Und schrieb doch noch dazu den Titan hinaus? In meine schönsten Kapitel hofiert so immer der Teufel seine die Gegenwart. -- In Coburg weis ich (und nöthig wirds zur rechten Palingenesie) hab' ich dich leichter auf meinem Kanapee mit Einer Lehne; es kan ein Stük Hof werden -- denn du und ich laufen ja leicht den kurzen Weg[217]5 -- und man ist so ordentlich beisammen. Schreibe mir auch deine litterarischen Novitäten. Lebe wohl! Schreite froh ins neue Jahr und dan durch das Jahr hindurch!
[Beilage]
Das [!] vernünftigste Titel wäre: Gottwalts lächerliche Begeben-10 heiten und Meinungen. Aber es giebt bessere: der schwarze Spiegel, ein historischer Roman -- Protokolle, 1terAktenstok -- Hän- gende Gärten, ein gelehrten-komisch-historischer Roman. -- Die Zwillinge (denn Gottwalt hat einen Bruder-Gegenfüsler) -- Schwefel- pasten -- Abgussaal -- Flegeljahre. -- Hirtenstücke und Mäuse-15 jahre -- Komische Geschichtskarten, erste -- Gottwalt, ein komisch- historisches Schauspiel, 1. Band -- Das Buch der Seeligen, 1. Akten- stok -- Verwandlungen -- Konduitenlisten -- Taschenbuch in Oktav -- Der Paradiesvogel --
Für jeden dieser Titel lässet sich im Werke die volständigste Be-20 ziehung auftreiben. -- Die Hauptstadt und Bühne heisset Haslau*), das Dorf Elterlein, der Fürst heisset Fürst von Fläz**).
Antworte ja und sende dies zurük.
Die unterstrichnen Titel gefallen mir besonders.
335. An Emanuel.25
Meiningen d. 26. Dec. 1802.
Heute kam Ihr zweiter Brief, Worthalter! Vor mir ist mein schweigendes Ich entschuldigt; und eben darum weil ich kein Bier mehr zu begehren hatte, sondern nur dafür zu danken, hätt' ich mit ge- schrieben, wenn ich nicht auf den Ausgang der Krankheit meiner C. --30 die das Kind entwöhnen muste, von der Stadt für 1/2 verloren ge- halten wurde, Louise Heim als Wärterin bei sich hatte, täglich, und
*) Ich schwankte anfangs zwischen Vargula und H.
**) Lezteres wil meiner Frau nicht gefallen; er wird aber selten genant. Darf ich ihn denn den 98, 99ten Hern nennen wie die Reuss.? -- Anfangs wolt' ich zu35 einem Marggrafen greifen und kans noch: darf ich?
13*
Und ſchrieb doch noch dazu den Titan hinaus? In meine ſchönſten Kapitel hofiert ſo immer der Teufel ſeine 〈die〉 Gegenwart. — In Coburg weis ich (und nöthig wirds zur rechten Palingeneſie) hab’ ich dich leichter auf meinem Kanapee mit Einer Lehne; es kan ein Stük Hof werden — denn du und ich laufen ja leicht den kurzen Weg[217]5 — und man iſt ſo ordentlich beiſammen. Schreibe mir auch deine litterariſchen Novitäten. Lebe wohl! Schreite froh ins neue Jahr und dan durch das Jahr hindurch!
[Beilage]
Das [!] vernünftigſte Titel wäre: Gottwalts lächerliche Begeben-10 heiten und Meinungen. Aber es giebt beſſere: der ſchwarze Spiegel, ein hiſtoriſcher Roman — Protokolle, 1terAktenſtok — Hän- gende Gärten, ein gelehrten-〈komiſch-〉hiſtoriſcher Roman. — Die Zwillinge (denn Gottwalt hat einen Bruder-Gegenfüsler) — Schwefel- paſten — Abgusſaal — Flegeljahre. — Hirtenſtücke und Mäuſe-15 jahre — Komiſche Geſchichtskarten, erſte — Gottwalt, ein komiſch- hiſtoriſches Schauſpiel, 1. Band — Das Buch der Seeligen, 1. Akten- ſtok — Verwandlungen — Konduitenliſten — Taſchenbuch in Oktav — Der Paradiesvogel —
Für jeden dieſer Titel läſſet ſich im Werke die volſtändigſte Be-20 ziehung auftreiben. — Die Hauptſtadt und Bühne heiſſet Haslau*), das Dorf Elterlein, der Fürſt heiſſet Fürſt von Fläz**).
