Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite

An deinem geliebten Geburtstage wird dieses Blat anlangen und
dich unter deinen höchsten Freuden treffen: ich feier ihn allein, zwischen
der Vergangenheit und der Zukunft -- du weist, was ich wünsche und
wen ich liebe. Und so denke du auch an mich unter den Deinigen und
das Schiksal thue den Rest.5

R.

Ich sehne mich sehr nach deinen 2 Antworten!

N. S. Apropos gieb der armen Julianne auf meine Rechnung
(sogar nach ihr sehn' ich mich, so tol es klingt) 60 kr., der vorigen Auf-
wärterin 30 kr. und den KursKindern 30 kr. Das ganze Nest sizt un-10
geäzt in demselben Armenhaus. Ums Himmels [willen] schreib alles
richtig auf.

2 N. S. den Brief an Emanuel giebst du Renaten.

25. An Friedrich von Oertel in Belgershain.
15

Dein Himmel in deiner Einsamkeit giebt dir einen Werth, den
wenige Himmelbürger fassen. Ich habe keine Zeit dir mehr zu schreiben
als dieses -- daß Stoll mich zum großen Bal mitnahm (wobei seine
Frau nicht war) und zu einem Thee-Souper auf künftigen Dienstags
[!] lud -- daß ich bei Platner eines der schönsten hatte und mich in20
seine 2 Töchter, in jede halb verliebte -- und daß ich morgen abends
bei Weis[s]e eingeladen bin, der bei mir wie ich bei ihm war und für
welchen mein Wesen zu passen scheint. Ich habe viele Bekante. --
Bleibet seelig, Ihr Lieben!

Berlepsch komt erst. -- Melzer wil mit mir zu dir.25

26. An Esther Bernard in Breslau.[26]
[Nicht abgeschickt?]

Mein Auszug aus Hof -- zu Anfange Novembers -- lies mir Ihre
Briefe, Madame, blos später zukommen. Ihr erster gab mir durch
seine Einkleidung und durch seinen Geist, durch Zeichnung und Kolorit30
(wie die menschlichen Gespräche) gerade so viel Freude -- in sofern er
Sachen betraf -- als er mir nahm -- in so fern er Personen angieng.
Die leztern sind -- ich und Fr. v. B[erlepsch]: in dieser hätten Sie

An deinem geliebten Geburtstage wird dieſes Blat anlangen und
dich unter deinen höchſten Freuden treffen: ich feier ihn allein, zwiſchen
der Vergangenheit und der Zukunft — du weiſt, was ich wünſche und
wen ich liebe. Und ſo denke du auch an mich unter den Deinigen und
das Schikſal thue den Reſt.5

R.

Ich ſehne mich ſehr nach deinen 2 Antworten!

N. S. Apropos gieb der armen Julianne auf meine Rechnung
(ſogar nach ihr ſehn’ ich mich, ſo tol es klingt) 60 kr., der vorigen Auf-
wärterin 30 kr. und den KursKindern 30 kr. Das ganze Neſt ſizt un-10
geäzt in demſelben Armenhaus. Ums Himmels [willen] ſchreib alles
richtig auf.

2 N. S. den Brief an Emanuel giebſt du Renaten.

25. An Friedrich von Oertel in Belgershain.
15

Dein Himmel in deiner Einſamkeit giebt dir einen Werth, den
wenige Himmelbürger faſſen. Ich habe keine Zeit dir mehr zu ſchreiben
als dieſes — daß Stoll mich zum großen Bal mitnahm (wobei ſeine
Frau nicht war) und zu einem Thee-Souper auf künftigen Dienſtags
[!] lud — daß ich bei Platner eines der ſchönſten hatte und mich in20
ſeine 2 Töchter, in jede halb verliebte — und daß ich morgen abends
bei Weiſ[ſ]e eingeladen bin, der bei mir wie ich bei ihm war und für
welchen mein Weſen zu paſſen ſcheint. Ich habe viele Bekante. —
Bleibet ſeelig, Ihr Lieben!

