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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Montags früh. Ich käme schon Morgen, wenn ich nicht dem Minister
Kretschman entgegenführe mit seiner Frau, den ich jezt so achte, als
wäre ich -- nicht sowohl seine Kreatur, sondern gar -- sein Kreator.
Pferde auf eine blosse Stunde weit braucht bei mir niemand als
Emma. Ich freue mich innigst, Sie Montags so lange zu sehen als5
die Sonne, und dan, wie diese, heimzugehen.

Gott geb' uns aber etwas zu trinken in Neuhof, sowohl Vor- als
Nachmittags.

Meinen Grus an Ihre Schöne, was nur bei einem Ehemanne
wie Sie zugleich einen wahren und einen unschuldigen Sin hat. Wir10
freuen uns beide zu kommen

Ihr
1) Richter
und
2) dessen Spiz.
15
[260] (*)398. An Emanuel.

Ich wil ein wenig an Sie schreiben, ob ich gleich nichts dazu habe
als eben den Wunsch. Es passiert hier nichts. Ich habe meine Bücher,
C. ihre Kinder -- das ist alles. Der Hof komt Septembers zurük,20
der mir und meiner Frau noch ein Paar Farben schenken wird, die
jezt dem Regenbogen unserer Freude fehlen, oder meiner. Ich mus
Kretschman immer mehr achten. Der Herzog gab ihm die Erlaubnis
-- das freimüthigste Buch, über sein Verhältnis drucken zu lassen --,
ohne es lesen zu wollen, auch die Herzogin, die scharfsichtige. Er ist25
ein politischer Friederich Schlegel. Doch nimt er freudig Milderungen
an. -- Herder ist wegen Krankheit im Egerschen Bade. -- Könt' ich
nicht Caroline Liebman's (nicht C. H[erder]'s) Schuldschein zu
leidlichen Prozenten, etwan a bei Ihnen unterbringen, da ich
jezt doch keine bekomme? Sie erwiesen mir damit einen wahren Ge-30
fallen. Das Kapital steht so sicher und fest, daß es gewis immer da
stehen bleiben wird, wo es steht. -- Das Berlinische sollen Sie hier
wiederbekommen, weil ich entweder Postgeld oder Gefahr fürchten
mus; die Zinsen, die Sie mir bis zur Zession schulden, können an der
Bierrechnung abgezogen werden.35

Montags früh. Ich käme ſchon Morgen, wenn ich nicht dem Miniſter
Kretschman entgegenführe mit ſeiner Frau, den ich jezt ſo achte, als
wäre ich — nicht ſowohl ſeine Kreatur, ſondern gar — ſein Kreator.
Pferde auf eine bloſſe Stunde weit braucht bei mir niemand als
Emma. Ich freue mich innigſt, Sie Montags ſo lange zu ſehen als5
die Sonne, und dan, wie dieſe, heimzugehen.

Gott geb’ uns aber etwas zu trinken in Neuhof, ſowohl Vor- als
Nachmittags.

Meinen Grus an Ihre Schöne, was nur bei einem Ehemanne
wie Sie zugleich einen wahren und einen unſchuldigen Sin hat. Wir10
freuen uns beide zu kommen

Ihr
1) Richter
und
2) deſſen Spiz.
15
[260] (*)398. An Emanuel.

Ich wil ein wenig an Sie ſchreiben, ob ich gleich nichts dazu habe
als eben den Wunſch. Es paſſiert hier nichts. Ich habe meine Bücher,
C. ihre Kinder — das iſt alles. Der Hof komt Septembers zurük,20
der mir und meiner Frau noch ein Paar Farben ſchenken wird, die
jezt dem Regenbogen unſerer Freude fehlen, oder meiner. Ich mus
Kretschman immer mehr achten. Der Herzog gab ihm die Erlaubnis
— das freimüthigſte Buch, über ſein Verhältnis drucken zu laſſen —,
ohne es leſen zu wollen, auch die Herzogin, die ſcharfſichtige. Er iſt25
ein politiſcher Friederich Schlegel. Doch nimt er freudig Milderungen
an. — Herder iſt wegen Krankheit im Egerſchen Bade. — Könt’ ich
nicht Caroline Liebman’s (nicht C. H[erder]’s) Schuldſchein zu
leidlichen Prozenten, etwan à bei Ihnen unterbringen, da ich
jezt doch keine bekomme? Sie erwieſen mir damit einen wahren Ge-30
fallen. Das Kapital ſteht ſo ſicher und feſt, daß es gewis immer da
ſtehen bleiben wird, wo es ſteht. — Das Berliniſche ſollen Sie hier
wiederbekommen, weil ich entweder Poſtgeld oder Gefahr fürchten
mus; die Zinſen, die Sie mir bis zur Zeſſion ſchulden, können an der
Bierrechnung abgezogen werden.35

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[232/0240] Montags früh. Ich käme ſchon Morgen, wenn ich nicht dem Miniſter Kretschman entgegenführe mit ſeiner Frau, den ich jezt ſo achte, als wäre ich — nicht ſowohl ſeine Kreatur, ſondern gar — ſein Kreator. Pferde auf eine bloſſe Stunde weit braucht bei mir niemand als Emma. Ich freue mich innigſt, Sie Montags ſo lange zu ſehen als 5 die Sonne, und dan, wie dieſe, heimzugehen. Gott geb’ uns aber etwas zu trinken in Neuhof, ſowohl Vor- als Nachmittags. Meinen Grus an Ihre Schöne, was nur bei einem Ehemanne wie Sie zugleich einen wahren und einen unſchuldigen Sin hat. Wir 10 freuen uns beide zu kommen Ihr 1) Richter und 2) deſſen Spiz. 15 (*)398. An Emanuel. Coburg d. 7. Aug. 1803. Ich wil ein wenig an Sie ſchreiben, ob ich gleich nichts dazu habe als eben den Wunſch. Es paſſiert hier nichts. Ich habe meine Bücher, C. ihre Kinder — das iſt alles. Der Hof komt Septembers zurük, 20 der mir und meiner Frau noch ein Paar Farben ſchenken wird, die jezt dem Regenbogen unſerer Freude fehlen, oder meiner. Ich mus Kretschman immer mehr achten. Der Herzog gab ihm die Erlaubnis — das freimüthigſte Buch, über ſein Verhältnis drucken zu laſſen —, ohne es leſen zu wollen, auch die Herzogin, die ſcharfſichtige. Er iſt 25 ein politiſcher Friederich Schlegel. Doch nimt er freudig Milderungen an. — Herder iſt wegen Krankheit im Egerſchen Bade. — Könt’ ich nicht Caroline Liebman’s (nicht C. H[erder]’s) Schuldſchein zu leidlichen Prozenten, etwan à [FORMEL] bei Ihnen unterbringen, da ich jezt doch keine bekomme? Sie erwieſen mir damit einen wahren Ge- 30 fallen. Das Kapital ſteht ſo ſicher und feſt, daß es gewis immer da ſtehen bleiben wird, wo es ſteht. — Das Berliniſche ſollen Sie hier wiederbekommen, weil ich entweder Poſtgeld oder Gefahr fürchten mus; die Zinſen, die Sie mir bis zur Zeſſion ſchulden, können an der Bierrechnung abgezogen werden. 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/240>, abgerufen am 22.11.2024.