Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.so weit und schlecht gereiset? -- Jacobi hat mir gut geschrieben und Ich nehme dich an mein Herz und behalte dich daran! Habe Dank R.5 321. An Friedrich von Oertel in Belgershain. W[eimar] d. 28 Sept. 99.Mein Alter! Guten Abend, denn jezt schreib ich. -- Über Amoene Mein Oertel, warum ekelt mich Leipzig so sehr? Sonst wär' ich15 Ich war seitdem in Gotha, Eisenach und der Ruhl. In Eisenach20 ſo weit und ſchlecht gereiſet? — Jacobi hat mir gut geſchrieben und Ich nehme dich an mein Herz und behalte dich daran! Habe Dank R.5 321. An Friedrich von Oertel in Belgershain. W[eimar] d. 28 Sept. 99.Mein Alter! Guten Abend, denn jezt ſchreib ich. — Über Amoene Mein Oertel, warum ekelt mich Leipzig ſo ſehr? Sonſt wär’ ich15 Ich war ſeitdem in Gotha, Eisenach und der Ruhl. In Eisenach20 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0249" n="234"/> ſo weit und ſchlecht gereiſet? — Jacobi hat mir gut geſchrieben und<lb/> verheiſſen, in 14 Tagen erſt — recht zu ſchreiben.</p><lb/> <p>Ich nehme dich an mein Herz und behalte dich daran! Habe Dank<lb/> für die Vergangenheit! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="5"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>321. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Belgershain.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">W[eimar] d. 28 Sept.</hi> 99.</hi> </dateline><lb/> <p>Mein Alter! Guten Abend, denn jezt ſchreib ich. — Über <hi rendition="#aq">Amoene</hi><lb/> haſt du 2 Irthümer; 1. ſie iſt und war nur verlobt, 2) ſie wird <hi rendition="#g">gewis</hi><lb/> verehelicht, wenn und da im Frühling O[ttos] Schweſter es wird.<lb n="10"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd3_256">[256]</ref></note>Ich war den ganzen Sept. in <hi rendition="#aq">Hof</hi> und gieng kalt von <hi rendition="#aq">A.</hi> und kam kalt<lb/> zu ihr. Überhaupt traf ich im <hi rendition="#aq">Heroldschen</hi> Hauſe und Kreiſe eine<lb/> neblichte Dumpfheit an, die immer aus einem widernatürlichen Be-<lb/> ſtande lyriſcher und eiliger Verhältniſſe (der Liebe) aufſteigt.</p><lb/> <p>Mein Oertel, warum ekelt mich Leipzig ſo ſehr? Sonſt wär’ ich<lb n="15"/> längſt an dir. — Der <hi rendition="#g">berühmte</hi> Mahlman und Leipziger iſt hier noch<lb/> nicht einmal <hi rendition="#g">bekant.</hi> — Der Herzog von <hi rendition="#aq">Hildburghausen</hi> hat mich<lb/> zum Legazionsrath gemacht. — Ich ſchreibe alles durch einander; und<lb/> nur die Striche ſind mein Altargeländer. —</p><lb/> <p>Ich war ſeitdem in <hi rendition="#aq">Gotha, Eisenach</hi> und der <hi rendition="#aq">Ruhl.</hi> In <hi rendition="#aq">Eisenach</hi><lb n="20"/> ſol ich mich mit einem ſchönen Mädgen verlobet haben, wie man mich<lb/> algemein verſichert; mir wil die Sage nicht ein, ich glaube eher, daß<lb/> ichs mit einem edeln Weſen (einem Fräulein <hi rendition="#aq">v. Feuchtersleben</hi>) in<lb/><hi rendition="#aq">Hildburghausen</hi> thue, wohin ich wieder reiſe. — Ein ganzer Poſt-<lb/> wagen iſt mit fremden Briefen für dich volgeladen; könte nur eine<lb n="25"/> Kronwache ihn beſchirmt zu dir geleiten. — <hi rendition="#aq">Schiller</hi> zieht in das<lb/> Logis der F. <hi rendition="#aq">v. Kalb,</hi> die nicht wiederkomt. — Dein Verhältnis mit<lb/><hi