Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite
389. An Renate Otto.

Liebe Renata! Seit vorgestern bin ich wieder im Fürstenthum
Bayreuth, d. h. bei Emanuel. Dienstags geh' ich mit Caroline und
Emma zu meinem Bruder nach Sparnek auf einen Mittag, und5
Emanuel höchst wahrscheinlich mit. Könten Sie nicht ein Paar
von Ihren vielen Postpferden anschirren und uns, d. h. mir und
meiner Frau, und wohl Ihnen auch, ein Paar Himmels Stunden
zuführen lassen? Ich bitte Sie, steigen Sie ein. Ich und C. wünschen
Ihre Erscheinung so sehnsüchtig. Es solten ein Paar geflügelte10
ätherische Stunden aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu-
sammengesezt, herauskommen, die einem nicht in jedem Monat be-
gegnen können.

Leben Sie wohl. Emanuel grüsset Sie und wünscht Sie wie ich so
glüklich als ich bei ihm bin. Auch meine C. grüsset Sie recht.15

J. P. F. Richter

Prächtig wärs auf jeden Fall, wenn es anging. Ich habe noch nichts ver-
sprochen gehabt; aber ich will mit nach Sparnek. Wollen Sie aber nach Gefrees
kommen: so könnten Richters gar dahin und wir erwarteten sie unterdessen wieder
in Gefrees. Gott laß uns immer glücklich: ich bins jetzt recht
20

Emanuel.
[Adr.] Madam Otto geborn. Wirth, [von Emanuel: bei demselben
geschwind abzugeben für dieselben wird höflich gebeten.] Hof.
390. An Thieriot. [257]
25
Lieber Thieriot,

Da unsere Hände ähnlich schreiben, werden Sie dieses wohl gar
für ein geschriebenes Selbstgespräch halten -- oder im andern
Fall für ein Traumstük. Was Sie in dieser Minute Donnerstags
zwischen 4 und 5. Uhr finden in meinem liebsten Stübgen auf30
dem Wachstuch-Tischgen, wo man mit dem Kopfe an das Dach
stösset, schrieb ich einsam, als Emanuel etc. etc. etc. draussen unter
den Wolken herumfuhren und ich recht froh bei Sternbald und
Klav[ier?]

389. An Renate Otto.

Liebe Renata! Seit vorgeſtern bin ich wieder im Fürſtenthum
Bayreuth, d. h. bei Emanuel. Dienſtags geh’ ich mit Caroline und
Emma zu meinem Bruder nach Sparnek auf einen Mittag, und5
Emanuel höchſt wahrſcheinlich mit. Könten Sie nicht ein Paar
von Ihren vielen Poſtpferden anſchirren und uns, d. h. mir und
meiner Frau, und wohl Ihnen auch, ein Paar Himmels Stunden
zuführen laſſen? Ich bitte Sie, ſteigen Sie ein. Ich und C. wünſchen
Ihre Erſcheinung ſo ſehnſüchtig. Es ſolten ein Paar geflügelte10
ätheriſche Stunden aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu-
ſammengeſezt, herauskommen, die einem nicht in jedem Monat be-
gegnen können.

Leben Sie wohl. Emanuel grüſſet Sie und wünſcht Sie wie ich ſo
glüklich als ich bei ihm bin. Auch meine C. grüſſet Sie recht.15

J. P. F. Richter

Prächtig wärs auf jeden Fall, wenn es anging. Ich habe noch nichts ver-
ſprochen gehabt; aber ich will mit nach Sparnek. Wollen Sie aber nach Gefrees
kommen: ſo könnten Richters gar dahin und wir erwarteten ſie unterdeſſen wieder
in Gefrees. Gott laß uns immer glücklich: ich bins jetzt recht
20

Emanuel.
[Adr.] Madam Otto geborn. Wirth, [von Emanuel: bei demſelben
geſchwind abzugeben für dieſelben wird höflich gebeten.] Hof.
390. An Thieriot. [257]
25
Lieber Thieriot,

