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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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lings, der heute wie dieser nur am Himmel ist, nicht unten. Ich kan
meinen Dank nicht ausdrücken, nämlich meine Freude. Mögen die
poetischen Blumen, die ich Ihro Durchlaucht bald überreichen werde,
Ihnen einen Theil der Freude wiedergeben, womit ich diese langsamen
Kinder des vorigen Sommers bis zum lezten Blat geniessen werde!5

Ew. Durchlaucht
Unterthänigster
J. P. F. Richter
428. An Buchhändler Wilmans in Bremen.
10

Ich sage Ja zu Ihrem Verlangen und werd' Ihnen in 1 Viertel-
Jahre etwas für die Ruhestunden schicken. Aus dem Secunda-Brief,
der an mich noch unterweges ist, seh' ich das zu grosse Gewicht, das
Sie diesem Ja zulegen. Ich könte diesen originellen Beweis Ihrer
Güte -- der für die meisten Verleger unnachahmlich bleibt -- nicht15
annehmen, wenn ich mir nicht vorsezte und Ihnen verspräche, einmal
durch ein grösseres Geschäft mit Ihnen in eine nähere Verbindung zu
treten.

Ich dank' Ihnen indes recht herzlich für Ihre Liebe und für die
frohen Stunden, die im Kästgen eingepakt liegen.20

J. P. F. Richter
429. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]

Titan, worin mein Geist brausend auffliegt und in die Welt der
Ideale blikt.25

430. An Christian Otto.

Ich wil ein wenig an dich schreiben, lieber Otto, bei diesem Mörder-
Wetter, das uns nur darum den Himmel aufmacht, damit wir hinein-
fahren, oder wie man prosaisch genug sagt, krepieren. In meiner ent-30
fiederten Feder stekt heute keine Flugkraft als blos zu Briefen, die mir
nicht Konfortativa abfodern sondern zutheilen. Auch mein Kopf hat
den Sakraments-Katarh und kan kein Leben mehr anders födern als

lings, der heute wie dieſer nur am Himmel iſt, nicht unten. Ich kan
meinen Dank nicht ausdrücken, nämlich meine Freude. Mögen die
poetiſchen Blumen, die ich Ihro Durchlaucht bald überreichen werde,
Ihnen einen Theil der Freude wiedergeben, womit ich dieſe langſamen
Kinder des vorigen Sommers bis zum lezten Blat genieſſen werde!5

Ew. Durchlaucht
Unterthänigſter
J. P. F. Richter
428. An Buchhändler Wilmans in Bremen.
10

Ich ſage Ja zu Ihrem Verlangen und werd’ Ihnen in 1 Viertel-
Jahre etwas für die Ruheſtunden ſchicken. Aus dem Secunda-Brief,
der an mich noch unterweges iſt, ſeh’ ich das zu groſſe Gewicht, das
Sie dieſem Ja zulegen. Ich könte dieſen originellen Beweis Ihrer
Güte — der für die meiſten Verleger unnachahmlich bleibt — nicht15
annehmen, wenn ich mir nicht vorſezte und Ihnen verſpräche, einmal
durch ein gröſſeres Geſchäft mit Ihnen in eine nähere Verbindung zu
treten.

Ich dank’ Ihnen indes recht herzlich für Ihre Liebe und für die
frohen Stunden, die im Käſtgen eingepakt liegen.20

J. P. F. Richter
429. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]

Titan, worin mein Geiſt brauſend auffliegt und in die Welt der
Ideale blikt.25

430. An Chriſtian Otto.

Ich wil ein wenig an dich ſchreiben, lieber Otto, bei dieſem Mörder-
Wetter, das uns nur darum den Himmel aufmacht, damit wir hinein-
fahren, oder wie man proſaiſch genug ſagt, krepieren. In meiner ent-30
fiederten Feder ſtekt heute keine Flugkraft als blos zu Briefen, die mir
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[309/0329] lings, der heute wie dieſer nur am Himmel iſt, nicht unten. Ich kan meinen Dank nicht ausdrücken, nämlich meine Freude. Mögen die poetiſchen Blumen, die ich Ihro Durchlaucht bald überreichen werde, Ihnen einen Theil der Freude wiedergeben, womit ich dieſe langſamen Kinder des vorigen Sommers bis zum lezten Blat genieſſen werde! 5 Weimar d. 20 März 1800. Ew. Durchlaucht Unterthänigſter J. P. F. Richter 428. An Buchhändler Wilmans in Bremen. Weimar d. 20. März 1800 10 Ich ſage Ja zu Ihrem Verlangen und werd’ Ihnen in 1 Viertel- Jahre etwas für die Ruheſtunden ſchicken. Aus dem Secunda-Brief, der an mich noch unterweges iſt, ſeh’ ich das zu groſſe Gewicht, das Sie dieſem Ja zulegen. Ich könte dieſen originellen Beweis Ihrer Güte — der für die meiſten Verleger unnachahmlich bleibt — nicht 15 annehmen, wenn ich mir nicht vorſezte und Ihnen verſpräche, einmal durch ein gröſſeres Geſchäft mit Ihnen in eine nähere Verbindung zu treten. Ich dank’ Ihnen indes recht herzlich für Ihre Liebe und für die frohen Stunden, die im Käſtgen eingepakt liegen. 20 J. P. F. Richter 429. An Karoline von Feuchtersleben. [Weimar, 25. März 1800] Titan, worin mein Geiſt brauſend auffliegt und in die Welt der Ideale blikt. 25 430. An Chriſtian Otto. W[eimar] d. 14. März 1800 [Freitag]. Ich wil ein wenig an dich ſchreiben, lieber Otto, bei dieſem Mörder- Wetter, das uns nur darum den Himmel aufmacht, damit wir hinein- fahren, oder wie man proſaiſch genug ſagt, krepieren. In meiner ent- 30 fiederten Feder ſtekt heute keine Flugkraft als blos zu Briefen, die mir nicht Konfortativa abfodern ſondern zutheilen. Auch mein Kopf hat den Sakraments-Katarh und kan kein Leben mehr anders födern als

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/329>, abgerufen am 13.05.2024.