rendition="#aq">Goeze</hi> muſte ſo ſchlieſſen wie jedes, das nicht die Neigung ſondern zu-<lb/> fällige reſignierende Nebenzwecke knüpfen. Ach das Herz wird überal<lb/> beſtraft und verlaſſen, wo es kein Herz ſucht. Überal werden bei dir<lb n="30"/> Verhältniſſe, die du dir nur abzwingſt, ſo ausgehen. — <hi rendition="#aq">Müller</hi> iſt ein<lb/> Markzieher <hi rendition="#aq">Fisch;</hi> in <hi rendition="#aq">Leipzig</hi> giebts nur Markzieher. — <hi rendition="#aq">Ahlefeld</hi><lb/> ſchreibt mir nicht, ich ihm nicht. — — Auf der Bahn nach <hi rendition="#aq">Hof</hi> gieng<lb/> ich durch <hi rendition="#aq">Rudolstadt,</hi> wo mir die Magie der Gegend, die Fürſtin,<lb/> der Fürſt (der mich nach <hi rendition="#aq">Schwarzburg</hi> führte), die Stadt, die Men-<lb n="35"/> ſchen ſo wohl gefielen, daß ich in der Ehe <hi rendition="#aq">Weimar</hi> dagegen austauſche.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0249]
ſo weit und ſchlecht gereiſet? — Jacobi hat mir gut geſchrieben und
verheiſſen, in 14 Tagen erſt — recht zu ſchreiben.
Ich nehme dich an mein Herz und behalte dich daran! Habe Dank
für die Vergangenheit! —
R. 5
321. An Friedrich von Oertel in Belgershain.
W[eimar] d. 28 Sept. 99.
Mein Alter! Guten Abend, denn jezt ſchreib ich. — Über Amoene
haſt du 2 Irthümer; 1. ſie iſt und war nur verlobt, 2) ſie wird gewis
verehelicht, wenn und da im Frühling O[ttos] Schweſter es wird. 10
Ich war den ganzen Sept. in Hof und gieng kalt von A. und kam kalt
zu ihr. Überhaupt traf ich im Heroldschen Hauſe und Kreiſe eine
neblichte Dumpfheit an, die immer aus einem widernatürlichen Be-
ſtande lyriſcher und eiliger Verhältniſſe (der Liebe) aufſteigt.
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Mein Oertel, warum ekelt mich Leipzig ſo ſehr? Sonſt wär’ ich 15
längſt an dir. — Der berühmte Mahlman und Leipziger iſt hier noch
nicht einmal bekant. — Der Herzog von Hildburghausen hat mich
zum Legazionsrath gemacht. — Ich ſchreibe alles durch einander; und
nur die Striche ſind mein Altargeländer. —
Ich war ſeitdem in Gotha, Eisenach und der Ruhl. In Eisenach 20
ſol ich mich mit einem ſchönen Mädgen verlobet haben, wie man mich
algemein verſichert; mir wil die Sage nicht ein, ich glaube eher, daß
ichs mit einem edeln Weſen (einem Fräulein v. Feuchtersleben) in
Hildburghausen thue, wohin ich wieder reiſe. — Ein ganzer Poſt-
wagen iſt mit fremden Briefen für dich volgeladen; könte nur eine 25
Kronwache ihn beſchirmt zu dir geleiten. — Schiller zieht in das
Logis der F. v. Kalb, die nicht wiederkomt. — Dein Verhältnis mit
Goeze muſte ſo ſchlieſſen wie jedes, das nicht die Neigung ſondern zu-
fällige reſignierende Nebenzwecke knüpfen. Ach das Herz wird überal
beſtraft und verlaſſen, wo es kein Herz ſucht. Überal werden bei dir 30
Verhältniſſe, die du dir nur abzwingſt, ſo ausgehen. — Müller iſt ein
Markzieher Fisch; in Leipzig giebts nur Markzieher. — Ahlefeld
ſchreibt mir nicht, ich ihm nicht. — — Auf der Bahn nach Hof gieng
ich durch Rudolstadt, wo mir die Magie der Gegend, die Fürſtin,
der Fürſt (der mich nach Schwarzburg führte), die Stadt, die Men- 35
ſchen ſo wohl gefielen, daß ich in der Ehe Weimar dagegen austauſche.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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