Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

selber, wo er abgedrukt, abkopieren. -- Hier sind zu lesen Briefe die
Menge. Leben Sie wohl. Ein andermal mehr, d. h. etwas!

R.

Was hören Sie von meinem unglüklichen Bruder?

232. An Herzog Georg von Meiningen.5
[Kopie]

Sie sagt Ja und Dank. -- Er ist die Aurora eines Tags, über den
doch einige Wolken fliegen werden.

233. An Thieriot. [145]
10

Mein guter Paul! Recht viel Dank und Lob für die Brief-Inserate;
unter denen ich kaum eine Wahl des Vorzugs wüste. Auch meine
Caroline erfreuete sich sehr über Ihre ernste Hälfte. -- Nur nichts
verbrant, aus dem Phönix wird wohl Asche, aber aus dieser keiner. --
Nicht blos seelig -- das war ich meistens -- sondern auch ruhig leb'15
ich das Leben weg, in der Ehe und in Meinungen.


Schicken Sie mir einen Ballen Mspt. oder nehmen Sie ihn als
Passagier-Fracht mit und senden sich selber hieher. Vor den Herzog --
mit dem ich beinahe auf Freundes Fus lebe -- kan ich Ihr Noten-20
pult stellen. -- Mit meinem poetischen Innern bin ich durch den Titan
ganz ins Helle. Dem ersten Bande fehlte zuviel zur Aehnlichkeit mit
dem 2. oder gar mit dem dritten, der -- ohne einen Anhang -- 24 Bo-
gen stark zu Ostern erscheint. Die ganze 2te Hälfte davon arbeitete
ich mit Entzückungen (fausti ominis); und einige Kapitel darin zieh'25
ich allen meinen Kapiteln vor; eines ist ein Donner aus hellem reinen
Himmel. Das erstemal in meinem Leben arbeit' ich jezt in einem
Monat oder 1/4 Jahr am einen, im andern am andern Buch; jezt an
der "Geschichte meines Zwillingsbruders" -- es ist der sublimierte
Bliz, der aber sein Komisches behalten -- und dan wieder am 4ten30
Titan, nach dem ich seit dem 3ten inbrünstig schmachte. Diese
Wechselschreiberei ist zugleich eine Wechselstärkung. -- -- Kanne,
Verfasser der Blätter von Aleph bis Kuph, wird Ihnen mehr von
sich sagen, obwohl das nicht, daß er von Wiz und Kentnis über-

9 Jean Paul Briefe. IV.

ſelber, wo er abgedrukt, abkopieren. — Hier ſind zu leſen Briefe die
Menge. Leben Sie wohl. Ein andermal mehr, d. h. etwas!

R.

Was hören Sie von meinem unglüklichen Bruder?

232. An Herzog Georg von Meiningen.5
[Kopie]

Sie ſagt Ja und Dank. — Er iſt die Aurora eines Tags, über den
doch einige Wolken fliegen werden.

233. An Thieriot. [145]
10

Mein guter Paul! Recht viel Dank und Lob für die Brief-Inſerate;
unter denen ich kaum eine Wahl des Vorzugs wüſte. Auch meine
Caroline erfreuete ſich ſehr über Ihre ernſte Hälfte. — Nur nichts
verbrant, aus dem Phönix wird wohl Aſche, aber aus dieſer keiner. —
Nicht blos ſeelig — das war ich meiſtens — ſondern auch ruhig leb’15
ich das Leben weg, in der Ehe und in Meinungen.