Antworte ja und ſende dies zurük.
Die unterſtrichnen Titel gefallen mir beſonders.
335. An Emanuel.25
Meiningen d. 26. Dec. 1802.
Heute kam Ihr zweiter Brief, Worthalter! Vor mir iſt mein ſchweigendes Ich entſchuldigt; und eben darum weil ich kein Bier mehr zu begehren hatte, ſondern nur dafür zu danken, hätt’ ich mit ge- ſchrieben, wenn ich nicht auf den Ausgang der Krankheit meiner C. —30 die das Kind entwöhnen muſte, von der Stadt für ½ verloren ge- halten wurde, Louise Heim als Wärterin bei ſich hatte, täglich, und
*) Ich ſchwankte anfangs zwiſchen Vargula und H.
**) Lezteres wil meiner Frau nicht gefallen; er wird aber ſelten genant. Darf ich ihn denn den 98, 99ten Hern nennen wie die Reuſſ.? — Anfangs wolt’ ich zu35 einem Marggrafen greifen und kans noch: darf ich?
13*
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0202"n="195"/>
Und ſchrieb doch noch dazu den Titan hinaus? In meine ſchönſten<lb/>
Kapitel hofiert ſo immer der Teufel ſeine 〈die〉 Gegenwart. — In<lb/><hirendition="#aq">Coburg</hi> weis ich (und nöthig wirds zur rechten Palingeneſie) hab’<lb/>
ich dich leichter auf meinem Kanapee mit Einer Lehne; es kan ein<lb/>
Stük <hirendition="#aq">Hof</hi> werden — denn du und ich laufen ja leicht den kurzen Weg<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd4_217">[217]</ref></note><lbn="5"/>— und man iſt ſo ordentlich beiſammen. Schreibe mir auch deine<lb/>
litterariſchen Novitäten. Lebe wohl! Schreite froh ins neue Jahr und<lb/>
dan durch das Jahr hindurch!</p><lb/><notetype="editorial"><hirendition="#c">[Beilage]</hi></note><lb/><p>Das [!] vernünftigſte Titel wäre: Gottwalts lächerliche Begeben-<lbn="10"/>
heiten und Meinungen. Aber es giebt beſſere: <hirendition="#g">der ſchwarze</hi> Spiegel,<lb/>
ein <hirendition="#g">hiſtoriſcher Roman</hi>— Protokolle, 1<hirendition="#sup">ter</hi><hirendition="#g">Aktenſtok</hi>— Hän-<lb/>
gende Gärten, ein gelehrten-〈komiſch-〉hiſtoriſcher Roman. — Die<lb/>
Zwillinge (denn Gottwalt hat einen Bruder-Gegenfüsler) — Schwefel-<lb/>
paſten — Abgusſaal —<hirendition="#g">Flegeljahre.</hi>— Hirtenſtücke und Mäuſe-<lbn="15"/>
jahre — Komiſche Geſchichtskarten, erſte — Gottwalt, ein komiſch-<lb/>
hiſtoriſches Schauſpiel, 1. Band — Das Buch der Seeligen, 1. Akten-<lb/>ſtok — Verwandlungen — Konduitenliſten —<hirendition="#g">Taſchenbuch in<lb/>
Oktav</hi>— Der Paradiesvogel —</p><lb/><p>Für jeden dieſer Titel läſſet ſich im Werke die volſtändigſte Be-<lbn="20"/>
ziehung auftreiben. — Die Hauptſtadt und Bühne heiſſet Haslau<noteplace="foot"n="*)">Ich ſchwankte anfangs zwiſchen Vargula und H.</note>,<lb/>
das Dorf Elterlein, der Fürſt heiſſet Fürſt von Fläz<noteplace="foot"n="**)">Lezteres wil meiner Frau nicht gefallen; er wird aber ſelten genant. Darf<lb/>
ich ihn denn den 98, 99ten Hern nennen wie die Reuſſ.? — Anfangs wolt’ ich zu<lbn="35"/>
