Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.verhülten Frühlings, mein Guter, werd' ich dich wiedersehen, zumal Wird es dir leicht, so schreib einmal nach Hof: es wird mir sehr wohl Richter 78. An Christian Otto. L[eipzig] d. 26 März 98 [Montag].Ich habe deine schöne poetische Epistel und die 2te prosaische freudig15 Aber dein Brief! Herold wolte, ich solte in seinem Fegfeuer, das er[60] Die B. ist eine grosse Seele und darum sol dir mein ganzes Leben mit verhülten Frühlings, mein Guter, werd’ ich dich wiederſehen, zumal Wird es dir leicht, ſo ſchreib einmal nach Hof: es wird mir ſehr wohl Richter 78. An Chriſtian Otto. L[eipzig] d. 26 März 98 [Montag].Ich habe deine ſchöne poetiſche Epiſtel und die 2te proſaiſche freudig15 Aber dein Brief! Herold wolte, ich ſolte in ſeinem Fegfeuer, das er[60] Die B. iſt eine groſſe Seele und darum ſol dir mein ganzes Leben mit <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="55"/> verhülten Frühlings, mein Guter, werd’ ich dich wiederſehen, zumal<lb/> da mir die Metereologie [!] einen hellern verſprach! —</p><lb/> <p>Wird es dir leicht, ſo ſchreib einmal nach Hof: es wird mir ſehr wohl<lb/> thun! — Ich habe der — etwas vom <hi rendition="#g">hier</hi> umlaufenden Gerüchte<lb/> geſagt: es hat ſie nicht einmal frappiert, viel weniger geärgert. Ach<lb n="5"/> ich hätte eher den Knoten ſo durchſchneiden ſollen, ich hätte dadurch<lb/> tiefere und vergiftete Schnitte erſpart. Wir leben in ungetrübter<lb/> Freundſchaft und ſogar ihre hat die Möglichkeit, ſich in etwas heiſſeres<lb/> zu verkehren, verloren. — Zu Ende der andern Woche geh ich, denk<lb/> ich. — Ich wolte ich könte vom Munde deiner Geliebten Abſchied<lb n="10"/> nehmen und von deinem, lebt glüklich, ihr Glüklichen!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>78. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">L[eipzig]</hi> d. 26 März 98 [Montag].</hi> </dateline><lb/> <p>Ich habe deine ſchöne poetiſche Epiſtel und die 2<hi rendition="#sup">te</hi> proſaiſche freudig<lb n="15"/> erhalten, Lieber. Der blaue Himmel hebt mich immer mehr auf und<lb/> ich werde bald meine Flügel — zuſammenſchlagen in Hof, Dienſtags<lb/> (da am wahrſcheinlichſten) oder Mitwochs. Aber ich kan wenig über<lb/> die Stunde weiſſagen, weil ich unterwegs bei Altenburg und in Gera<lb/> Fahr- oder Gehferien halte, und weil ich überhaupt nicht weis, nehm’<lb n="20"/> [ich] unterwegs ordinaire oder auſſerordentliche Poſt oder immer meine<lb/> Füſſe. — Es iſt hier viel Redens von dem ſchönen Wetter, das ich<lb/> geweiſſagt am Aequinokzium. Allein ich mache Bewunderer darauf<lb/> aufmerkſam, daß ich ſchon im Quatember die Aequinokz[ial] <hi rendition="#g">An-<lb/> zeichen</hi> von langem ſchönen Wetter und alſo das prophezeiete, daß<lb n="25"/> ich prophezeien würde. Bis Ende Aprils dauert (der Sommer wird<lb/> ganz ſchön) dieſe blaue Helle, kleine Mitteltinten ſchöner Tage ab-<lb/> gerechnet.</p><lb/> <p>Aber dein Brief! Herold wolte, ich ſolte in ſeinem Fegfeuer, das er<note place="right"><ref target="1922_Bd3_60">[60]</ref></note><lb/> als Hölle heizet, logieren; aber ich wil den Himmel ohne Purgatorium.<lb n="30"/> Für meinen Bruder braucht es kein Bette, du Lieber, weil dieſer <hi rendition="#g">immer</hi><lb/> bei ſeinem in Sparnek ſchläft.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#aq">B.</hi> iſt eine groſſe Seele und darum ſol dir mein ganzes Leben mit<lb/> ihr diplomatiſcher als irgend eines erzählet werden. Auch hier und in<lb/> Weimar hat man mich mit ihr kopuliert: ſie fragt nichts nach dieſem<lb n="35"/> Gerüchte. Eben ſo iſt mir alles, was hier und drinnen von mir gelogen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0062]
verhülten Frühlings, mein Guter, werd’ ich dich wiederſehen, zumal
da mir die Metereologie [!] einen hellern verſprach! —
Wird es dir leicht, ſo ſchreib einmal nach Hof: es wird mir ſehr wohl
thun! — Ich habe der — etwas vom hier umlaufenden Gerüchte
geſagt: es hat ſie nicht einmal frappiert, viel weniger geärgert. Ach 5
ich hätte eher den Knoten ſo durchſchneiden ſollen, ich hätte dadurch
tiefere und vergiftete Schnitte erſpart. Wir leben in ungetrübter
Freundſchaft und ſogar ihre hat die Möglichkeit, ſich in etwas heiſſeres
zu verkehren, verloren. — Zu Ende der andern Woche geh ich, denk
ich. — Ich wolte ich könte vom Munde deiner Geliebten Abſchied 10
nehmen und von deinem, lebt glüklich, ihr Glüklichen!
Richter
78. An Chriſtian Otto.
L[eipzig] d. 26 März 98 [Montag].
Ich habe deine ſchöne poetiſche Epiſtel und die 2te proſaiſche freudig 15
erhalten, Lieber. Der blaue Himmel hebt mich immer mehr auf und
ich werde bald meine Flügel — zuſammenſchlagen in Hof, Dienſtags
(da am wahrſcheinlichſten) oder Mitwochs. Aber ich kan wenig über
die Stunde weiſſagen, weil ich unterwegs bei Altenburg und in Gera
Fahr- oder Gehferien halte, und weil ich überhaupt nicht weis, nehm’ 20
[ich] unterwegs ordinaire oder auſſerordentliche Poſt oder immer meine
Füſſe. — Es iſt hier viel Redens von dem ſchönen Wetter, das ich
geweiſſagt am Aequinokzium. Allein ich mache Bewunderer darauf
aufmerkſam, daß ich ſchon im Quatember die Aequinokz[ial] An-
zeichen von langem ſchönen Wetter und alſo das prophezeiete, daß 25
ich prophezeien würde. Bis Ende Aprils dauert (der Sommer wird
ganz ſchön) dieſe blaue Helle, kleine Mitteltinten ſchöner Tage ab-
gerechnet.
Aber dein Brief! Herold wolte, ich ſolte in ſeinem Fegfeuer, das er
als Hölle heizet, logieren; aber ich wil den Himmel ohne Purgatorium. 30
Für meinen Bruder braucht es kein Bette, du Lieber, weil dieſer immer
bei ſeinem in Sparnek ſchläft.
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Die B. iſt eine groſſe Seele und darum ſol dir mein ganzes Leben mit
ihr diplomatiſcher als irgend eines erzählet werden. Auch hier und in
Weimar hat man mich mit ihr kopuliert: ſie fragt nichts nach dieſem 35
Gerüchte. Eben ſo iſt mir alles, was hier und drinnen von mir gelogen
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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