Schicken Sie mir einen Ballen Mſpt. oder nehmen Sie ihn als
Paſſagier-Fracht mit und ſenden ſich ſelber hieher. Vor den Herzog —
mit dem ich beinahe auf Freundes Fus lebe — kan ich Ihr Noten-20
pult ſtellen. — Mit meinem poetiſchen Innern bin ich durch den Titan
ganz ins Helle. Dem erſten Bande fehlte zuviel zur Aehnlichkeit mit
dem 2. oder gar mit dem dritten, der — ohne einen Anhang — 24 Bo-
gen ſtark zu Oſtern erſcheint. Die ganze 2te Hälfte davon arbeitete
ich mit Entzückungen (fausti ominis); und einige Kapitel darin zieh’25
ich allen meinen Kapiteln vor; eines iſt ein Donner aus hellem reinen
Himmel. Das erſtemal in meinem Leben arbeit’ ich jezt in einem
Monat oder ¼ Jahr am einen, im andern am andern Buch; jezt an
der „Geſchichte meines Zwillingsbruders“ — es iſt der ſublimierte
Bliz, der aber ſein Komiſches behalten — und dan wieder am 4ten30
Titan, nach dem ich ſeit dem 3ten inbrünſtig ſchmachte. Dieſe
Wechſelſchreiberei iſt zugleich eine Wechſelſtärkung. — — Kanne,
Verfaſſer der Blätter von Aleph bis Kuph, wird Ihnen mehr von
ſich ſagen, obwohl das nicht, daß er von Wiz und Kentnis über-

