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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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1. Mit C. ist alles volendet; ich wich um keinen Fusbreit gegen
die 2 Un-Männer. Nachher mehr davon.
2. Emanuel wird zulezt ein moralischer Gott in meinen Augen. Ich[337]
schäme mich vor seinem Werth, ob ich gleich auch ein besseres Wesen
sein würde, wenn ich nicht in der Verwüstung und Betäubung und5
Auseinanderreissung des poetischen Schaffens leben müste.

Und so bewundere ich auch deine eiserne Geduld und goldne Thätig-
keit.

3. An den D. oder die Doktorin Stiehler sol er schreiben; das10
Institut ist vortreflich.
4. Du denkst viel zu gut von mir; wie verdient' ich so viel.
5. Ich wil doch einmal nicht faul sein sondern dich widerlegen.
Hennings drukte es wie ichs verlangte; so daß nach Verhältnis des
Titans 8 Ld'or auf den philosophischen Bogen komt, was nur bei15
poetischen erhört ist. Über Mazdorf irrest du sehr. Erstlich sezest du
ganz falsch voraus, daß er jede Ausgabe so stark macht als Eine
Auflage
und sich so die ungeheuere Ausgabe einer 3fachen Simultan
Auflage aufbürde, die immer schwerer abgienge als eine sukzessive.
2) kont' er ja in demselben Papier eine so grosse machen als er wolte20
weil ich 3) ihm nichts vorgeschrieben. 4) Ist die 3te gar nicht da,
sondern nur einige Exemplare [auf] mein Begehren für mich und meine
Freunde. Auch stellest du dir den Absaz meiner Werke viel zu gros
vor.*)
6. Tieks Lob unterschreib' ich -- er besuchte mich, ich ihn; es ist ein25
edler und kentnisreicher Mensch -- aber nicht den Tadel Spangen-
bergs, ders gewis, ipso teste, gemacht.
7. O daß mir deine Friederike nicht schrieb, an der ich so brüderlich
hänge! Hat sie auch mein Herz verlassen wie die 2 andern?
8. Frankfurter Federn, Federn, Federn! Bier, Bier, Bier, Bier! --30
9. Ich kan nichts thun. Ich bedauere dich unendlich.
10. Send' ihm doch meine neulichen Briefe; und behalte überhaupt
keine so entsezlich lange.
*) Md. Feind hat mich zu Neujahr redlich bezahlt.
1. Mit C. iſt alles volendet; ich wich um keinen Fusbreit gegen
die 2 Un-Männer. Nachher mehr davon.
2. Emanuel wird zulezt ein moraliſcher Gott in meinen Augen. Ich[337]
ſchäme mich vor ſeinem Werth, ob ich gleich auch ein beſſeres Weſen
ſein würde, wenn ich nicht in der Verwüſtung und Betäubung und5
Auseinanderreiſſung des poetiſchen Schaffens leben müſte.

Und ſo bewundere ich auch deine eiſerne Geduld und goldne Thätig-
keit.

3. An den D. oder die Doktorin Stiehler ſol er ſchreiben; das10
Inſtitut iſt vortreflich.
4. Du denkſt viel zu gut von mir; wie verdient’ ich ſo viel.
5. Ich wil doch einmal nicht faul ſein ſondern dich widerlegen.
Hennings drukte es wie ichs verlangte; ſo daß nach Verhältnis des
Titans 8 Ld’or auf den philoſophiſchen Bogen komt, was nur bei15
poetiſchen erhört iſt. Über Mazdorf irreſt du ſehr. Erſtlich ſezeſt du
ganz falſch voraus, daß er jede Ausgabe ſo ſtark macht als Eine
Auflage
und ſich ſo die ungeheuere Ausgabe einer 3fachen Simultan
Auflage aufbürde, die immer ſchwerer abgienge als eine ſukzeſſive.
2) kont’ er ja in demſelben Papier eine ſo groſſe machen als er wolte20
weil ich 3) ihm nichts vorgeſchrieben. 4) Iſt die 3te gar nicht da,
ſondern nur einige Exemplare [auf] mein Begehren für mich und meine
Freunde. Auch ſtelleſt du dir den Abſaz meiner Werke viel zu gros
vor.*)
6. Tieks Lob unterſchreib’ ich — er beſuchte mich, ich ihn; es iſt ein25
edler und kentnisreicher Menſch — aber nicht den Tadel Spangen-
bergs, ders gewis, ipso teste, gemacht.
7. O daß mir deine Friederike nicht ſchrieb, an der ich ſo brüderlich
hänge! Hat ſie auch mein Herz verlaſſen wie die 2 andern?
8. Frankfurter Federn, Federn, Federn! Bier, Bier, Bier, Bier! —30
9. Ich kan nichts thun. Ich bedauere dich unendlich.
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*) Md. Feind hat mich zu Neujahr redlich bezahlt.
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[311/0331] 1. Mit C. iſt alles volendet; ich wich um keinen Fusbreit gegen die 2 Un-Männer. Nachher mehr davon. 2. Emanuel wird zulezt ein moraliſcher Gott in meinen Augen. Ich ſchäme mich vor ſeinem Werth, ob ich gleich auch ein beſſeres Weſen ſein würde, wenn ich nicht in der Verwüſtung und Betäubung und 5 Auseinanderreiſſung des poetiſchen Schaffens leben müſte. d. 25. M. Und ſo bewundere ich auch deine eiſerne Geduld und goldne Thätig- keit. 3. An den D. oder die Doktorin Stiehler ſol er ſchreiben; das 10 Inſtitut iſt vortreflich. 4. Du denkſt viel zu gut von mir; wie verdient’ ich ſo viel. 5. Ich wil doch einmal nicht faul ſein ſondern dich widerlegen. Hennings drukte es wie ichs verlangte; ſo daß nach Verhältnis des Titans 8 Ld’or auf den philoſophiſchen Bogen komt, was nur bei 15 poetiſchen erhört iſt. Über Mazdorf irreſt du ſehr. Erſtlich ſezeſt du ganz falſch voraus, daß er jede Ausgabe ſo ſtark macht als Eine Auflage und ſich ſo die ungeheuere Ausgabe einer 3fachen Simultan Auflage aufbürde, die immer ſchwerer abgienge als eine ſukzeſſive. 2) kont’ er ja in demſelben Papier eine ſo groſſe machen als er wolte 20 weil ich 3) ihm nichts vorgeſchrieben. 4) Iſt die 3te gar nicht da, ſondern nur einige Exemplare [auf] mein Begehren für mich und meine Freunde. Auch ſtelleſt du dir den Abſaz meiner Werke viel zu gros vor. *) 6. Tieks Lob unterſchreib’ ich — er beſuchte mich, ich ihn; es iſt ein 25 edler und kentnisreicher Menſch — aber nicht den Tadel Spangen- bergs, ders gewis, ipso teste, gemacht. 7. O daß mir deine Friederike nicht ſchrieb, an der ich ſo brüderlich hänge! Hat ſie auch mein Herz verlaſſen wie die 2 andern? 8. Frankfurter Federn, Federn, Federn! Bier, Bier, Bier, Bier! — 30 9. Ich kan nichts thun. Ich bedauere dich unendlich. 10. Send’ ihm doch meine neulichen Briefe; und behalte überhaupt keine ſo entſezlich lange. *) Md. Feind hat mich zu Neujahr redlich bezahlt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/331>, abgerufen am 12.05.2024.