet, noch besonders durch die gütige5 Verschwiegenheit belohnen, welche Sie mir darüber gegen jeden zu- gesichert.
N.S. Verzeihen E. die Unschicklichkeit des Rand-Postskripts. Daß ich H. v. W. Abschrift erlaubte, gründet sich darauf, daß wir beide im gegenseitigen Besitze mündlicher und schriftlicher Geheimnisse sind,10 für deren rechten Gebrauch uns unser wechselseitiger Bund und Karak-[319] ter steht. Blos für E. konnt ich eine zweite und letzte Ausnahme machen, um deren Verschweigung ich nochmals bitte.
459. An Wangenheim.
[Kopie][Koburg, 23. April 1804]15
Ich glaube nicht, daß das gestrige Sprachzimmer sich wieder in ein Fragzimmer umbauet. -- Unser Simultan Jonathan. Der Frühling restituiere Sie früher als der R[eichs]Hofrath.
460. An Cotta.
[Kopie][Koburg, 24. April 1804]20
Ungangbare Goldstücke, die noch gehen lernen --
461. An Auguste Schlichtegroll in Gotha.
[Kopie][Koburg, 26. April 1804]
Sie sollen einen blos eigennützigen Brief bekommen und die Freude an Sie zu schreiben soll blos mein größ[erer] Vortheil sein, nicht mein25 einziger -- Würde der H[erzog] etwas für mich thun, so vergäß' ich Ihre etwas karge Gegend. Aber wer fragt? Ich nicht. Wäre aber meine persönliche Erscheinung ein stilles Sprach- und Hörrohr: ich setzt' es an. Kinder sind Tuchmacherscheeren der Seelen- und Reise- flügel; ihre Jugend erinnert an eignen Tod. Sie mögen mir antwor-30 ten was Sie wollen, so ist doch Ihr Antworten ein Geschenk. -- Der poetische Münz-Wardein (Numismatiker). Meine Frau grüßet Sie sehr, das weiß ich und ich werd' ihrs nachher sagen, daß ichs geschrie- ben, ohne sie gefragt zu haben.
„niemals die Abſchriften gebrauchen oder weggeben ſondern nur zu Ihrer Sammlung legen würden“
Abſchriften —
J. D. werden mich für dieſe Mittheilung, welche blos dem Bruder die Worte des Bruders vertrauet, noch beſonders durch die gütige5 Verſchwiegenheit belohnen, welche Sie mir darüber gegen jeden zu- geſichert.
N.S. Verzeihen E. die Unſchicklichkeit des Rand-Poſtſkripts. Daß ich H. v. W. Abſchrift erlaubte, gründet ſich darauf, daß wir beide im gegenſeitigen Beſitze mündlicher und ſchriftlicher Geheimniſſe ſind,10 für deren rechten Gebrauch uns unſer wechſelſeitiger Bund und Karak-[319] ter ſteht. Blos für E. konnt ich eine zweite und letzte Ausnahme machen, um deren Verſchweigung ich nochmals bitte.
459. An Wangenheim.
[Kopie][Koburg, 23. April 1804]15
Ich glaube nicht, daß das geſtrige Sprachzimmer ſich wieder in ein Fragzimmer umbauet. — Unſer Simultan Jonathan. Der Frühling reſtituiere Sie früher als der R[eichs]Hofrath.
460. An Cotta.
[Kopie][Koburg, 24. April 1804]20
Ungangbare Goldſtücke, die noch gehen lernen —
461. An Auguſte Schlichtegroll in Gotha.
[Kopie][Koburg, 26. April 1804]
Sie ſollen einen blos eigennützigen Brief bekommen und die Freude an Sie zu ſchreiben ſoll blos mein größ[erer] Vortheil ſein, nicht mein25 einziger — Würde der H[erzog] etwas für mich thun, ſo vergäß’ ich Ihre etwas karge Gegend. Aber wer fragt? Ich nicht. Wäre aber meine perſönliche Erſcheinung ein ſtilles Sprach- und Hörrohr: ich ſetzt’ es an. Kinder ſind Tuchmacherſcheeren der Seelen- und Reiſe- flügel; ihre Jugend erinnert an eignen Tod. Sie mögen mir antwor-30 ten was Sie wollen, ſo iſt doch Ihr Antworten ein Geſchenk. — Der poetiſche Münz-Wardein (Numismatiker). Meine Frau grüßet Sie ſehr, das weiß ich und ich werd’ ihrs nachher ſagen, daß ichs geſchrie- ben, ohne ſie gefragt zu haben.
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„niemals die Abſchriften gebrauchen oder weggeben ſondern nur zu
Ihrer Sammlung legen würden“
Abſchriften —
J. D. werden mich für dieſe Mittheilung, welche blos dem Bruder
die Worte des Bruders vertrauet, noch beſonders durch die gütige 5
Verſchwiegenheit belohnen, welche Sie mir darüber gegen jeden zu-
geſichert.
N.S. Verzeihen E. die Unſchicklichkeit des Rand-Poſtſkripts. Daß
ich H. v. W. Abſchrift erlaubte, gründet ſich darauf, daß wir beide
im gegenſeitigen Beſitze mündlicher und ſchriftlicher Geheimniſſe ſind, 10
für deren rechten Gebrauch uns unſer wechſelſeitiger Bund und Karak-
ter ſteht. Blos für E. konnt ich eine zweite und letzte Ausnahme machen,
um deren Verſchweigung ich nochmals bitte.
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459. An Wangenheim.
[Koburg, 23. April 1804] 15
Ich glaube nicht, daß das geſtrige Sprachzimmer ſich wieder in ein
Fragzimmer umbauet. — Unſer Simultan Jonathan. Der Frühling
reſtituiere Sie früher als der R[eichs]Hofrath.
460. An Cotta.
[Koburg, 24. April 1804] 20
Ungangbare Goldſtücke, die noch gehen lernen —
461. An Auguſte Schlichtegroll in Gotha.
[Koburg, 26. April 1804]
Sie ſollen einen blos eigennützigen Brief bekommen und die Freude
an Sie zu ſchreiben ſoll blos mein größ[erer] Vortheil ſein, nicht mein 25
einziger — Würde der H[erzog] etwas für mich thun, ſo vergäß’ ich
Ihre etwas karge Gegend. Aber wer fragt? Ich nicht. Wäre aber
meine perſönliche Erſcheinung ein ſtilles Sprach- und Hörrohr: ich
ſetzt’ es an. Kinder ſind Tuchmacherſcheeren der Seelen- und Reiſe-
flügel; ihre Jugend erinnert an eignen Tod. Sie mögen mir antwor- 30
ten was Sie wollen, ſo iſt doch Ihr Antworten ein Geſchenk. — Der
poetiſche Münz-Wardein (Numismatiker). Meine Frau grüßet Sie
ſehr, das weiß ich und ich werd’ ihrs nachher ſagen, daß ichs geſchrie-
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/299>, abgerufen am 16.02.2025.
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