9 Jean Paul Briefe. IV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="129"/>
&#x017F;elber, wo er abgedrukt, abkopieren. &#x2014; Hier &#x017F;ind zu le&#x017F;en Briefe die<lb/>
Menge. Leben Sie wohl. Ein andermal mehr, d. h. etwas!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>Was hören Sie von meinem unglüklichen Bruder?</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>232. An <hi rendition="#g">Herzog Georg von Meiningen.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 15. Jan. 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sie &#x017F;agt Ja und Dank. &#x2014; Er i&#x017F;t die Aurora eines Tags, über den<lb/>
doch einige Wolken fliegen werden.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>233. An <hi rendition="#g">Thieriot.</hi> <note place="right"><ref target="1922_Bd4_145">[145]</ref></note></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 16. Jenn. 1802.</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Mein guter Paul! Recht viel Dank und Lob für die Brief-In&#x017F;erate;<lb/>
unter denen ich kaum eine Wahl des Vorzugs wü&#x017F;te. Auch meine<lb/><hi rendition="#aq">Caroline</hi> erfreuete &#x017F;ich &#x017F;ehr über Ihre ern&#x017F;te Hälfte. &#x2014; Nur nichts<lb/>
verbrant, aus dem Phönix wird wohl A&#x017F;che, aber aus die&#x017F;er keiner. &#x2014;<lb/>
Nicht blos &#x017F;eelig &#x2014; das war ich mei&#x017F;tens &#x2014; &#x017F;ondern auch ruhig leb&#x2019;<lb n="15"/>
ich das Leben weg, in der Ehe und in Meinungen.</p><lb/>
        <div n="2">
          <dateline> <hi rendition="#right">d. 20. J.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Schicken Sie mir einen Ballen M&#x017F;pt. oder nehmen Sie ihn als<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;agier-Fracht mit und &#x017F;enden &#x017F;ich &#x017F;elber hieher. Vor den Herzog &#x2014;<lb/>
mit dem ich beinahe auf <hi rendition="#g">Freundes</hi> Fus lebe &#x2014; kan ich Ihr Noten-<lb n="20"/>
pult &#x017F;tellen. &#x2014; Mit meinem poeti&#x017F;chen Innern bin ich durch den Titan<lb/>
ganz ins Helle. Dem er&#x017F;ten Bande fehlte zuviel zur Aehnlichkeit mit<lb/>
dem 2. oder gar mit dem dritten, der &#x2014; ohne einen Anhang &#x2014; 24 Bo-<lb/>
gen &#x017F;tark zu O&#x017F;tern er&#x017F;cheint. Die ganze 2<hi rendition="#sup">te</hi> Hälfte davon arbeitete<lb/>
ich mit Entzückungen (<hi rendition="#aq">fausti ominis</hi>); und einige Kapitel darin zieh&#x2019;<lb n="25"/>
ich allen meinen Kapiteln vor; eines i&#x017F;t ein Donner aus hellem reinen<lb/>
Himmel. Das er&#x017F;temal in meinem Leben arbeit&#x2019; ich jezt in einem<lb/>
Monat oder ¼ Jahr am einen, im andern am andern Buch; jezt an<lb/>
der &#x201E;Ge&#x017F;chichte meines Zwillingsbruders&#x201C; &#x2014; es i&#x017F;t der &#x017F;ublimierte<lb/><hi rendition="#aq">Bliz,</hi> der aber &#x017F;ein Komi&#x017F;ches behalten &#x2014; und dan wieder am 4<hi rendition="#sup">ten</hi><lb n="30"/> <hi rendition="#aq">Titan,</hi> nach dem ich &#x017F;eit dem 3<hi rendition="#sup">ten</hi> inbrün&#x017F;tig &#x017F;chmachte. Die&#x017F;e<lb/>
Wech&#x017F;el&#x017F;chreiberei i&#x017F;t zugleich eine Wech&#x017F;el&#x017F;tärkung. &#x2014; &#x2014; <hi rendition="#aq">Kanne,</hi><lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er der Blätter von Aleph bis Kuph, wird Ihnen mehr von<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;agen, obwohl das nicht, daß er von Wiz und Kentnis über-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">9 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">IV.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0136] ſelber, wo er abgedrukt, abkopieren. — Hier ſind zu leſen Briefe die Menge. Leben Sie wohl. Ein andermal mehr, d. h. etwas! R. Was hören Sie von meinem unglüklichen Bruder? 232. An Herzog Georg von Meiningen. 5 [Meiningen, 15. Jan. 1802] Sie ſagt Ja und Dank. — Er iſt die Aurora eines Tags, über den doch einige Wolken fliegen werden. 233. An Thieriot. Meiningen d. 16. Jenn. 1802. 10 Mein guter Paul! Recht viel Dank und Lob für die Brief-Inſerate; unter denen ich kaum eine Wahl des Vorzugs wüſte. Auch meine Caroline erfreuete ſich ſehr über Ihre ernſte Hälfte. — Nur nichts verbrant, aus dem Phönix wird wohl Aſche, aber aus dieſer keiner. — Nicht blos ſeelig — das war ich meiſtens — ſondern auch ruhig leb’ 15 ich das Leben weg, in der Ehe und in Meinungen. d. 20. J. Schicken Sie mir einen Ballen Mſpt. oder nehmen Sie ihn als Paſſagier-Fracht mit und ſenden ſich ſelber hieher. Vor den Herzog — mit dem ich beinahe auf Freundes Fus lebe — kan ich Ihr Noten- 20 pult ſtellen. — Mit meinem poetiſchen Innern bin ich durch den Titan ganz ins Helle. Dem erſten Bande fehlte zuviel zur Aehnlichkeit mit dem 2. oder gar mit dem dritten, der — ohne einen Anhang — 24 Bo- gen ſtark zu Oſtern erſcheint. Die ganze 2te Hälfte davon arbeitete ich mit Entzückungen (fausti ominis); und einige Kapitel darin zieh’ 25 ich allen meinen Kapiteln vor; eines iſt ein Donner aus hellem reinen Himmel. Das erſtemal in meinem Leben arbeit’ ich jezt in einem Monat oder ¼ Jahr am einen, im andern am andern Buch; jezt an der „Geſchichte meines Zwillingsbruders“ — es iſt der ſublimierte Bliz, der aber ſein Komiſches behalten — und dan wieder am 4ten 30 Titan, nach dem ich ſeit dem 3ten inbrünſtig ſchmachte. Dieſe Wechſelſchreiberei iſt zugleich eine Wechſelſtärkung. — — Kanne, Verfaſſer der Blätter von Aleph bis Kuph, wird Ihnen mehr von ſich ſagen, obwohl das nicht, daß er von Wiz und Kentnis über- 9 Jean Paul Briefe. IV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/136
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/136>, abgerufen am 25.11.2024.