Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

bringen? -- Einige Süssigkeiten von Ihnen waren in eine für mich
eingewickelt, in Programmen von Langlois. Können Sie mir nicht
unfrankiert ein Paquet davon zufertigen? Ich wil dem Sprach-
meister eine Kammer in meinem komischen Roman bauen, oder eine
Statuen-Nische, damit man ihn anbete. -- Otto wird doch meine bis-5
herigen Antworten auf seine bisherigen Briefe erhalten haben. --
Allerdings hatt er mir auch etwas durch den 3[?]spänner zu schicken,
das dicke Paquet seiner alten Briefe an mich.

Assessor Krause war bei mir, es ist wenig von ihm zu sagen, und
er selber wuste noch weniger zu sagen. -- Das Schöne hat Coburg[215]10
daß ich oft zu Fusse in 2 Tagreisen -- die erste bis Schwarzach --
nach Bayreuth kan. -- Der Herzog lies mir durch den Präsidenten
Heim Vorstellungen gegen den Abzug thun. Die Leute hier fassens gar
nicht, daß ich mich hier nicht begraben lasse. Ich schiebe freilich alles
aufs Bier u. s. w.; daß man hier fast dum ist, wil ich ungern sagen,15
weil ich nicht weis, ob es nicht einen und den andern beleidigt. --

Adio Guter! Noch einmal den Bier-Dank! Jezt kan der Winter
kommen, wie wohl doch der Schnee länger liegen bleiben wird als
das Bier.

Gott gebe doch, daß Emma so lange so engelschön bleibt bis der20
Diphthong sie gesehen.

332. An Superintendent Hohnbaum.
[Kopie]

Spezial heisset bei Jünglingen ein Freund und in Schwaben ein
Superintendent -- Sie [sind] beides.25

333. An Freiherrn von Münchhausen.
[Kopie]

-- ein kritisches Gebelle, dessen Hundshütte doch gewis nicht so
weit gesehen wird als Ihr Musentempel --

334. An Christian Otto.30

Deine stummen Sünden möcht' ich nicht auf mir haben -- vom
9. Oktob. wo ich an dich geschrieben und also früher, bis 3. Nov., wo

13 Jean Paul Briefe. IV.

bringen? — Einige Süſſigkeiten von Ihnen waren in eine für mich
eingewickelt, in Programmen von Langlois. Können Sie mir nicht
unfrankiert ein Paquet davon zufertigen? Ich wil dem Sprach-
meiſter eine Kammer in meinem komiſchen Roman bauen, oder eine
Statuen-Niſche, damit man ihn anbete. — Otto wird doch meine bis-5
herigen Antworten auf ſeine bisherigen Briefe erhalten haben. —
Allerdings hatt er mir auch etwas durch den 3[?]ſpänner zu ſchicken,
das dicke Paquet ſeiner alten Briefe an mich.

Aſſeſſor Krause war bei mir, es iſt wenig von ihm zu ſagen, und
er ſelber wuſte noch weniger zu ſagen. — Das Schöne hat Coburg[215]10
daß ich oft zu Fuſſe in 2 Tagreiſen — die erſte bis Schwarzach —
nach Bayreuth kan. — Der Herzog lies mir durch den Präſidenten
Heim Vorſtellungen gegen den Abzug thun. Die Leute hier faſſens gar
nicht, daß ich mich hier nicht begraben laſſe. Ich ſchiebe freilich alles
aufs Bier u. ſ. w.; daß man hier faſt dum iſt, wil ich ungern ſagen,15
weil ich nicht weis, ob es nicht einen und den andern beleidigt. —

Adio Guter! Noch einmal den Bier-Dank! Jezt kan der Winter
kommen, wie wohl doch der Schnee länger liegen bleiben wird als
das Bier.

Gott gebe doch, daß Emma ſo lange ſo engelſchön bleibt bis der20
Diphthong ſie geſehen.

332. An Superintendent Hohnbaum.
[Kopie]

Spezial heiſſet bei Jünglingen ein Freund und in Schwaben ein
Superintendent — Sie [ſind] beides.25

333. An Freiherrn von Münchhauſen.
[Kopie]

— ein kritiſches Gebelle, deſſen Hundshütte doch gewis nicht ſo
weit geſehen wird als Ihr Muſentempel —

334. An Chriſtian Otto.30

Deine ſtummen Sünden möcht’ ich nicht auf mir haben — vom
9. Oktob. wo ich an dich geſchrieben und alſo früher, bis 3. Nov., wo

