Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.foderst: so thust du dir und dem Pinsel Unrecht. -- Ich sage zu dir jezt R. 79. An Christian Otto. Leipzig d. 30 März 1798 [Freitag].Lieber Otto! Könt' ich mich in meinen Mantelsak mit packen: so5 Des kurzweiligen Rathes und Auskultanten Intelligenz-Beiträge Meinen Geburtstag hab' ich erstlich am 20ten -- wegen Frühlings- foderſt: ſo thuſt du dir und dem Pinſel Unrecht. — Ich ſage zu dir jezt R. 79. An Chriſtian Otto. Leipzig d. 30 März 1798 [Freitag].Lieber Otto! Könt’ ich mich in meinen Mantelſak mit packen: ſo5 Des kurzweiligen Rathes und Auſkultanten Intelligenz-Beiträge Meinen Geburtstag hab’ ich erſtlich am 20ten — wegen Frühlings- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="57"/> foderſt: ſo thuſt du dir und dem Pinſel Unrecht. — Ich ſage zu dir jezt<lb/> froher Lebe wohl als das nächſte mal!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">R.</hi> </hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>79. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 30 März 1798 [Freitag].</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Otto! Könt’ ich mich in meinen Mantelſak mit packen: ſo<lb n="5"/> wären wir beide auf deiner Stube. Es iſt fatal; das fallende Wetter-<lb/> glas untergräbt ſogar meine Hofnung, am Charfreitag anzulangen.<lb/> Komm’ ich da nicht: ſo hebt mir das Geſchik meinen Frühling, für<lb/> den blühenden Frühling auf. Alle meine Gehirnkammern haben ſich<lb/> in deine Stuben verkehrt; und ich ſehe nichts darin als das was ich<lb n="10"/> jezt ſo vergeblich wünſche. — Ein anderer groſſer Nachtheil iſt noch,<lb/> daß ihr mir, in der Ungewisheit meines Aufenthalts, keine Briefe zu<lb/> ſchicken wagt; aber wagt es doch alle, ſchikt mir unzählige — die beſten<lb/> Vorkehrungen zum Nachſchicken ſind ſchon getroffen, geſezt ich wäre<lb/> nicht mehr da.<lb n="15"/> </p><lb/> <p>Des kurzweiligen Rathes und Auſkultanten Intelligenz-Beiträge<lb/> zu den Beluſtigungen des Verſtandes und Wizes hab’ ich mehr als<lb/> einmal durchgeleſen und glaube ſie zu kapieren; er wirkt wohlthätig auf<lb/> die Stadt und ſie fäſſet ihn. — Den elendeſten Lappen, der volgedrukt<lb/> wäre, ſolteſt du mir ſchicken, da du meinen Geſchmak kenſt. — Der neue<lb n="20"/> Eſchenburg und Klopſtok komt erſt durch die Meſſe in die Bibliothek. —<note place="right"><ref target="1922_Bd3_62">[62]</ref></note><lb/> Die Klage der guten Brüningk geht ja nicht dich, ſondern nur mein<lb/> Februar Datum an; ich wil ihrs aber (mündlich) ſagen. Sie weis auch<lb/> nicht, daß du der Leiter meines epiſtol[ariſchen] Feuers biſt. — In den<lb/> Negern ſol Kotzebue die Zuſchauer wie Neger behandeln (wie ich<lb n="25"/> höre); der Tropf wil wie ein ſtrafender Schulmeiſter den Abgang an<lb/> moraliſchen 〈dargeſtelten und erregten〉 Schmerzen durch phyſiſche<lb/> erſtatten. — Nur die Standeserhöhungen (von Feez ꝛc.) die Landes-<lb/> erniedrigungen ſind, ſchreibe mir nicht mehr, weil ich über dieſe<lb/> Almacht Bayreuther Konnexionen die Zähne knirſche. —<lb n="30"/> </p><lb/> <p>Meinen Geburtstag hab’ ich erſtlich am 20<hi rendition="#sup">ten</hi> — wegen Frühlings-<lb/> anfangs, und am 21 wegen des meinigen gefeiert. Von unbekanter<lb/> Hand erhielt ich durch einen Briefträger (es war aber nicht auf der<lb/> Poſt) braunes Tuch, das ich ſchon doppelt trug als Rok und Überrok,<lb/> für den Winter. <hi rendition="#aq">Mdme</hi> Feind gab mir eine Taſſe mit ihren und meinen<lb n="35"/> Inizialbuchſtaben (Reim) — und die Brüningk ein Halstuch — und die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0064]
foderſt: ſo thuſt du dir und dem Pinſel Unrecht. — Ich ſage zu dir jezt
froher Lebe wohl als das nächſte mal!
R.
79. An Chriſtian Otto.
Leipzig d. 30 März 1798 [Freitag].
Lieber Otto! Könt’ ich mich in meinen Mantelſak mit packen: ſo 5
wären wir beide auf deiner Stube. Es iſt fatal; das fallende Wetter-
glas untergräbt ſogar meine Hofnung, am Charfreitag anzulangen.
Komm’ ich da nicht: ſo hebt mir das Geſchik meinen Frühling, für
den blühenden Frühling auf. Alle meine Gehirnkammern haben ſich
in deine Stuben verkehrt; und ich ſehe nichts darin als das was ich 10
jezt ſo vergeblich wünſche. — Ein anderer groſſer Nachtheil iſt noch,
daß ihr mir, in der Ungewisheit meines Aufenthalts, keine Briefe zu
ſchicken wagt; aber wagt es doch alle, ſchikt mir unzählige — die beſten
Vorkehrungen zum Nachſchicken ſind ſchon getroffen, geſezt ich wäre
nicht mehr da. 15
Des kurzweiligen Rathes und Auſkultanten Intelligenz-Beiträge
zu den Beluſtigungen des Verſtandes und Wizes hab’ ich mehr als
einmal durchgeleſen und glaube ſie zu kapieren; er wirkt wohlthätig auf
die Stadt und ſie fäſſet ihn. — Den elendeſten Lappen, der volgedrukt
wäre, ſolteſt du mir ſchicken, da du meinen Geſchmak kenſt. — Der neue 20
Eſchenburg und Klopſtok komt erſt durch die Meſſe in die Bibliothek. —
Die Klage der guten Brüningk geht ja nicht dich, ſondern nur mein
Februar Datum an; ich wil ihrs aber (mündlich) ſagen. Sie weis auch
nicht, daß du der Leiter meines epiſtol[ariſchen] Feuers biſt. — In den
Negern ſol Kotzebue die Zuſchauer wie Neger behandeln (wie ich 25
höre); der Tropf wil wie ein ſtrafender Schulmeiſter den Abgang an
moraliſchen 〈dargeſtelten und erregten〉 Schmerzen durch phyſiſche
erſtatten. — Nur die Standeserhöhungen (von Feez ꝛc.) die Landes-
erniedrigungen ſind, ſchreibe mir nicht mehr, weil ich über dieſe
Almacht Bayreuther Konnexionen die Zähne knirſche. — 30
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Meinen Geburtstag hab’ ich erſtlich am 20ten — wegen Frühlings-
anfangs, und am 21 wegen des meinigen gefeiert. Von unbekanter
Hand erhielt ich durch einen Briefträger (es war aber nicht auf der
Poſt) braunes Tuch, das ich ſchon doppelt trug als Rok und Überrok,
für den Winter. Mdme Feind gab mir eine Taſſe mit ihren und meinen 35
Inizialbuchſtaben (Reim) — und die Brüningk ein Halstuch — und die
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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