Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite

Hand bekomme. Ich hab' Ihnen noch nicht den Namen meiner Braut
genant, mit der ich im Sommer meinen einsiedlerischen Stand und
auch Weimar verlasse, wie wohl ich den künftigen Ort noch suche: sie
ist ein Fräul. von Feuchtersleben aus Hildburghausen. Sie belohnt
mich für alle Lorbeerkränze, die ich Ihrem Geschlecht in meinen5
Werken auf den Kopf--puz gesezt. Sie ist -- was kaum zu begreifen ist
-- noch besser als ihr Bräutigam, den ich so schäze.

Thieriot suchte mich hier auf, fand mich aber erst in Gotha*).

Grüssen Sie die gute Hähnel recht herzlich und sagen Sie ihr, wie
ich mich auf die erste Stunde des Wiederfindens freue.10

Sie erweisen mir mit dem Verkauf der Federn eine grosse Gefällig-
keit. Für Männer gehören nur Schreibfedern, für Mädgen Pflaum-
federn; aber beide Federn dienen oft dem Schlaf. Apropos! lesen Sie
von mir etwas? Haben Sie den Hesperus schon angefangen?

Alle Ihrigen seien freundlich gegrüsset! Und Sie besonders!15

J. P. F. Richter
443. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]

Nicht lange zögert der Frühling mehr, dan sind wir seelig bei-
sammen und die Natur mischt sich in den Rausch des Herzens etc.20
Nicht lange. --

444. An Thieriot.

Wider alle Sitte -- da der Fortreisende zuerst schreiben mus -- und
zu meinem Leidwesen -- da ich diesen Brief nicht aufreissen dürfen --25
send' ich Ihnen einen. Böttiger hat mir gar noch 2 Merkure zum
Bestellen übermacht; die ich Ihnen aber**) erst in einem Wagen
bringen wil mit mir.

Der Frühling webte gestern in Lüften, Blättern und Wellen und
überal, und Sie werden seelig gewesen sein. -- Leben Sie wohl, Lieber30
und schreiben Sie bald und viel. Jezt mus ich siegeln. --

R.
*) Seit dem Schreiben dieses Briefes hat er hier angenehme Rollen spielen
können.
**) aus Erbfeindschaft des Einpackens.

Hand bekomme. Ich hab’ Ihnen noch nicht den Namen meiner Braut
genant, mit der ich im Sommer meinen einſiedleriſchen Stand und
auch Weimar verlaſſe, wie wohl ich den künftigen Ort noch ſuche: ſie
iſt ein Fräul. von Feuchtersleben aus Hildburghausen. Sie belohnt
mich für alle Lorbeerkränze, die ich Ihrem Geſchlecht in meinen5
Werken auf den Kopf—puz geſezt. Sie iſt — was kaum zu begreifen iſt
— noch beſſer als ihr Bräutigam, den ich ſo ſchäze.

Thieriot ſuchte mich hier auf, fand mich aber erſt in Gotha*).

Grüſſen Sie die gute Hähnel recht herzlich und ſagen Sie ihr, wie
ich mich auf die erſte Stunde des Wiederfindens freue.10

Sie erweiſen mir mit dem Verkauf der Federn eine groſſe Gefällig-
keit. Für Männer gehören nur Schreibfedern, für Mädgen Pflaum-
federn; aber beide Federn dienen oft dem Schlaf. Apropos! leſen Sie
von mir etwas? Haben Sie den Hesperus ſchon angefangen?

Alle Ihrigen ſeien freundlich gegrüſſet! Und Sie beſonders!15

J. P. F. Richter
443. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]

Nicht lange zögert der Frühling mehr, dan ſind wir ſeelig bei-
ſammen und die Natur miſcht ſich in den Rauſch des Herzens ꝛc.20
Nicht lange. —

444. An Thieriot.

Wider alle Sitte — da der Fortreiſende zuerſt ſchreiben mus — und
zu meinem Leidweſen — da ich dieſen Brief nicht aufreiſſen dürfen —25
ſend’ ich Ihnen einen. Böttiger hat mir gar noch 2 Merkure zum
Beſtellen übermacht; die ich Ihnen aber**) erſt in einem Wagen
bringen wil mit mir.

Der Frühling webte geſtern in Lüften, Blättern und Wellen und
überal, und Sie werden ſeelig geweſen ſein. — Leben Sie wohl, Lieber30
und ſchreiben Sie bald und viel. Jezt mus ich ſiegeln. —