13 Jean Paul Briefe. IV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="193"/>
bringen? &#x2014; Einige Sü&#x017F;&#x017F;igkeiten von Ihnen waren in eine für mich<lb/>
eingewickelt, in Programmen von <hi rendition="#aq">Langlois.</hi> Können Sie mir nicht<lb/>
unfrankiert ein Paquet davon zufertigen? Ich wil dem Sprach-<lb/>
mei&#x017F;ter eine Kammer in meinem komi&#x017F;chen Roman bauen, oder eine<lb/>
Statuen-Ni&#x017F;che, damit man ihn anbete. &#x2014; Otto wird doch meine bis-<lb n="5"/>
herigen Antworten auf &#x017F;eine bisherigen Briefe erhalten haben. &#x2014;<lb/>
Allerdings hatt er mir auch etwas durch den 3[?]&#x017F;pänner zu &#x017F;chicken,<lb/>
das dicke Paquet &#x017F;einer alten Briefe an mich.</p><lb/>
          <p>A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#aq">Krause</hi> war bei mir, es i&#x017F;t wenig von ihm zu &#x017F;agen, und<lb/>
er &#x017F;elber wu&#x017F;te noch weniger zu &#x017F;agen. &#x2014; Das Schöne hat <hi rendition="#aq">Coburg</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd4_215">[215]</ref></note><lb n="10"/>
daß ich oft zu Fu&#x017F;&#x017F;e in 2 Tagrei&#x017F;en &#x2014; die er&#x017F;te bis Schwarzach &#x2014;<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> kan. &#x2014; Der Herzog lies mir durch den Prä&#x017F;identen<lb/><hi rendition="#aq">Heim</hi> Vor&#x017F;tellungen gegen den Abzug thun. Die Leute hier fa&#x017F;&#x017F;ens gar<lb/>
nicht, daß ich mich hier nicht begraben la&#x017F;&#x017F;e. Ich &#x017F;chiebe freilich alles<lb/>
aufs Bier u. &#x017F;. w.; daß man hier fa&#x017F;t dum i&#x017F;t, wil ich ungern &#x017F;agen,<lb n="15"/>
weil ich nicht weis, ob es nicht einen und den andern beleidigt. &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Adio</hi> Guter! Noch einmal den Bier-Dank! Jezt kan der Winter<lb/>
kommen, wie wohl doch der Schnee länger liegen bleiben wird als<lb/>
das Bier.</p><lb/>
          <p>Gott gebe doch, daß <hi rendition="#aq">Emma</hi> &#x017F;o lange &#x017F;o engel&#x017F;chön bleibt bis der<lb n="20"/>
Diphthong &#x017F;ie ge&#x017F;ehen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>332. An <hi rendition="#g">Superintendent Hohnbaum.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 20. Dez. 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Spezial hei&#x017F;&#x017F;et bei Jünglingen ein Freund und in Schwaben ein<lb/>
Superintendent &#x2014; Sie [&#x017F;ind] beides.<lb n="25"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>333. An <hi rendition="#g">Freiherrn von Münchhau&#x017F;en.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 20. Dez. 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>&#x2014; ein kriti&#x017F;ches Gebelle, de&#x017F;&#x017F;en Hundshütte doch gewis nicht &#x017F;o<lb/>
weit ge&#x017F;ehen wird als Ihr Mu&#x017F;entempel &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>334. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi><lb n="30"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">M[einingen]</hi> d. er&#x017F;ten Feiertag [25. Dez.] 1802.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Deine &#x017F;tummen Sünden möcht&#x2019; ich nicht auf mir haben &#x2014; vom<lb/>
9. Oktob. wo ich an dich ge&#x017F;chrieben und al&#x017F;o früher, bis 3. Nov., wo<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">IV.</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0200] bringen? — Einige Süſſigkeiten von Ihnen waren in eine für mich eingewickelt, in Programmen von Langlois. Können Sie mir nicht unfrankiert ein Paquet davon zufertigen? Ich wil dem Sprach- meiſter eine Kammer in meinem komiſchen Roman bauen, oder eine Statuen-Niſche, damit man ihn anbete. — Otto wird doch meine bis- 5 herigen Antworten auf ſeine bisherigen Briefe erhalten haben. — Allerdings hatt er mir auch etwas durch den 3[?]ſpänner zu ſchicken, das dicke Paquet ſeiner alten Briefe an mich. Aſſeſſor Krause war bei mir, es iſt wenig von ihm zu ſagen, und er ſelber wuſte noch weniger zu ſagen. — Das Schöne hat Coburg 10 daß ich oft zu Fuſſe in 2 Tagreiſen — die erſte bis Schwarzach — nach Bayreuth kan. — Der Herzog lies mir durch den Präſidenten Heim Vorſtellungen gegen den Abzug thun. Die Leute hier faſſens gar nicht, daß ich mich hier nicht begraben laſſe. Ich ſchiebe freilich alles aufs Bier u. ſ. w.; daß man hier faſt dum iſt, wil ich ungern ſagen, 15 weil ich nicht weis, ob es nicht einen und den andern beleidigt. — [215] Adio Guter! Noch einmal den Bier-Dank! Jezt kan der Winter kommen, wie wohl doch der Schnee länger liegen bleiben wird als das Bier. Gott gebe doch, daß Emma ſo lange ſo engelſchön bleibt bis der 20 Diphthong ſie geſehen. 332. An Superintendent Hohnbaum. [Meiningen, 20. Dez. 1802] Spezial heiſſet bei Jünglingen ein Freund und in Schwaben ein Superintendent — Sie [ſind] beides. 25 333. An Freiherrn von Münchhauſen. [Meiningen, 20. Dez. 1802] — ein kritiſches Gebelle, deſſen Hundshütte doch gewis nicht ſo weit geſehen wird als Ihr Muſentempel — 334. An Chriſtian Otto. 30 M[einingen] d. erſten Feiertag [25. Dez.] 1802. Deine ſtummen Sünden möcht’ ich nicht auf mir haben — vom 9. Oktob. wo ich an dich geſchrieben und alſo früher, bis 3. Nov., wo 13 Jean Paul Briefe. IV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/200
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/200>, abgerufen am 22.11.2024.