Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Hier weis ich nicht mehr was ich von Ihrem Briefe zu beantworten Meine Arbeit und Lust ist jezt der 3te zu Ostern kommende Titan, 183. An Henriette Herz in Berlin.15 [Kopie][Bayreuth, 1. (?) Sept. 1801]Emanuel, mein Glaubensgenosse in höherm Sin als die R[eichs]- 184. An Renate Otto in Hof. Bayreuth Freitags [28.] Aug. 1801.Liebe Renate! -- Nach diesem schon vor 5 Tagen geschriebenen Ich wäre ganz im Himmel bei meinem Emanuel, wenn der hyste- Hier weis ich nicht mehr was ich von Ihrem Briefe zu beantworten Meine Arbeit und Luſt iſt jezt der 3te zu Oſtern kommende Titan, 183. An Henriette Herz in Berlin.15 [Kopie][Bayreuth, 1. (?) Sept. 1801]Emanuel, mein Glaubensgenoſſe in höherm Sin als die R[eichs]- 184. An Renate Otto in Hof. Bayreuth Freitags [28.] Aug. 1801.Liebe Renate! — Nach dieſem ſchon vor 5 Tagen geſchriebenen Ich wäre ganz im Himmel bei meinem Emanuel, wenn der hyſte- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0107" n="101"/> <p><hi rendition="#g">Hier</hi> weis ich nicht mehr was ich von Ihrem Briefe zu beantworten<lb/> habe. Ihr Urtheil über die Gräfin iſt vortreflich und — komiſch, da<lb/> Sie es ihrem ältern Bekanten ſchicken; ich las eine kurze Topographie<lb/> meines Zimmers, die mir der V[erfaſſer] ſandte, damit ich mich zu-<lb/> rechtfände darin. —<lb n="5"/> </p> <p>Meine Arbeit und Luſt iſt jezt der 3<hi rendition="#sup">te</hi> zu Oſtern kommende Titan,<lb/> der vol ent- und verwickelnder Geſchichte iſt und deſſen Anhang ein<lb/> Anhängſelgen wird und kaum. — <hi rendition="#aq">J. P.</hi> hat keine frohe Ehe, ſondern<lb/> die froheſte; alle ſeine Träume reichen nun durchs helle Tagslicht, und<lb/> der Idealiſmus des Herzens iſt ein Realiſmus geworden. Ich kenne<lb n="10"/> nichts beſſers als das beſte Weib zu haben; ſogar die Poeſie zieht<lb/> Zinſen davon. — Unendlich viel ſchreiben Sie mir, Lieber! Leſen Sie<lb/> Schleiermachers Reden über die Religion und Marias Satiren.<lb/><hi rendition="#aq">Adio, Carissimo!</hi></p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>183. An <hi rendition="#g">Henriette Herz in Berlin.</hi><lb n="15"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 1. (?) Sept. 1801]</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> mein Glaubensgenoſſe in höherm Sin als die R[eichs]-<lb/> Geſeze es nehmen, [wil nach Berlin, der hohen Schule ſeiner Reli-<note place="right"><ref target="1922_Bd4_115">[115]</ref></note><lb/> gionsgenoſſen, reiſen.] <hi rendition="#aq">Schleiermacher</hi> macht Predigten, die ſo gut<lb/> ſind, daß blos ſeine Reden noch 10 mal beſſer ſind.<lb n="20"/> </p> </div> <div type="letter" n="1"> <head>184. An <hi rendition="#g">Renate Otto in Hof.</hi></head><lb/> <byline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">R.</hi> an <hi rendition="#aq">R.</hi></hi> </byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> Freitags [28.] Aug. 1801.</hi> </dateline><lb/> <p>Liebe Renate! — Nach dieſem ſchon vor 5 Tagen geſchriebenen<lb/> Anfang fahr’ ich heute fort. Ein äffendes Schikſal, das mit den Men-<lb/> ſchen und Freuden zu karten ſcheint, gab gerade in der froheſten Um-<lb n="25"/> gebung meiner <hi rendition="#g">nie</hi> krank geweſenen Frau hyſteriſche Krämpfe und<lb/> einen irrenden Arzt. Da ich endlich klüger wurde als dieſer: ſo wird<lb/> der ſchwarze Berg immer niedriger, den mir der Teufel auf den<lb/> ſchönſten Weg geworfen. Schon meiner ſich nach <hi rendition="#aq">Hof</hi> ſehnenden <hi rendition="#aq">C.</hi><lb/> wegen hätt’ ich dahin den Rük- und Umweg genommen; aber nun<lb n="30"/> hab’ ich wenig Hofnung zu dieſer Freude. Ich hätte Sie ſo gerne<lb/> geſehen und — gezeigt.</p><lb/> <p>Ich wäre ganz im Himmel bei meinem <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> wenn der hyſte-<lb/> riſche Teufel nicht mit darin tobte. Ich lieb’ ihn nun zweimal, nämlich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
Hier weis ich nicht mehr was ich von Ihrem Briefe zu beantworten
habe. Ihr Urtheil über die Gräfin iſt vortreflich und — komiſch, da
Sie es ihrem ältern Bekanten ſchicken; ich las eine kurze Topographie
meines Zimmers, die mir der V[erfaſſer] ſandte, damit ich mich zu-
rechtfände darin. — 5
Meine Arbeit und Luſt iſt jezt der 3te zu Oſtern kommende Titan,
der vol ent- und verwickelnder Geſchichte iſt und deſſen Anhang ein
Anhängſelgen wird und kaum. — J. P. hat keine frohe Ehe, ſondern
die froheſte; alle ſeine Träume reichen nun durchs helle Tagslicht, und
der Idealiſmus des Herzens iſt ein Realiſmus geworden. Ich kenne 10
nichts beſſers als das beſte Weib zu haben; ſogar die Poeſie zieht
Zinſen davon. — Unendlich viel ſchreiben Sie mir, Lieber! Leſen Sie
Schleiermachers Reden über die Religion und Marias Satiren.
Adio, Carissimo!
183. An Henriette Herz in Berlin. 15
[Bayreuth, 1. (?) Sept. 1801]
Emanuel, mein Glaubensgenoſſe in höherm Sin als die R[eichs]-
Geſeze es nehmen, [wil nach Berlin, der hohen Schule ſeiner Reli-
gionsgenoſſen, reiſen.] Schleiermacher macht Predigten, die ſo gut
ſind, daß blos ſeine Reden noch 10 mal beſſer ſind. 20
[115]184. An Renate Otto in Hof.
R. an R.Bayreuth Freitags [28.] Aug. 1801.
Liebe Renate! — Nach dieſem ſchon vor 5 Tagen geſchriebenen
Anfang fahr’ ich heute fort. Ein äffendes Schikſal, das mit den Men-
ſchen und Freuden zu karten ſcheint, gab gerade in der froheſten Um- 25
gebung meiner nie krank geweſenen Frau hyſteriſche Krämpfe und
einen irrenden Arzt. Da ich endlich klüger wurde als dieſer: ſo wird
der ſchwarze Berg immer niedriger, den mir der Teufel auf den
ſchönſten Weg geworfen. Schon meiner ſich nach Hof ſehnenden C.
wegen hätt’ ich dahin den Rük- und Umweg genommen; aber nun 30
hab’ ich wenig Hofnung zu dieſer Freude. Ich hätte Sie ſo gerne
geſehen und — gezeigt.
Ich wäre ganz im Himmel bei meinem Emanuel, wenn der hyſte-
riſche Teufel nicht mit darin tobte. Ich lieb’ ihn nun zweimal, nämlich
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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