Lieber Walther! mit Entzücken gieng ich im Strom Ihrer Laune und Ihres Wizes umher und fragte nach ein Paar kleinen Steingen nichts, auf die ich zuweilen trat. Vor allen Dingen senden Sie mir5 [Ihr] Manuskript. Was ich thun kan -- und solt' es am Ende in einer Vorrede bestehen -- um einen guten Buchhändler zu bekommen, thu' ich froh. [Solte der ungesittete Titel "kleine Handreise etc." auf [118]das Buch kommen oder den Inhalt beschreiben etc.] Dem Menschen von Talent helfen seine Flügel für den Aether nicht genug ohne ein Paar10 Stiefel für das Pflaster. Kämpfen Sie muthig mit dem Geschik. Ihre Arme sind stark genug zum Siege!
190. An Oberforstmeister von Witzleben in Kassel.
Cassel. [23.] Sept. 1801.
Die Gräfin eilte diesen Morgen nach Göttingen, um den Augen-15 arzt, der diese Nacht abreiset, noch am Tage zu treffen. Sie lässet Ihnen alles Dankbare in ihrem Namen sagen, was ich auch in meinem zu sagen habe; und freuet sich auf das Wiedersehen wie ich mich auf das Wiedererinnern. In Meiningen sol mir der gestrige Tag mit seinen Gaben oft vor der Phantasie vorüberziehen; und Sie sind der20 Anführer desselben. -- Ich weis nicht, ob ich heute das Glük noch habe -- da ich morgen wegflattere --, Sie und alles das Schöne und Gute was Sie umgiebt, noch einmal zu sehen. Nehmen Sie noch einmal meinen herzlichsten Dank für alles an, der's freilich nur in Worten sein kan, und haben Sie und Ihre trefliche Gattin und Kinder25 so schöne Tage als der war, den Sie gestern austheilten.
Ihr herzl. Freund Jean Paul Fr. Richter
191. An Emanuel.30
N. S.
Meiningen d. 1. Okt. 1801.
Guter! Da ein Brief von meiner Frau so viel ist, -- wenn nicht mehr für einen unverheiratheten Man -- als einer von mir: so hab'
*189. An Walter Bergius (J. A. Kanne) in Jena.
[Meiningen, 17. Sept. 1801]
Lieber Walther! mit Entzücken gieng ich im Strom Ihrer Laune und Ihres Wizes umher und fragte nach ein Paar kleinen Steingen nichts, auf die ich zuweilen trat. Vor allen Dingen ſenden Sie mir5 [Ihr] Manuſkript. Was ich thun kan — und ſolt’ es am Ende in einer Vorrede beſtehen — um einen guten Buchhändler zu bekommen, thu’ ich froh. [Solte der ungeſittete Titel „kleine Handreiſe ꝛc.“ auf [118]das Buch kommen oder den Inhalt beſchreiben ꝛc.] Dem Menſchen von Talent helfen ſeine Flügel für den Aether nicht genug ohne ein Paar10 Stiefel für das Pflaſter. Kämpfen Sie muthig mit dem Geſchik. Ihre Arme ſind ſtark genug zum Siege!
190. An Oberforſtmeiſter von Witzleben in Kaſſel.
Cassel. [23.] Sept. 1801.
Die Gräfin eilte dieſen Morgen nach Göttingen, um den Augen-15 arzt, der dieſe Nacht abreiſet, noch am Tage zu treffen. Sie läſſet Ihnen alles Dankbare in ihrem Namen ſagen, was ich auch in meinem zu ſagen habe; und freuet ſich auf das Wiederſehen wie ich mich auf das Wiedererinnern. In Meiningen ſol mir der geſtrige Tag mit ſeinen Gaben oft vor der Phantaſie vorüberziehen; und Sie ſind der20 Anführer deſſelben. — Ich weis nicht, ob ich heute das Glük noch habe — da ich morgen wegflattere —, Sie und alles das Schöne und Gute was Sie umgiebt, noch einmal zu ſehen. Nehmen Sie noch einmal meinen herzlichſten Dank für alles an, der’s freilich nur in Worten ſein kan, und haben Sie und Ihre trefliche Gattin und Kinder25 ſo ſchöne Tage als der war, den Sie geſtern austheilten.
Ihr herzl. Freund Jean Paul Fr. Richter
191. An Emanuel.30
N. S.
Meiningen d. 1. Okt. 1801.
Guter! Da ein Brief von meiner Frau ſo viel iſt, — wenn nicht mehr für einen unverheiratheten Man — als einer von mir: ſo hab’
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*189. An Walter Bergius (J. A. Kanne) in Jena.
[Meiningen, 17. Sept. 1801]
Lieber Walther! mit Entzücken gieng ich im Strom Ihrer Laune
und Ihres Wizes umher und fragte nach ein Paar kleinen Steingen
nichts, auf die ich zuweilen trat. Vor allen Dingen ſenden Sie mir 5
[Ihr] Manuſkript. Was ich thun kan — und ſolt’ es am Ende in
einer Vorrede beſtehen — um einen guten Buchhändler zu bekommen,
thu’ ich froh. [Solte der ungeſittete Titel „kleine Handreiſe ꝛc.“ auf
das Buch kommen oder den Inhalt beſchreiben ꝛc.] Dem Menſchen von
Talent helfen ſeine Flügel für den Aether nicht genug ohne ein Paar 10
Stiefel für das Pflaſter. Kämpfen Sie muthig mit dem Geſchik. Ihre
Arme ſind ſtark genug zum Siege!
[118]
190. An Oberforſtmeiſter von Witzleben in Kaſſel.
Cassel. [23.] Sept. 1801.
Die Gräfin eilte dieſen Morgen nach Göttingen, um den Augen- 15
arzt, der dieſe Nacht abreiſet, noch am Tage zu treffen. Sie läſſet
Ihnen alles Dankbare in ihrem Namen ſagen, was ich auch in meinem
zu ſagen habe; und freuet ſich auf das Wiederſehen wie ich mich auf
das Wiedererinnern. In Meiningen ſol mir der geſtrige Tag mit
ſeinen Gaben oft vor der Phantaſie vorüberziehen; und Sie ſind der 20
Anführer deſſelben. — Ich weis nicht, ob ich heute das Glük noch
habe — da ich morgen wegflattere —, Sie und alles das Schöne und
Gute was Sie umgiebt, noch einmal zu ſehen. Nehmen Sie noch
einmal meinen herzlichſten Dank für alles an, der’s freilich nur in
Worten ſein kan, und haben Sie und Ihre trefliche Gattin und Kinder 25
ſo ſchöne Tage als der war, den Sie geſtern austheilten.
Ihr
herzl. Freund
Jean Paul Fr. Richter
191. An Emanuel. 30
N. S.Meiningen d. 1. Okt. 1801.
Guter! Da ein Brief von meiner Frau ſo viel iſt, — wenn nicht
mehr für einen unverheiratheten Man — als einer von mir: ſo hab’
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/110>, abgerufen am 16.02.2025.
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