Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Lebe wohl, meine Theuere! -- Nie vergess' ich dein edles Herz, Richter 501. An Ahlefeldt. W[eimar] d. 10 Jun. [verb. in 11 Aug.] 1800.5Mein guter Hans! Heute -- Mein guter Hans! Heute den 11 Aug. sez' ich die Schreiberei vom Weimar belastet mich und ich schmachte nach mittelmärkischer Luft, Beantworte nebst diesem Blat auch das vorige und zögere nicht20 An meinem Fenster redet jezt eine Aeolsharfe, die der Finger der Lebe froh, mein Theuerer! Liebe mich und schreibe mir! Richter 502. An Christian Otto. Weimar d. 11 Aug. 1800.30Dein Avertissement eines künftigen Briefs erhielt ich. Künftig Lebe wohl, meine Theuere! — Nie vergess’ ich dein edles Herz, Richter 501. An Ahlefeldt. W[eimar] d. 10 Jun. [verb. in 11 Aug.] 1800.5Mein guter Hans! Heute — Mein guter Hans! Heute den 11 Aug. ſez’ ich die Schreiberei vom Weimar belaſtet mich und ich ſchmachte nach mittelmärkiſcher Luft, Beantworte nebſt dieſem Blat auch das vorige und zögere nicht20 An meinem Fenſter redet jezt eine Aeolsharfe, die der Finger der Lebe froh, mein Theuerer! Liebe mich und ſchreibe mir! Richter 502. An Chriſtian Otto. Weimar d. 11 Aug. 1800.30Dein Avertiſſement eines künftigen Briefs erhielt ich. Künftig <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0381" n="361"/> <p> <hi rendition="#aq">Lebe wohl, meine Theuere! — Nie vergess’ ich dein edles Herz,<lb/> dein schönes treues Auge, und die Minuten der heiligsten Liebe.</hi> </p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Richter</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>501. An <hi rendition="#g">Ahlefeldt.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">W[eimar] d. 10 Jun. [<hi rendition="#i">verb. in</hi> 11 Aug.]</hi> 1800.</hi> </dateline> <lb n="5"/> <salute>Mein guter Hans! Heute —</salute><lb/> <p>Mein guter Hans! Heute den 11 Aug. ſez’ ich die Schreiberei vom<lb/> 10. Jun. fort. Aber warum fängſt du nichts an, keine Antwort auf<lb/> meine? Zur häslichen Länge des Poſtkurſes ſeze nicht noch die des<lb/> Schweigens. Du haſt mir tauſend Dinge und noch überdem allerlei<lb n="10"/> von meinem Logis — von der <hi rendition="#aq">Bernhard</hi> — von dem melodiſchen<lb/><hi rendition="#aq">air à <hi rendition="#g">trois</hi> notes</hi> (ſo nenn’ ich die drei Herzensſchweſtern, die du zu<lb/> grüſſen haſt) — und von unſerer Zukunft — und deiner Gegenwart —<lb/> und von <hi rendition="#aq">Henriette,</hi> die auch grüſſe, zu melden. Matzdorf haſt du zu<lb/> melden, daß ich leider das „Regiſter, Götter“ betitelt, an dem mir<lb n="15"/> viel liegt, nicht bei den Stiefeln gefunden; und daß ich ihn und die<note place="right"><ref target="1922_Bd3_388">[388]</ref></note><lb/> guten Seinigen grüſſe.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Weimar</hi> belaſtet mich und ich ſchmachte nach mittelmärkiſcher Luft,<lb/> die ſo ſchöne Lippen bewegen.</p><lb/> <p>Beantworte nebſt dieſem Blat auch das vorige und zögere nicht<lb n="20"/> Jahrhunderte lang. Unſere wechſelſeitigen Erzählungen wachſen an<lb/> und wir beide brauchen Gegenwart.</p><lb/> <p>An meinem Fenſter redet jezt eine Aeolsharfe, die der Finger der<lb/> Natur anſchlägt, der ſich in wilden und leiſen Wellen herumtummelt.<lb/> Der unartikulierte Wind hat nun eine artikulierte Sprache und bringt<lb n="25"/> mir die Worte des Naturgeiſtes.</p><lb/> <p>Lebe froh, mein Theuerer! Liebe mich und ſchreibe mir!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>502. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">Citissime.</hi> </byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar d. 11 Aug.</hi> 1800.</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Dein Avertiſſement eines künftigen Briefs erhielt ich. Künftig<lb/> brauche, bitt’ ich dich, das Recht des R[eichs]hofraths, deine Briefe<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> zu frankieren; ich fodere es. — Gegenwärtige an <hi rendition="#aq">C.</hi> ſend’ ich<lb/> dir zur ſchnelleſten Zurükkehr. Ofner iſt kein Herz als meines dir. —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [361/0381]
Lebe wohl, meine Theuere! — Nie vergess’ ich dein edles Herz,
dein schönes treues Auge, und die Minuten der heiligsten Liebe.
Richter
501. An Ahlefeldt.
W[eimar] d. 10 Jun. [verb. in 11 Aug.] 1800. 5
Mein guter Hans! Heute —
Mein guter Hans! Heute den 11 Aug. ſez’ ich die Schreiberei vom
10. Jun. fort. Aber warum fängſt du nichts an, keine Antwort auf
meine? Zur häslichen Länge des Poſtkurſes ſeze nicht noch die des
Schweigens. Du haſt mir tauſend Dinge und noch überdem allerlei 10
von meinem Logis — von der Bernhard — von dem melodiſchen
air à trois notes (ſo nenn’ ich die drei Herzensſchweſtern, die du zu
grüſſen haſt) — und von unſerer Zukunft — und deiner Gegenwart —
und von Henriette, die auch grüſſe, zu melden. Matzdorf haſt du zu
melden, daß ich leider das „Regiſter, Götter“ betitelt, an dem mir 15
viel liegt, nicht bei den Stiefeln gefunden; und daß ich ihn und die
guten Seinigen grüſſe.
[388]
Weimar belaſtet mich und ich ſchmachte nach mittelmärkiſcher Luft,
die ſo ſchöne Lippen bewegen.
Beantworte nebſt dieſem Blat auch das vorige und zögere nicht 20
Jahrhunderte lang. Unſere wechſelſeitigen Erzählungen wachſen an
und wir beide brauchen Gegenwart.
An meinem Fenſter redet jezt eine Aeolsharfe, die der Finger der
Natur anſchlägt, der ſich in wilden und leiſen Wellen herumtummelt.
Der unartikulierte Wind hat nun eine artikulierte Sprache und bringt 25
mir die Worte des Naturgeiſtes.
Lebe froh, mein Theuerer! Liebe mich und ſchreibe mir!
Richter
502. An Chriſtian Otto.
Citissime.Weimar d. 11 Aug. 1800. 30
Dein Avertiſſement eines künftigen Briefs erhielt ich. Künftig
brauche, bitt’ ich dich, das Recht des R[eichs]hofraths, deine Briefe
nicht zu frankieren; ich fodere es. — Gegenwärtige an C. ſend’ ich
dir zur ſchnelleſten Zurükkehr. Ofner iſt kein Herz als meines dir. —
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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