Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Wollen Sie nicht gütig auf den leeren Brief an die Berlepsch die 290. An den Erbprinzen Emil August von Gotha. [Kopie][Gotha, 4. Juli 1802]Wenn Sie es nicht hindern: so hab' ich an diesem Vormittag zu5 291. An den Erbprinzen von Gotha. Ihro Durchlaucht empfangen hier Ihr Gedicht und meine Be- Ich wünschte recht sehr das Ende dieses Wunder-Geschöpfes ge-25 [Spaltenumbruch]
Gotha d. 4 Jul. 1802[Spaltenumbruch]
Ihro Durchlaucht Unterthänigster30 J. P. F. Richter Verzeihen Sie die Eile des Briefes dem Mangel an Zeit, die ich Wollen Sie nicht gütig auf den leeren Brief an die Berlepſch die 290. An den Erbprinzen Emil Auguſt von Gotha. [Kopie][Gotha, 4. Juli 1802]Wenn Sie es nicht hindern: ſo hab’ ich an dieſem Vormittag zu5 291. An den Erbprinzen von Gotha. Ihro Durchlaucht empfangen hier Ihr Gedicht und meine Be- Ich wünſchte recht ſehr das Ende dieſes Wunder-Geſchöpfes ge-25 [Spaltenumbruch]
Gotha d. 4 Jul. 1802[Spaltenumbruch]
Ihro Durchlaucht Unterthänigſter30 J. P. F. Richter Verzeihen Sie die Eile des Briefes dem Mangel an Zeit, die ich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <postscript> <pb facs="#f0165" n="158"/> <p>Wollen Sie nicht gütig auf den leeren Brief an die Berlepſch die<lb/> ganze mir unbekante Adreſſe ſchreiben und ihn auf die Poſt ſchicken?</p> </postscript> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>290. An den <hi rendition="#g">Erbprinzen Emil Auguſt von Gotha.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Gotha, 4. Juli 1802]</hi> </dateline><lb/> <p>Wenn Sie es nicht hindern: ſo hab’ ich an dieſem Vormittag zu<lb n="5"/> einer Stunde, die ich noch nicht weis — aber Sie — eine eben ſo<lb/> groſſe [Ehre?] als Freude, nämlich Sie zu ſehen. Obgleich mein Hier-<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_177">[177]</ref></note>ſein nur 1 Tag dauert: ſo werd’ ich doch hier lang und reich genug ge-<lb/> weſen ſein, wenn ich dieſe Gabe — der Geber iſt die Gabe — erhalten<lb/> kan.<lb n="10"/> </p> </div> <div type="letter" n="1"> <head>291. An den <hi rendition="#g">Erbprinzen von Gotha.</hi></head><lb/> <p>Ihro Durchlaucht empfangen hier Ihr Gedicht und meine Be-<lb/> wunderung deſſelben. Der genialiſchen Kraft darin fehlet nichts als<lb/> ein Ufer für einen Strom, der Himmel und Erde und alles abſpiegelt.<lb/> Schwerlich verband ſich je in einem Werke der Phantaſie ſo viel<lb n="15"/> griechiſche, botaniſche, ſineſiſche und am Ende jede Kentnis. Gleich-<lb/> wohl ſcheint ein Kunſtwerk Gelehrſamkeit und Kraft nicht in der Aus-<lb/> breitung aufnehmen zu können, die beide im Kopfe des Schöpfers<lb/> haben. Das Bild der zerſtörten Aphrodite — und noch mehreres —<lb/> hat <hi rendition="#aq">Schiller</hi> der Jüngling gemacht; ich bitte Ihro Durchlaucht, älter<lb n="20"/> als er zu ſein. — Krites unterſchreibt weder ſein Lob noch ſeinen Tadel,<lb/> weil er beide für zu ſtark hält. Die kritiſchen Abhandlungen, die er<lb/> vielleicht in zwei Jahren herausgiebt, werden zeigen, wie ſehr ſich<lb/> bisher die Kritik über ihn irte und warum er ihr ſo ruhig zuhörte.</p><lb/> <p>Ich wünſchte recht ſehr das Ende dieſes Wunder-Geſchöpfes ge-<lb n="25"/> leſen zu haben, und alles langſamer, als ich hier konte. Vielleicht be-<lb/> gleitet es volendet Sie nach <hi rendition="#aq">Liebenstein;</hi> und ich fände da den<lb/> Schöpfer und das Geſchöpf. —</p><lb/> <closer> <cb/> <dateline> <hi rendition="#left">Gotha d. 4 Jul. 1802</hi> </dateline> <cb/> <salute> <hi rendition="#right">Ihro Durchlaucht<lb/> Unterthänigſter<lb n="30"/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Verzeihen Sie die Eile des Briefes dem Mangel an Zeit, die ich<lb/> lieber dem Mährgen als dem Briefe geben wolte.</p> </postscript> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [158/0165]
Wollen Sie nicht gütig auf den leeren Brief an die Berlepſch die
ganze mir unbekante Adreſſe ſchreiben und ihn auf die Poſt ſchicken?
290. An den Erbprinzen Emil Auguſt von Gotha.
[Gotha, 4. Juli 1802]
Wenn Sie es nicht hindern: ſo hab’ ich an dieſem Vormittag zu 5
einer Stunde, die ich noch nicht weis — aber Sie — eine eben ſo
groſſe [Ehre?] als Freude, nämlich Sie zu ſehen. Obgleich mein Hier-
ſein nur 1 Tag dauert: ſo werd’ ich doch hier lang und reich genug ge-
weſen ſein, wenn ich dieſe Gabe — der Geber iſt die Gabe — erhalten
kan. 10
[177]291. An den Erbprinzen von Gotha.
Ihro Durchlaucht empfangen hier Ihr Gedicht und meine Be-
wunderung deſſelben. Der genialiſchen Kraft darin fehlet nichts als
ein Ufer für einen Strom, der Himmel und Erde und alles abſpiegelt.
Schwerlich verband ſich je in einem Werke der Phantaſie ſo viel 15
griechiſche, botaniſche, ſineſiſche und am Ende jede Kentnis. Gleich-
wohl ſcheint ein Kunſtwerk Gelehrſamkeit und Kraft nicht in der Aus-
breitung aufnehmen zu können, die beide im Kopfe des Schöpfers
haben. Das Bild der zerſtörten Aphrodite — und noch mehreres —
hat Schiller der Jüngling gemacht; ich bitte Ihro Durchlaucht, älter 20
als er zu ſein. — Krites unterſchreibt weder ſein Lob noch ſeinen Tadel,
weil er beide für zu ſtark hält. Die kritiſchen Abhandlungen, die er
vielleicht in zwei Jahren herausgiebt, werden zeigen, wie ſehr ſich
bisher die Kritik über ihn irte und warum er ihr ſo ruhig zuhörte.
Ich wünſchte recht ſehr das Ende dieſes Wunder-Geſchöpfes ge- 25
leſen zu haben, und alles langſamer, als ich hier konte. Vielleicht be-
gleitet es volendet Sie nach Liebenstein; und ich fände da den
Schöpfer und das Geſchöpf. —
Gotha d. 4 Jul. 1802
Ihro Durchlaucht
Unterthänigſter 30
J. P. F. Richter
Verzeihen Sie die Eile des Briefes dem Mangel an Zeit, die ich
lieber dem Mährgen als dem Briefe geben wolte.
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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