Berlepsch komt erſt. — Melzer wil mit mir zu dir.25

26. An Eſther Bernard in Breslau.[26]
[Nicht abgeſchickt?]

Mein Auszug aus Hof — zu Anfange Novembers — lies mir Ihre
Briefe, Madame, blos ſpäter zukommen. Ihr erſter gab mir durch
ſeine Einkleidung und durch ſeinen Geiſt, durch Zeichnung und Kolorit30
(wie die menſchlichen Geſpräche) gerade ſo viel Freude — in ſofern er
Sachen betraf — als er mir nahm — in ſo fern er Perſonen angieng.
Die leztern ſind — ich und Fr. v. B[erlepsch]: in dieſer hätten Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0029" n="23"/>
        <p>An deinem geliebten Geburtstage wird die&#x017F;es Blat anlangen und<lb/>
dich unter deinen höch&#x017F;ten Freuden treffen: ich feier ihn allein, zwi&#x017F;chen<lb/>
der Vergangenheit und der Zukunft &#x2014; du wei&#x017F;t, was ich wün&#x017F;che und<lb/>
wen ich liebe. Und &#x017F;o denke du auch an mich unter den Deinigen und<lb/>
das Schik&#x017F;al thue den Re&#x017F;t.<lb n="5"/>
</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>Ich &#x017F;ehne mich &#x017F;ehr nach deinen 2 Antworten!</p>
        </postscript><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Apropos gieb der armen Julianne auf meine Rechnung<lb/>
(&#x017F;ogar nach ihr &#x017F;ehn&#x2019; ich mich, &#x017F;o tol es klingt) 60 kr., der vorigen Auf-<lb/>
wärterin 30 kr. und den KursKindern 30 kr. Das ganze Ne&#x017F;t &#x017F;izt un-<lb n="10"/>
geäzt in dem&#x017F;elben Armenhaus. Ums Himmels [willen] &#x017F;chreib alles<lb/>
richtig auf.</p>
        </postscript><lb/>
        <postscript>
          <p>2 N. S. den Brief an <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> gieb&#x017F;t du Renaten.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>25. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Belgershain.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 5. Dez. 1797. Dienstag]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Dein Himmel in deiner Ein&#x017F;amkeit giebt dir einen Werth, den<lb/>
wenige Himmelbürger fa&#x017F;&#x017F;en. Ich habe keine Zeit dir mehr zu &#x017F;chreiben<lb/>
als die&#x017F;es &#x2014; daß Stoll mich zum großen Bal mitnahm (wobei &#x017F;eine<lb/>
Frau nicht war) und zu einem <hi rendition="#aq">Thee-Souper</hi> auf künftigen Dien&#x017F;tags<lb/>
[!] lud &#x2014; daß ich bei Platner eines der &#x017F;chön&#x017F;ten hatte und mich in<lb n="20"/>
&#x017F;eine 2 Töchter, in jede halb verliebte &#x2014; und daß ich morgen abends<lb/>
bei Wei&#x017F;[&#x017F;]e eingeladen bin, der bei mir wie ich bei ihm war und für<lb/>
welchen mein We&#x017F;en zu pa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheint. Ich habe viele Bekante. &#x2014;<lb/>
Bleibet &#x017F;eelig, Ihr Lieben!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Berlepsch</hi> komt er&#x017F;t. &#x2014; <hi rendition="#aq">Melzer</hi> wil mit mir zu dir.<lb n="25"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>26. An <hi rendition="#g">E&#x017F;ther Bernard in Breslau.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd3_26">[26]</ref></note></head><lb/>
        <note type="editorial">[Nicht abge&#x017F;chickt?]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig d. 8. Dec.</hi> 97.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein Auszug aus <hi rendition="#aq">Hof</hi> &#x2014; zu Anfange Novembers &#x2014; lies mir Ihre<lb/>
Briefe, Madame, blos &#x017F;päter zukommen. Ihr er&#x017F;ter gab mir durch<lb/>
&#x017F;eine Einkleidung und durch &#x017F;einen Gei&#x017F;t, durch Zeichnung und Kolorit<lb n="30"/>
(wie die men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;präche) gerade &#x017F;o viel Freude &#x2014; in &#x017F;ofern er<lb/>
Sachen betraf &#x2014; als er mir nahm &#x2014; in &#x017F;o fern er Per&#x017F;onen angieng.<lb/>
Die leztern &#x017F;ind &#x2014; ich und Fr. <hi rendition="#aq">v. B[erlepsch]:</hi> in die&#x017F;er hätten Sie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0029] An deinem geliebten Geburtstage wird dieſes Blat anlangen und dich unter deinen höchſten Freuden treffen: ich feier ihn allein, zwiſchen der Vergangenheit und der Zukunft — du weiſt, was ich wünſche und wen ich liebe. Und ſo denke du auch an mich unter den Deinigen und das Schikſal thue den Reſt. 5 R. Ich ſehne mich ſehr nach deinen 2 Antworten! N. S. Apropos gieb der armen Julianne auf meine Rechnung (ſogar nach ihr ſehn’ ich mich, ſo tol es klingt) 60 kr., der vorigen Auf- wärterin 30 kr. und den KursKindern 30 kr. Das ganze Neſt ſizt un- 10 geäzt in demſelben Armenhaus. Ums Himmels [willen] ſchreib alles richtig auf. 2 N. S. den Brief an Emanuel giebſt du Renaten. 25. An Friedrich von Oertel in Belgershain. [Leipzig, 5. Dez. 1797. Dienstag] 15 Dein Himmel in deiner Einſamkeit giebt dir einen Werth, den wenige Himmelbürger faſſen. Ich habe keine Zeit dir mehr zu ſchreiben als dieſes — daß Stoll mich zum großen Bal mitnahm (wobei ſeine Frau nicht war) und zu einem Thee-Souper auf künftigen Dienſtags [!] lud — daß ich bei Platner eines der ſchönſten hatte und mich in 20 ſeine 2 Töchter, in jede halb verliebte — und daß ich morgen abends bei Weiſ[ſ]e eingeladen bin, der bei mir wie ich bei ihm war und für welchen mein Weſen zu paſſen ſcheint. Ich habe viele Bekante. — Bleibet ſeelig, Ihr Lieben! Berlepsch komt erſt. — Melzer wil mit mir zu dir. 25 26. An Eſther Bernard in Breslau. Leipzig d. 8. Dec. 97. Mein Auszug aus Hof — zu Anfange Novembers — lies mir Ihre Briefe, Madame, blos ſpäter zukommen. Ihr erſter gab mir durch ſeine Einkleidung und durch ſeinen Geiſt, durch Zeichnung und Kolorit 30 (wie die menſchlichen Geſpräche) gerade ſo viel Freude — in ſofern er Sachen betraf — als er mir nahm — in ſo fern er Perſonen angieng. Die leztern ſind — ich und Fr. v. B[erlepsch]: in dieſer hätten Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/29
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/29>, abgerufen am 03.12.2024.