Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Bl. 45.m.Der alte Man sagt -- wenigstens soviel hier zu lesen ist -- Bl. 12.unten auf der andern Seite: J. P. -- Diese Stelle bedarf gar Und mit tausend andern sag ich den gemeinschaftlichen Dank15 R. 406. An Renate Otto. Weimar d. 28 Feb. 1800.Meine gute Renate weis schon, daß gegen Matthias in der Nähe20 [322]Liebe Seele! ich bin oft in Ihrer Stube und höre die lebendige25 Otto wird Ihnen das edle Wesen nun genant haben, mit dem ich Bl. 45.m.Der alte Man ſagt — wenigſtens ſoviel hier zu leſen iſt — Bl. 12.unten auf der andern Seite: J. P. — Dieſe Stelle bedarf gar Und mit tauſend andern ſag ich den gemeinſchaftlichen Dank15 R. 406. An Renate Otto. Weimar d. 28 Feb. 1800.Meine gute Renate weis ſchon, daß gegen Matthias in der Nähe20 [322]Liebe Seele! ich bin oft in Ihrer Stube und höre die lebendige25 Otto wird Ihnen das edle Weſen nun genant haben, mit dem ich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0312" n="296"/> <p>Bl. 45.<hi rendition="#aq">m.</hi>Der alte Man ſagt — wenigſtens ſoviel hier zu leſen iſt —<lb/> wie es ſcheint, nur daß wir in die phyſiſchen Schönheiten mo-<lb/> raliſche Reflexe bringen, aber nicht, daß ſie uns blos dieſer Reflexe<lb/> wegen gefallen; und jenes mit Recht, da ja die Natur in einer<lb/> ewigen Menſchwerdung vor uns ſteht — was Sie ſelber ſchon<lb n="5"/> genug erwieſen haben.</p><lb/> <p>Bl. 12.unten auf der andern Seite: <hi rendition="#aq">J. P.</hi> — Dieſe Stelle bedarf gar<lb/> keiner Verbeſſerung; ich fand ſie vortreflich. — Aber ernſthaft!<lb/> Ich erſchrak freudig über dieſen Lorbeer, der nicht auf dem Grabe<lb/> ſondern auf dem Parnas eines Virgils mir in die Hände wuchs.<lb n="10"/> Ob ich gleich in dieſem Quartet oder 4 poetiſchen Jahrszeiten nur<lb/> den Winter vorſtelle: ſo dank’ ich doch herzlich dem gütigen Freunde<lb/> der mich ſo unerwartet und ſo liebend-freigebig in dieſen Zyklus<lb/> eingereihet. —</p><lb/> <p>Und mit tauſend andern ſag ich den gemeinſchaftlichen Dank<lb n="15"/> für alles was ich in dieſer Ihrer jüngſten Welt gelernt und genoſſen<lb/> habe.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">R.</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>406. An <hi rendition="#g">Renate Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 28 Feb. 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Meine gute Renate weis ſchon, daß gegen Matthias in der Nähe<lb n="20"/> Ihres [!] Geburtstages jedes <hi rendition="#g">Eis</hi> aufgeht. Aber dasmal war bei mir<lb/> keines angeſezt. Da Sie bei der Menge Ihrer Geſchäfte <hi rendition="#g">gar nicht</hi><lb/> ſchreiben; ſo werden Sie es gewis entſchuldigen, daß ein anderer bei<lb/> einer noch gröſſeren nur <hi rendition="#g">ſelten</hi> ſchreibt.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_322">[322]</ref></note>Liebe Seele! ich bin oft in Ihrer Stube und höre die lebendige<lb n="25"/> Paulline und ſehe die kleinere Nebenſchweſter mit ihren groſſen heiligen<lb/> Augen. Und gerade da, wo ich Sie ſonſt nie beſuchte, um 1—2 Uhr Nach-<lb/> mittags erſchein’ ich jezt, weil ich da den Koffer vol Briefe aufmache<lb/> und ſo jeden Tag den Weg der Vergangenheit zurükmache oder<lb/> zurükleſe. Da begegnen wir uns oft, die mondhellen Stunden des<lb n="30"/> Sonabends ziehen wieder vorüber und ich fühle wieder, daß wir nicht<lb/> geſchieden ſind — nein, liebe Renate, und wenn wir auch lange<lb/> ſchweigen.</p><lb/> <p>Otto wird Ihnen das edle Weſen nun genant haben, mit dem ich<lb/> freudig durch das Leben gehe. Hat er es noch nicht gethan, ſo begehren<lb n="35"/> Sie es in meinem Namen von ihm.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [296/0312]
Bl. 45.m.Der alte Man ſagt — wenigſtens ſoviel hier zu leſen iſt —
wie es ſcheint, nur daß wir in die phyſiſchen Schönheiten mo-
raliſche Reflexe bringen, aber nicht, daß ſie uns blos dieſer Reflexe
wegen gefallen; und jenes mit Recht, da ja die Natur in einer
ewigen Menſchwerdung vor uns ſteht — was Sie ſelber ſchon 5
genug erwieſen haben.
Bl. 12.unten auf der andern Seite: J. P. — Dieſe Stelle bedarf gar
keiner Verbeſſerung; ich fand ſie vortreflich. — Aber ernſthaft!
Ich erſchrak freudig über dieſen Lorbeer, der nicht auf dem Grabe
ſondern auf dem Parnas eines Virgils mir in die Hände wuchs. 10
Ob ich gleich in dieſem Quartet oder 4 poetiſchen Jahrszeiten nur
den Winter vorſtelle: ſo dank’ ich doch herzlich dem gütigen Freunde
der mich ſo unerwartet und ſo liebend-freigebig in dieſen Zyklus
eingereihet. —
Und mit tauſend andern ſag ich den gemeinſchaftlichen Dank 15
für alles was ich in dieſer Ihrer jüngſten Welt gelernt und genoſſen
habe.
R.
406. An Renate Otto.
Weimar d. 28 Feb. 1800.
Meine gute Renate weis ſchon, daß gegen Matthias in der Nähe 20
Ihres [!] Geburtstages jedes Eis aufgeht. Aber dasmal war bei mir
keines angeſezt. Da Sie bei der Menge Ihrer Geſchäfte gar nicht
ſchreiben; ſo werden Sie es gewis entſchuldigen, daß ein anderer bei
einer noch gröſſeren nur ſelten ſchreibt.
Liebe Seele! ich bin oft in Ihrer Stube und höre die lebendige 25
Paulline und ſehe die kleinere Nebenſchweſter mit ihren groſſen heiligen
Augen. Und gerade da, wo ich Sie ſonſt nie beſuchte, um 1—2 Uhr Nach-
mittags erſchein’ ich jezt, weil ich da den Koffer vol Briefe aufmache
und ſo jeden Tag den Weg der Vergangenheit zurükmache oder
zurükleſe. Da begegnen wir uns oft, die mondhellen Stunden des 30
Sonabends ziehen wieder vorüber und ich fühle wieder, daß wir nicht
geſchieden ſind — nein, liebe Renate, und wenn wir auch lange
ſchweigen.
[322]
Otto wird Ihnen das edle Weſen nun genant haben, mit dem ich
freudig durch das Leben gehe. Hat er es noch nicht gethan, ſo begehren 35
Sie es in meinem Namen von ihm.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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