einem Marggrafen greifen und kans noch: darf ich?</note>.</p><lb/><p>Antworte ja und ſende dies zurük.</p><lb/><p>Die unterſtrichnen Titel gefallen mir beſonders.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>335. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi><lbn="25"/></head><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Meiningen d. 26. Dec.</hi> 1802.</hi></dateline><lb/><p>Heute kam Ihr zweiter Brief, Worthalter! Vor mir iſt mein<lb/>ſchweigendes Ich entſchuldigt; und eben darum weil ich kein Bier mehr<lb/>
zu begehren hatte, ſondern nur dafür zu danken, hätt’ ich mit ge-<lb/>ſchrieben, wenn ich nicht auf den Ausgang der Krankheit meiner <hirendition="#aq">C.</hi>—<lbn="30"/>
die das Kind entwöhnen muſte, von der Stadt für ½ verloren ge-<lb/>
halten wurde, <hirendition="#aq">Louise Heim</hi> als Wärterin bei ſich hatte, täglich, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">13*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[195/0202]
Und ſchrieb doch noch dazu den Titan hinaus? In meine ſchönſten
Kapitel hofiert ſo immer der Teufel ſeine 〈die〉 Gegenwart. — In
Coburg weis ich (und nöthig wirds zur rechten Palingeneſie) hab’
ich dich leichter auf meinem Kanapee mit Einer Lehne; es kan ein
Stük Hof werden — denn du und ich laufen ja leicht den kurzen Weg 5
— und man iſt ſo ordentlich beiſammen. Schreibe mir auch deine
litterariſchen Novitäten. Lebe wohl! Schreite froh ins neue Jahr und
dan durch das Jahr hindurch!
[217]
Das [!] vernünftigſte Titel wäre: Gottwalts lächerliche Begeben- 10
heiten und Meinungen. Aber es giebt beſſere: der ſchwarze Spiegel,
ein hiſtoriſcher Roman — Protokolle, 1ter Aktenſtok — Hän-
gende Gärten, ein gelehrten-〈komiſch-〉hiſtoriſcher Roman. — Die
Zwillinge (denn Gottwalt hat einen Bruder-Gegenfüsler) — Schwefel-
paſten — Abgusſaal — Flegeljahre. — Hirtenſtücke und Mäuſe- 15
jahre — Komiſche Geſchichtskarten, erſte — Gottwalt, ein komiſch-
hiſtoriſches Schauſpiel, 1. Band — Das Buch der Seeligen, 1. Akten-
ſtok — Verwandlungen — Konduitenliſten — Taſchenbuch in
Oktav — Der Paradiesvogel —
Für jeden dieſer Titel läſſet ſich im Werke die volſtändigſte Be- 20
ziehung auftreiben. — Die Hauptſtadt und Bühne heiſſet Haslau *),
das Dorf Elterlein, der Fürſt heiſſet Fürſt von Fläz **).
Antworte ja und ſende dies zurük.
Die unterſtrichnen Titel gefallen mir beſonders.
335. An Emanuel. 25
Meiningen d. 26. Dec. 1802.
Heute kam Ihr zweiter Brief, Worthalter! Vor mir iſt mein
ſchweigendes Ich entſchuldigt; und eben darum weil ich kein Bier mehr
zu begehren hatte, ſondern nur dafür zu danken, hätt’ ich mit ge-
ſchrieben, wenn ich nicht auf den Ausgang der Krankheit meiner C. — 30
die das Kind entwöhnen muſte, von der Stadt für ½ verloren ge-
halten wurde, Louise Heim als Wärterin bei ſich hatte, täglich, und
*) Ich ſchwankte anfangs zwiſchen Vargula und H.
**) Lezteres wil meiner Frau nicht gefallen; er wird aber ſelten genant. Darf
ich ihn denn den 98, 99ten Hern nennen wie die Reuſſ.? — Anfangs wolt’ ich zu 35
einem Marggrafen greifen und kans noch: darf ich?
13*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/202>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.