R.
*) Seit dem Schreiben dieſes Briefes hat er hier angenehme Rollen ſpielen
können.
**) aus Erbfeindſchaft des Einpackens.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="320"/>
Hand bekomme. Ich hab&#x2019; Ihnen noch nicht den Namen meiner Braut<lb/>
genant, mit der ich im Sommer meinen ein&#x017F;iedleri&#x017F;chen Stand und<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Weimar</hi> verla&#x017F;&#x017F;e, wie wohl ich den künftigen Ort noch &#x017F;uche: &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t ein Fräul. <hi rendition="#aq">von Feuchtersleben</hi> aus <hi rendition="#aq">Hildburghausen.</hi> Sie belohnt<lb/>
mich für alle Lorbeerkränze, die ich Ihrem Ge&#x017F;chlecht in meinen<lb n="5"/>
Werken auf den Kopf&#x2014;puz ge&#x017F;ezt. Sie i&#x017F;t &#x2014; was kaum zu begreifen i&#x017F;t<lb/>
&#x2014; noch be&#x017F;&#x017F;er als ihr Bräutigam, den ich &#x017F;o &#x017F;chäze.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Thieriot</hi> &#x017F;uchte mich hier auf, fand mich aber er&#x017F;t in <hi rendition="#aq">Gotha</hi><note place="foot" n="*)">Seit dem Schreiben die&#x017F;es Briefes hat er hier angenehme Rollen &#x017F;pielen<lb/>
können.</note>.</p><lb/>
        <p>Grü&#x017F;&#x017F;en Sie die gute Hähnel recht herzlich und &#x017F;agen Sie ihr, wie<lb/>
ich mich auf die er&#x017F;te Stunde des Wiederfindens freue.<lb n="10"/>
</p>
        <p>Sie erwei&#x017F;en mir mit dem Verkauf der Federn eine gro&#x017F;&#x017F;e Gefällig-<lb/>
keit. Für Männer gehören nur Schreibfedern, für Mädgen Pflaum-<lb/>
federn; aber beide Federn dienen oft dem Schlaf. Apropos! le&#x017F;en Sie<lb/>
von mir etwas? Haben Sie den <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> &#x017F;chon angefangen?</p><lb/>
        <p>Alle Ihrigen &#x017F;eien freundlich gegrü&#x017F;&#x017F;et! Und Sie be&#x017F;onders!<lb n="15"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>443. An <hi rendition="#g">Karoline von Feuchtersleben.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 15.&#x2014;16. April 1800]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Nicht lange zögert der Frühling mehr, dan &#x017F;ind wir &#x017F;eelig bei-<lb/>
&#x017F;ammen und die Natur mi&#x017F;cht &#x017F;ich in den Rau&#x017F;ch des Herzens &#xA75B;c.<lb n="20"/>
Nicht lange. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>444. An <hi rendition="#g">Thieriot.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 17. Apr. 1800.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Wider alle Sitte &#x2014; da der Fortrei&#x017F;ende zuer&#x017F;t &#x017F;chreiben mus &#x2014; und<lb/>
zu meinem Leidwe&#x017F;en &#x2014; da ich die&#x017F;en Brief nicht aufrei&#x017F;&#x017F;en dürfen &#x2014;<lb n="25"/>
&#x017F;end&#x2019; ich Ihnen einen. Böttiger hat mir gar noch 2 Merkure zum<lb/>
Be&#x017F;tellen übermacht; die ich Ihnen aber<note place="foot" n="**)">aus Erbfeind&#x017F;chaft des Einpackens.</note> er&#x017F;t in einem Wagen<lb/>
bringen wil mit mir.</p><lb/>
        <p>Der Frühling webte ge&#x017F;tern in Lüften, Blättern und Wellen und<lb/>
überal, und Sie werden &#x017F;eelig gewe&#x017F;en &#x017F;ein. &#x2014; Leben Sie wohl, Lieber<lb n="30"/>
und &#x017F;chreiben Sie bald und viel. Jezt mus ich &#x017F;iegeln. &#x2014;</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">R.</hi> </hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0340] Hand bekomme. Ich hab’ Ihnen noch nicht den Namen meiner Braut genant, mit der ich im Sommer meinen einſiedleriſchen Stand und auch Weimar verlaſſe, wie wohl ich den künftigen Ort noch ſuche: ſie iſt ein Fräul. von Feuchtersleben aus Hildburghausen. Sie belohnt mich für alle Lorbeerkränze, die ich Ihrem Geſchlecht in meinen 5 Werken auf den Kopf—puz geſezt. Sie iſt — was kaum zu begreifen iſt — noch beſſer als ihr Bräutigam, den ich ſo ſchäze. Thieriot ſuchte mich hier auf, fand mich aber erſt in Gotha *). Grüſſen Sie die gute Hähnel recht herzlich und ſagen Sie ihr, wie ich mich auf die erſte Stunde des Wiederfindens freue. 10 Sie erweiſen mir mit dem Verkauf der Federn eine groſſe Gefällig- keit. Für Männer gehören nur Schreibfedern, für Mädgen Pflaum- federn; aber beide Federn dienen oft dem Schlaf. Apropos! leſen Sie von mir etwas? Haben Sie den Hesperus ſchon angefangen? Alle Ihrigen ſeien freundlich gegrüſſet! Und Sie beſonders! 15 J. P. F. Richter 443. An Karoline von Feuchtersleben. [Weimar, 15.—16. April 1800] Nicht lange zögert der Frühling mehr, dan ſind wir ſeelig bei- ſammen und die Natur miſcht ſich in den Rauſch des Herzens ꝛc. 20 Nicht lange. — 444. An Thieriot. Weimar d. 17. Apr. 1800. Wider alle Sitte — da der Fortreiſende zuerſt ſchreiben mus — und zu meinem Leidweſen — da ich dieſen Brief nicht aufreiſſen dürfen — 25 ſend’ ich Ihnen einen. Böttiger hat mir gar noch 2 Merkure zum Beſtellen übermacht; die ich Ihnen aber **) erſt in einem Wagen bringen wil mit mir. Der Frühling webte geſtern in Lüften, Blättern und Wellen und überal, und Sie werden ſeelig geweſen ſein. — Leben Sie wohl, Lieber 30 und ſchreiben Sie bald und viel. Jezt mus ich ſiegeln. — R. *) Seit dem Schreiben dieſes Briefes hat er hier angenehme Rollen ſpielen können. **) aus Erbfeindſchaft des Einpackens.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/340
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/340>, abgerufen am 13.05.2024.