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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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-- Aber von meinem neuen Jahre an bitt' ich Sie, jedes mal wo ich an
die Verirrung wieder komme, mir blos ein Chiffre Wort zu sagen,
z. B. besehen Sie sich; und wie meiner Oberkonsulesse werd' ich
Ihnen, das betheuer' ich, auf der Stelle gehorchen und die Einwürfe
aufsparen. Es ist Ernst. --5

Ich habe keine Briefe bekommen. Mein guter Genius hies mich die
Reise verschieben. Ich stehe nicht dafür, daß sie nicht gar bis -- Weimar
kommen. Leben Sie gesund und vergeben Sie einem armen matten
Schelm. --

R.10
423. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]

Tazen-Gepräge -- Da ich alles Wolkige (Unangenehme) voraus-
getrieben -- (gestikte Weste) eine Charte der vorigen trüben Zeit, aus
der du mir nur die Blumen schikst.15

*424. An Karoline Herder.

Heute ist einmal Kurierwechsel; und ich habe gern das lezte Wort.
Hier ist der Brief. -- Auguste ist mit schuld: sie nahm die Nachricht
der Reise ohne grosse Freude, und die entgegengesezte ohne gar nichts20
auf. Es hält schwer, bei lebhaften Mädgen die neuesten Veränderungen
zu errathen. Aber da alle meine Gründe sich blos auf Carol. und aufs
Wetter bezogen: so ist höchst wahrscheinlich morgen das Ja da. Daher
habe ich schon vorläufig Pferde bestellen lassen. Sie sol also meinet-
wegen nicht vor der Zeit ins Bette, sondern bei ihrer gewöhnlichen25
Schlafzeit 83/4 bleiben. -- Mir war um ihren Katarh banger als um
meinen. --

Gesegn[etes] Essen!

R.

N. S. Jezt komt Ihr zweiter Brief. Sein Sie ohne die geringste30
Sorge. Abends sprech' ich mit Ihnen. Auch sogar das, was Sie mir
geschrieben, hab' ich Carol. vorgeschlagen, so klug bin ich.

20*

— Aber von meinem neuen Jahre an bitt’ ich Sie, jedes mal wo ich an
die Verirrung wieder komme, mir blos ein Chiffre Wort zu ſagen,
z. B. beſehen Sie ſich; und wie meiner Oberkonſuleſſe werd’ ich
Ihnen, das betheuer’ ich, auf der Stelle gehorchen und die Einwürfe
aufſparen. Es iſt Ernſt. —5

Ich habe keine Briefe bekommen. Mein guter Genius hies mich die
Reiſe verſchieben. Ich ſtehe nicht dafür, daß ſie nicht gar bis — Weimar
kommen. Leben Sie geſund und vergeben Sie einem armen matten
Schelm. —

R.10
423. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]

Tazen-Gepräge — Da ich alles Wolkige (Unangenehme) voraus-
getrieben — (geſtikte Weſte) eine Charte der vorigen trüben Zeit, aus
der du mir nur die Blumen ſchikſt.15

*424. An Karoline Herder.

Heute iſt einmal Kurierwechſel; und ich habe gern das lezte Wort.
Hier iſt der Brief. — Auguste iſt mit ſchuld: ſie nahm die Nachricht
der Reiſe ohne groſſe Freude, und die entgegengeſezte ohne gar nichts20
auf. Es hält ſchwer, bei lebhaften Mädgen die neueſten Veränderungen
zu errathen. Aber da alle meine Gründe ſich blos auf Carol. und aufs
Wetter bezogen: ſo iſt höchſt wahrſcheinlich morgen das Ja da. Daher
habe ich ſchon vorläufig Pferde beſtellen laſſen. Sie ſol alſo meinet-
wegen nicht vor der Zeit ins Bette, ſondern bei ihrer gewöhnlichen25
Schlafzeit 8¾ bleiben. — Mir war um ihren Katarh banger als um
meinen. —

Geſegn[etes] Eſſen!

R.

N. S. Jezt komt Ihr zweiter Brief. Sein Sie ohne die geringſte30
Sorge. Abends ſprech’ ich mit Ihnen. Auch ſogar das, was Sie mir
geſchrieben, hab’ ich Carol. vorgeſchlagen, ſo klug bin ich.

20*
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[307/0327] — Aber von meinem neuen Jahre an bitt’ ich Sie, jedes mal wo ich an die Verirrung wieder komme, mir blos ein Chiffre Wort zu ſagen, z. B. beſehen Sie ſich; und wie meiner Oberkonſuleſſe werd’ ich Ihnen, das betheuer’ ich, auf der Stelle gehorchen und die Einwürfe aufſparen. Es iſt Ernſt. — 5 Ich habe keine Briefe bekommen. Mein guter Genius hies mich die Reiſe verſchieben. Ich ſtehe nicht dafür, daß ſie nicht gar bis — Weimar kommen. Leben Sie geſund und vergeben Sie einem armen matten Schelm. — R. 10 423. An Karoline von Feuchtersleben. [Weimar, 19. März 1800] Tazen-Gepräge — Da ich alles Wolkige (Unangenehme) voraus- getrieben — (geſtikte Weſte) eine Charte der vorigen trüben Zeit, aus der du mir nur die Blumen ſchikſt. 15 *424. An Karoline Herder. [Weimar, 19. (?) März 1800] Heute iſt einmal Kurierwechſel; und ich habe gern das lezte Wort. Hier iſt der Brief. — Auguste iſt mit ſchuld: ſie nahm die Nachricht der Reiſe ohne groſſe Freude, und die entgegengeſezte ohne gar nichts 20 auf. Es hält ſchwer, bei lebhaften Mädgen die neueſten Veränderungen zu errathen. Aber da alle meine Gründe ſich blos auf Carol. und aufs Wetter bezogen: ſo iſt höchſt wahrſcheinlich morgen das Ja da. Daher habe ich ſchon vorläufig Pferde beſtellen laſſen. Sie ſol alſo meinet- wegen nicht vor der Zeit ins Bette, ſondern bei ihrer gewöhnlichen 25 Schlafzeit 8¾ bleiben. — Mir war um ihren Katarh banger als um meinen. — Geſegn[etes] Eſſen! R. N. S. Jezt komt Ihr zweiter Brief. Sein Sie ohne die geringſte 30 Sorge. Abends ſprech’ ich mit Ihnen. Auch ſogar das, was Sie mir geſchrieben, hab’ ich Carol. vorgeſchlagen, ſo klug bin ich. 20*

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/327>, abgerufen am 13.05.2024.