Da unſere Hände ähnlich ſchreiben, werden Sie dieſes wohl gar
für ein geſchriebenes Selbſtgeſpräch halten — oder im andern
Fall für ein Traumſtük. Was Sie in dieſer Minute Donnerſtags
zwiſchen 4 und 5. Uhr finden in meinem liebſten Stübgen auf30
dem Wachstuch-Tiſchgen, wo man mit dem Kopfe an das Dach
ſtöſſet, ſchrieb ich einſam, als Emanuel ꝛc. ꝛc. ꝛc. drauſſen unter
den Wolken herumfuhren und ich recht froh bei Sternbald und
Klav[ier?]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0237" n="229"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>389. An <hi rendition="#g">Renate Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> Sontags [10. Juli] 1803.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Liebe Renata! Seit vorge&#x017F;tern bin ich wieder im Für&#x017F;tenthum<lb/><hi rendition="#aq">Bayreuth,</hi> d. h. bei <hi rendition="#aq">Emanuel.</hi> Dien&#x017F;tags geh&#x2019; ich mit <hi rendition="#aq">Caroline</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Emma</hi> zu meinem Bruder nach Sparnek auf einen Mittag, und<lb n="5"/> <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> höch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich mit. Könten Sie nicht ein Paar<lb/>
von Ihren vielen Po&#x017F;tpferden an&#x017F;chirren und uns, d. h. mir und<lb/>
meiner Frau, und wohl Ihnen auch, ein Paar Himmels Stunden<lb/>
zuführen la&#x017F;&#x017F;en? Ich bitte Sie, &#x017F;teigen Sie ein. Ich und <hi rendition="#aq">C.</hi> wün&#x017F;chen<lb/>
Ihre Er&#x017F;cheinung &#x017F;o &#x017F;ehn&#x017F;üchtig. Es &#x017F;olten ein Paar geflügelte<lb n="10"/>
ätheri&#x017F;che Stunden aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu-<lb/>
&#x017F;ammenge&#x017F;ezt, herauskommen, die einem nicht in jedem Monat be-<lb/>
gegnen können.</p><lb/>
        <p>Leben Sie wohl. <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> grü&#x017F;&#x017F;et Sie und wün&#x017F;cht Sie wie ich &#x017F;o<lb/>
glüklich als ich bei ihm bin. Auch meine <hi rendition="#aq">C.</hi> grü&#x017F;&#x017F;et Sie recht.<lb n="15"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p> <hi rendition="#smaller">Prächtig wärs auf jeden Fall, wenn es anging. Ich habe noch nichts ver-<lb/>
&#x017F;prochen gehabt; aber ich will mit nach Sparnek. Wollen Sie aber nach Gefrees<lb/>
kommen: &#x017F;o könnten Richters gar dahin und wir erwarteten &#x017F;ie unterde&#x017F;&#x017F;en wieder<lb/>
in Gefrees. Gott laß uns immer glücklich: ich bins jetzt recht</hi> <lb n="20"/>
          </p>
          <closer rendition="#smaller">
            <salute> <hi rendition="#right">Emanuel.</hi> </salute>
          </closer>
        </postscript><lb/>
        <trailer>
          <address>
            <addrLine>[Adr.] Madam <hi rendition="#aq">Otto</hi> geborn. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Wirth,</hi> [<hi rendition="#i">von Emanuel:</hi></hi> bei dem&#x017F;elben<lb/>
ge&#x017F;chwind abzugeben für die&#x017F;elben wird höflich gebeten.] <hi rendition="#aq">Hof.</hi></addrLine>
          </address>
        </trailer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>390. An <hi rendition="#g">Thieriot.</hi> <note place="right"><ref target="1922_Bd4_257">[257]</ref></note></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 14. Juli 1803]</hi> </dateline>
        <lb n="25"/>
        <salute> <hi rendition="#c">Lieber Thieriot,</hi> </salute><lb/>
        <p>Da un&#x017F;ere Hände ähnlich &#x017F;chreiben, werden Sie die&#x017F;es wohl gar<lb/>
für ein ge&#x017F;chriebenes Selb&#x017F;tge&#x017F;präch halten &#x2014; oder im andern<lb/>
Fall für ein Traum&#x017F;tük. Was Sie in die&#x017F;er Minute Donner&#x017F;tags<lb/>
zwi&#x017F;chen 4 und 5. Uhr finden in meinem lieb&#x017F;ten Stübgen auf<lb n="30"/>
dem Wachstuch-Ti&#x017F;chgen, wo man mit dem Kopfe an das Dach<lb/>
&#x017F;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;chrieb ich ein&#x017F;am, als <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> &#xA75B;c. &#xA75B;c. &#xA75B;c. drau&#x017F;&#x017F;en unter<lb/>
den Wolken herumfuhren und ich recht froh bei Sternbald und<lb/>
Klav[ier?]</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0237] 389. An Renate Otto. Bayreuth Sontags [10. Juli] 1803. Liebe Renata! Seit vorgeſtern bin ich wieder im Fürſtenthum Bayreuth, d. h. bei Emanuel. Dienſtags geh’ ich mit Caroline und Emma zu meinem Bruder nach Sparnek auf einen Mittag, und 5 Emanuel höchſt wahrſcheinlich mit. Könten Sie nicht ein Paar von Ihren vielen Poſtpferden anſchirren und uns, d. h. mir und meiner Frau, und wohl Ihnen auch, ein Paar Himmels Stunden zuführen laſſen? Ich bitte Sie, ſteigen Sie ein. Ich und C. wünſchen Ihre Erſcheinung ſo ſehnſüchtig. Es ſolten ein Paar geflügelte 10 ätheriſche Stunden aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu- ſammengeſezt, herauskommen, die einem nicht in jedem Monat be- gegnen können. Leben Sie wohl. Emanuel grüſſet Sie und wünſcht Sie wie ich ſo glüklich als ich bei ihm bin. Auch meine C. grüſſet Sie recht. 15 J. P. F. Richter Prächtig wärs auf jeden Fall, wenn es anging. Ich habe noch nichts ver- ſprochen gehabt; aber ich will mit nach Sparnek. Wollen Sie aber nach Gefrees kommen: ſo könnten Richters gar dahin und wir erwarteten ſie unterdeſſen wieder in Gefrees. Gott laß uns immer glücklich: ich bins jetzt recht 20 Emanuel. [Adr.] Madam Otto geborn. Wirth, [von Emanuel: bei demſelben geſchwind abzugeben für dieſelben wird höflich gebeten.] Hof. 390. An Thieriot. [Bayreuth, 14. Juli 1803] 25 Lieber Thieriot, Da unſere Hände ähnlich ſchreiben, werden Sie dieſes wohl gar für ein geſchriebenes Selbſtgeſpräch halten — oder im andern Fall für ein Traumſtük. Was Sie in dieſer Minute Donnerſtags zwiſchen 4 und 5. Uhr finden in meinem liebſten Stübgen auf 30 dem Wachstuch-Tiſchgen, wo man mit dem Kopfe an das Dach ſtöſſet, ſchrieb ich einſam, als Emanuel ꝛc. ꝛc. ꝛc. drauſſen unter den Wolken herumfuhren und ich recht froh bei Sternbald und Klav[ier?]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/237
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/237>, abgerufen am 08.05.2024.